Alles, außer gewöhnlich – und gerne unaufgeregt unkompliziert
Text: Roland Buß │ Fotos: Kirsten Buß

Freitag, 28. Januar 2022 22.55 Uhr
im Huck You II, Markt 3 in Bocholt
Als Fans von Bernd Stromberg (Christoph-Maria Herbst) und Streifen aus der Regie-Feder von Sönke Wortmann, war es keine Frage des „Ob“, sondern nur des „Wann“ wir uns „Contra“ im Kinodrom anschauen. Zumal die Theaterleiter Miki & Levent uns diesen Film ans Herz gelegt hatten.
An diesem Freitag sollte es dann so weit sein. Gerne in Verbindung mit einem kleinen kulinarischen Rahmenprogramm. Zunächst Pizza-Time beim einem unserer Fladenbrot-Hotspots in Bocholt – bei Paolo vom „Vesuvio“ auf der Ravardistraße. Zum Nachtisch gab es ein paar Bierchen bei Dieter Amler im „Studio B.“ Dann ging’s zur Popcorn-Movie-Session ins
Kinodrom. Auf dem Rückweg winkte uns Sven vom Huck You II gutgelaunt zu. Unsere Gaumen winkten unisono ebenso freudig zurück. Ein Déjà-vu zur Krönung eines schönen Abends sollte es sein. So wurde unser neuer Lieblings-Aperitif kurzerhand zum Digestif. Prost-Session mit Sven.
Plötzlich blickte ein uns vertrautes Gesicht um die Ecke. Unser kulinarischer Freund Frank Mielke. Auch nur auf einen Absacker in netten Umgebung. Frank, den wir aus gemeinsamen Kochsessions seit 2013 kennen, ist seit fünf Jahren Markenbotschafter für Jordan Olivenöl.
Dem „Wir sollten uns mal wieder treffen?“ folgte eine kurze Abstimmung mittels iCalendar und ein Deal via Handschlag. Tenor des Deals und Reminder in der eigens eingerichteten WhatsApp-Gruppe „Anti-Murmeltier-Dinner“ war:
Alles, außer gewöhnlich!
„Food & Wine, das man gerne mal mit tollen Menschen teilen möchte, die das zu schätzen wissen – bestenfalls mit einer schöner Story dahinter. Das darf sehr puristisch, sehr einfach sein. Es kommt lediglich darauf an, dass es Besonders ist. Also Dinge, die wir nicht jeden Tag futtern oder schlürfen.
Achtet bitte darauf, dass alles im Rahmen bleibt – es ist ja kein Dinner-für-Spinner.“
Was hat es mit dem Anti-Murmeltier-Dinner auf sich?
Erinnert ihr euch an den Film „Und täglich grüßt das Murmeltier“ aus den Neunzigern, im Bill Murray in einer Zeitschleife, denselben Tag immer wieder auf’s Neue durchlebte?
Für uns ist das Murmeltier zur mentalen Galionsfigur geworden, bisweilen eingeschliffenes Essverhalten zu durchbrechen. Sicherlich auch dadurch bedingt, dass es mal Menschen in unserem Umfeld gab, die uns dreimal nacheinander mit ein- und demselben Menü empfingen. Das Essen war gut und durchaus wiederholenswert. Was uns nicht so gut schmeckte, war die dreimal aufgewärmte Story, dass sie dieses Menü noch NIE gekocht haben und es heute, speziell für uns als Freunde zelebrieren.
Ich glaube nicht das es Demenz war. Eher kulinarische Eintönigkeit die man(n) & Frau wortreich kaschieren wollten.
Sonntag, 06. März 2022, 17.00 Uhr
Private-Kitchen-Suite in unserem Nest
Es klingelt. Fellnase Paula wieselt die Treppe hinunter, um Frank & Alisa und Sven & Enny zu begrüßen. Paula sie hat soooo gerne! Insbesondere, wenn sie wohlduftende Sachen nach oben schleppen.
Bei einer Runde Schaumwein im Stehen stimmten wir kurz ab, wie aus der zusammengetragenen Wundertüte von Speisen und Weinen ein „kulinarischer Schuh“ werden kann. – Sprich, wie die Gangfolge aussehen könnte.
Eiskaltes Warming-up
Den Auftakt macht Enny mit einem geshakt-gekühltem Espresso Martini.
Einem genialen Cocktail. Bislang habe ich um Martini immer einen großen Bogen gemacht. Wir kommen geschmacklich einfach nicht auf einen Nenner, auch wenn er zum Lieblingsgetränk von James Bond avancierte.
Aber wusstet ihr, dass im Wodka Martini gar kein Martini drin ist?
Die Auflösung findet ihr hier:
Vorspeisen-Spektakel
Während wir Enny’s wodka-geschwängerten Espresso schlürfen, breitet Frank seine Mitbringsel aus dem Jordan-
Genuss-Shop aus, der übrigenfalls (Insider) sein physisches Zuhause in Solingen hat.
www.jordanolivenoel.de
Nach dem Anrichten auf der Tafel in unserer Mitte, folgte das erbetene
Food-Telling von Frank, während wir schon mal los futterten.
Zum Hausbrot von Bäckerei Wissing und geräucherter Meersalzbutter gab es:
- Trüffelsalami aus der Toskana
- Reinhard’s Walder – Original
- Eichsfelder Feldkieker
- Sülze nach französischem Vorbild
- Steinpilz- und Anis-Feigen-Butter
- von den Butter Boyz
- Sardinen von La Brújula
- Kalamata Oliven von Jordan
- Trüffelchips
Ferner Büffelmozzarella vom „Büffel Bill“, den wir mit feinstem Jordan-Olivenöl aus der 3-Liter-Magnumflasche geflutet haben. Ein absoluter Hingucker und ein tolles Geschenk für Menschen, die das zu schätzen wissen:
Happy Foie Gras – ein grandioses Produkt, für Genießer, die der Gänseleber verfallensind – begleitet von stetig schlechtem Gewissen. Die Happy Foie Gras-Leber stammt von einem Sternekoch aus Münster.



