
… nach der Lektüre des Buches „Ein guter Jahrgang“ von Peter Mayle.
Text: Roland Buß // Foto: Jens Wiegrink
Dienstag, 12. Juli 2022, 09:51 Uhr –
WhatsApp an Schmöker-Affen-Composer Jens
„Moinsen Jens, kleines visuelles Briefing: Ich stelle mir den Schmöker-Affen in einem Kinosaal des Kinodroms in Bocholt sitzend vor. Das Buch „Ein guter Jahrgang“ in Griffweite, den Film „Ein gutes Jahr“ schauend (Filmplakat dazu im Hintergrund). Ein paar persönliche Provence-Fotos von uns eingebaut und eine Flasche „Coin Perdu“ neben ihm.
Wein und Buch sind als Requisiten vorhanden, die Impressionen aus der Provence schicke ich dir.“
Jens ist kein Mann großer Worte. Muss aber auch gar nicht – schon seinen Ersten Entwurf kommentierten wir schmunzelnd mit: „Treffer versenkt!“
Übrigens: Popcorn, Cola und Kappe sind allesamt vom Composer ins Bild geschmuggelt. Wahrscheinlich um sich künstlerisch nicht gängeln zu lassen, wofür wir vollstes Verständnis haben 🙂
@Mario: Bevor du dich wunderst, trotz ausgezeichneter Kontakte zum Kinodrom dürfen auch wir keinen Affen mit ins Kino nehmen. Jens hat den Kinosaal am Computer gebaut!
Der Hintergrund dieses Composings
Anfangs des Jahres haben wir unsere Kooperation mit Miki und Levent, den beiden Theaterleitern des Kinodrom, im PAN kommuniziert. Im Bereich Genusskino mit dem PAN und im Bereich Business-Veranstaltungen mit unserem Magazin PLATZHIRSCH.
Für den Auftakt des Genusskino-Formates haben wir „Ein Gutes Jahr“ mit Russell Crowe ausgewählt. Generell scheint uns dieses wohlklingende Jahr 2022 als besonders geeignet, genau diesen Film zu zeigen – auch wenn uns bisweilen die Realität erdet.
Save-the-Date und Details findet ihr auf Seite 59 dieser Ausgabe.
Entstanden ist die Idee zu diesem Buch in einem Gespräch zwischen Ridley Scott und Peter Mayle (beide waren in der Provence ansässige Engländer, Nachbarn und Freunde) auf der Silversterfeier Mayles im Jahr 2002. Sie tauschten sich aus, welche Erfahrungen ein Engländer in Frankreich so machen kann. Das ist wohl auch der Grund dafür, dass Scott nur wenige Monate nach Erscheinen des Romans frei nach der Buchvorlage den Film „Ein gutes Jahr“ gedreht hat – natürlich in der Provence.
Buchbesprechung „Ein guter Jahrgang“
Angelesen: Montag, 24. Oktober 2005, 19:20 Uhr im „Louisiana“ auf der Meile am CentrO Oberhausen, wo ich es unmittelbar zuvor in der dortigen Thalia-Buchhandlung gekauft hatte.
Klappentext: Glück im Unglück für Max Skinner – zeitgleich mit der fristlosen Kündigung, die das Ende seiner Karriere auf dem Londoner Finanzmarkt bedeutet, erhält er Post aus Frankreich: Sein Onkel hat ihm das Landhaus in der Provence vererbt, in dem Max als Junge oft und gerne seine Ferien verbrachte.
Der geschätzte Finanzjongleur braucht nur kurze Bedenkzeit, dann zieht er nach St. Mons. Dort spielen die Männer Boule, die Frauen flirten unbeschwert, und das Leben ist noch einfach und schön wie in Kinderträumen. Da kann man es schon mal verschmerzen, dass das Landhaus noch ein wenig baufälliger ist, als ohnehin befürchtet.
Eine Riesenenttäuschung ist dagegen die erste Weinprobe auf dem übernommenen Gut. Der sogenannte „Le Griffon“ ist mindestens so schlecht, wie sein Ruf. Nur merkwürdig, dass Claude Roussel, der Mann, der für den Anbau und die Abfüllung verantwortlich ist, so hartnäckig an seinem Posten und dieser umprofitablen Scholle Land hängt …
Ehe Max Skinner sich einen Reim auf diesen Widerspruch machen kann, steckt er selbst schon bis zum Hals in einer Verschwörung, die mit einem ganz neuen Phänomen des Weinanbaus zu tun hat …
Eine der vielen wohlwollenden
Rezensionen: Das Buch ist eine kleine Auszeit vom Alltag und macht Lust auf Südfrankreich und ein Glas guten Rotweins. Peter Mayle hat es geschafft Leichtigkeit, französischen Charme und viel Wissenswertes zu verbinden.
Zwischen meinem ersten Anlesen und dem mehrmaligen Querlesen der Randnotizen, der markierten Passagen liegen mittlerweile genau 6.111 Tage.