Sven Enny

Alisa

Frank
„ Schreiben und Kochen bedürfen der gleichen kreativen Hingabe.
Man muss sich Zeit nehmen, auf die richtige Mixtur achten,
hier eine Prise Salz hinzufügen, da eine Zeile Dialog.
Man muss den Appetit anregen und mit Erfahrung würzen.“
Kabeljau meets Chorizo & Chicorée
Dann ging es an die Zubereitung des Fischgangs. Unserer Hommage an ein
Gericht, was wir am 21. Februar diesen Jahres im „Le Covert“ in Paris gegessen haben: Neben der Neugierde auf dieses Gericht, was draussen anschlagen war, waren es das Ambiente und der Blick auf einige Großflaschen meines Lieblings-Cognacs Lheraud, was mich schlafwandlerisch in dieses Bistro führte. Kirstens Geschmack hat es auch getroffen, auch wenn Cognac zum Lunch nicht ihr Ding ist – aber wir waren ja im Urlaub.
Der genaue Wortlaut auf der Karte war: Fang des Tages / Endivie mit Orange / kandierte Zitrone / Chorizo für 25,- Euro.
Ansprechend serviert, angemessen kalkuliert – so mein Eindruck. Geschmacklich echt interessant, inspirierend und nachahmenswert. Beim Cappuccino und besagtem Cognac flossen folgenden Notizen in mein Moleskine:
- Skrai- bzw. Kabeljau-Loins bestellen, um dieses Gericht beim Anti-Murmeltier-Dinner nachzukommen.
- die Chorizo nicht als „Spurenelemente“ ans Gericht geben, sondern deutlich sichtbar und zuvor inJordan-Olivenöl angebraten.
- den Endiviensalat gegen gebratenenChicorée ersetzen, der mit Orangen-
Chutney lackiert wird. - den Fisch auf gebratene Roscoff-Zwiebeln setzen.
- das Ganze auf einem mit Backpapier ausgelegtem Backblech anrichten und
in den Lücken geschmolzene Honig-Tomaten platzieren. - darauf achten, dass dieses Gericht nicht zu sauer daherkommt, d.h.
Säure und Süße sorgsam ausbalancieren. - Ein ganz herzliches Merci an das Team vom „Le Covert“ – auch von unseren Gästen – für diese Inspiration. Dazu gab es ein mediterranes Kartoffelpüree mit Kapern, welches wir mit einem großen Schluck aus der Jordan-Pulle aufgepeppt haben.
Fast vergessen, Frank hatte auch noch Kaisergranaten mitgebracht, die ihr finales Bad im Sud der ausgekochten Kabeljau-Bauchlappen fanden.







Steaks und Käse schließen den Magen
Eigentlich waren wir zu dem Zeitpunkt schon gut gesättigt, aber wohin mit dem US Beef, in Form von Strip Loins, von Otto Gourmet? Während Frank die beiden ansehnlichen Stücke durch „Rückwärtsgaren“ auf den optimalen Genusspunkt brachte, richteten Sven & Enny ihre Käse-Spezialitäten, untere anderem einem Reypenaer XO, zum Dessert an.
Ein besondere Absacker
Was wäre denn ein angemessenes Finalgetränk dieser mittlerweile sechs Stunden andauernden Schlemmer-Orgie – zugleich passend zum Käse? Eigentlich eine rhetorische Frage, wenn man inmitten eines stattlichen Arsenals verschiedener Portwein-Jahrgänge sitzt …
Also … kurze Abfrage unter den menschlichen Jahrgängen unserer illustren Runde – mit dem Ergebnis: 1995, 1983, 1992, 1991, 1968 und 1963. Durch sechs geteilt gab es eine Punktlandung beim Jahrgang 1982, den wir dann entkorkten. Ein 40 Jahre altes Genussmittel in Bestform.
Gut, dass Kirsten und ich dabei waren, sonst hätte die Jungspunde einen 1990er trinken müssen.
Resümee des Abends: Durchaus wiederholenswert … was die Zusammensetzung der Charaktere betrifft. Die Fähigkeit zu genießen, kennt keine Generationskonflikte. Bei den Speisen würden wir sicherlich einen anderen Film abspielen, als „Und täglich grüßt das Murmeltier.“
Euer PAN-Kitchen-Story-Team