Selektion meiner markierten Passagen: Crème Brulée︱Avignon︱Bordeaux︱Léoville Barton ︱ Lamm ︱Garagenwein ︱
Chateau Le Pin︱Calvados ︱ Marseille ︱Luberon︱Patrick Bruel︱Vaucluse︱Gordes︱Menerbes︱Bounnieux︱Roussillon︱Lacoste︱Pastis︱Boule︱Le Griffon︱Bassin︱Citroen︱Chateauneuf du Pape︱Charles Aznavour︱Pate︱Brochette de Poulet︱Tarte aux pommes ︱Provence︱Banon︱Isle-sur-Sorgue ︱Marc de Provence︱Omelett︱Wildschwein-Civet︱Renault︱Croissants︱Edith Piaf ︱La Vie en Rose︱Lavendel︱Café Crème︱Trödelmarkt︱Sauerampfer︱Garonne︱Le Coin Perdu︱Das vergessene Fleckchen Erde︱Chateau Petrus︱Lafite-Rotschild︱Grenache︱Syrah︱Rosé ︱Kaninchen︱Screaming Eagle︱Caviar d’ aubergine︱Cornichons︱eau-de-vie︱Cabernet Sauvignon︱Rosmarin︱Thymian︱Cognac︱Champagner︱Krug︱Kartoffelgratin︱Diana Krall︱Moules farcies ︱Laguiole︱Yquem︱Domaine de Trévallon︱Cassoulet︱Entenconfit︱Saucisses Toulouse
Warnung
Je mehr der vorgenannten Begriffe ihr wohlwollend abnickt, Speichelfluss einsetzt, Lust aufkeimt … spontan ins Auto zu klettern, um in Richtung Provence aufzubrechen, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass eine „Frankophile Sehnsucht“ in euch schlummert.
Wenn das so ist, seid euch bewusst, dass Buch wie Film Nebenwirkungen erzeugen können!!!
Ende der Warnung – zurück zu den 6.111 Tagen:
Auch wenn es angemessen wäre, auf diese Schnapszahl einen eben solchen zu konsumieren. Es wäre Frevel an diesem Werk, in dem es sich vornehmlich um Wein dreht. Im Mittelpunkt ein geheimnisvoller „Garagenwein“ mit dem Namen „Le Coin Perdu“ – Das vergessene Fleckchen Erde.
Was denkt ein 63’er-Jahrgang, aus einem grandiosen Portweinjahr rückbetrachtend? Kennt ihr das Gefühl, dass es Bücher gibt, nach deren Lektüre man ein wenig anders tickt? Die das Leben in eine andere Richtung lenken, ohne das einem das wirklich bewusst ist? Wo einem erst beim genauen Hindenken deutlich wird, was dieses Buch alles bewirkt haben könnte?
Wäre ich von den Rebsorten Syrah, Grenache, Mouvedre und Cinsault genauso angetan, wenn ich nicht wüsste, dass daraus der „Coin Perdu“ kreiert würde?
Hätte ich jemals zehn Reisen nach Südafrika unternommen, um am Cap rund um Franschhoek, Stellenbosch, Hermanus etc. unter den 5.000 Weinerzeugern diejenigen Passionisten aufzuspüren, die Garagenweine vinifizieren? Und das in so kleinen Mengen, das sie maximal in einer Doppelgarage Platz finden (ca. 12.000 Flaschen).
Würden Pastis und Boule, sowie ein amtlicher Korkenzieher heute zum „Bord-Werkzeug“ unseres Landy gehören? – allzeit bereit, für einen den genussvollspielerischen Einsatz.
Hätten wir sonst im Jahre 2013 an unserem ersten Diner en Blanc in Neuss teilgenommen, mit der Idee, dass ein solch kulinarischer Flashmob das kulturelle Leben in Bocholt bereichern könnte?
Bis zum Jahre 2018 gab es für mich, als sporadischen Paris-Touristen, in Frankreich nur böhmische Dörfer. Dreizehn Jahre hatte es seit der Lektüre von „Ein guter Jahrgang“ gedauert, bis ich mit unsrer Fellnase Paula zu unserer ersten Bucket-List-Tour nach Frankreich aufbrach, um meine aufgestaute „frankophile Sehnsucht“ zu stillen.

In der Zwischenzeit hatte ich gelernt das perfekte Cassoulet zu machen, Kaninchen in Süsswein zu schmoren, Wildschwein mal anders zuzubereiten, Moules-Variationen zu kreieren. Und, wenn es äußerst gelungen war, das Menü mit einem Calvados, einem Marc de Champagne, einem Eu de Vie oder einem schönen Cognac zu krönen.
Die 5.500 abgerissenen Kilometer durch Frankreich waren wie nach Hause kommen für mich. Kirsten stieg später am Flughafen von Marseille in unseren Landy. Wir verlebten eine traumhafte Zeit in der Provence. Vieles schien uns so bekannt und vertraut. Das meiste aus diesem Buch und dem daraus resultierenden Kinofilm „Ein Gutes Jahr.“ Wir haben alle Stationen und Drehorte abgefahren und unsere Eindrücke im Herbst 2021 noch einmal vertieft.
Immer begleiteten Weine und vornehmlich provenzialische Delikatessen unsere wehmütige Rückreise. Einzig das imposante Ladevermögen unseres Defender linderte den Schmerz.
Weine vom Ex-Garagenwinzer Jean Luc Thunevin, dem „Bad Boy“ aus St. Emilion, Bouteillen von unserem neuen Winzerfreund Jean-Marie Royer aus Chateauneuf du Pape, Tropfen aus Gigondas …
Jetzt neigen sich die 2021er-Vorräte dem Ende. Ich kann es kaum abwarten, mit Kirsten & Paula im Herbst diesen Jahres wieder in Richtung Provence aufzubrechen und ab dem Jahr 2023 für eine längere Schreibphase.
Mir bleibt die Erkenntnis, dass mein Leben wahrscheinlich ein wenig anders verlaufen wäre, wenn ich dieses Buch am 24.10.2005 nicht in die Hände bekommen hätte.
Ich muss euch also letztmalig warnen. Wenn ihr auf den ganzen Genuss-Klimbimm und Bilderbuch-Landschaften keinen Bock habt, dann ist das nichts für euch – weder Buch, noch Film 🙂
Ansonsten viel Spaß beim Schmökern oder zum Genusskino im Kinodrom! – Oder Beides!