Mo.-Fr., 8 – 17 Uhr

Der Schmöker-Affe Teil II

von | Jun 20, 2022 | LesensWertes

Text: Roland Buß  ̵ Bild: Jens Wiegrink

 

Habt ihr noch das Cover unserer letzten PAN-Ausgabe vor Augen. Dort haben wir der von Jens Wiegrink gestylten Symbolfigur für unsere Rubrik LesensWertes erstmalig die Bühne gegeben. 

Die witzigste aller Rückmeldungen stammte von unserem kulinarischen Freund Mario, der fragte: „Wie kommt der Affe in die Apotheke?“ Tja, lieber Mario, das solltest du Kathrin Reygers-Funk und ihr Team von der St. Georgius Apotheke fragen. 

Für uns ein schönes Indiz, das dieses Composing seine surreal-reale Wirkung entfaltet. 

Montag, 30. Mai 2022, 11:00 Uhr, Cappuccino mit Schmöker-Affen-Composer Jens

„Sag mal mein lieber Jens, könntest du das Bild dahin gehend verändern, dass der Schmöker-Affe das hier zu besprechende Buch in den Händen hält? Gerne eine Brille in Reichweite und falls möglich einen Hinweis auf meine Begegnung mit dem vinologischen Vater des „Bad Boy’s“ – natürlich wieder mit dem Bezug zu unserer Heimatstadt!“
„Kein Problem.“

Das war es in der Tat nicht, wie ihr dem Ergebnis entnehmen könnt. Problematisch wurde es mit dem Wiedersehen von Jean-Luc Thunevin, dem Ex-Garagenwinzer und Petrus-Bezwinger, der es geschafft hat, mit seinem Château de Valandraud, den legendären Château Petrus hinter sich zu lassen. Jean Luc konnte nicht zur ProWein nach Düsseldorf anreisen. So blieb es beim Tasting seiner grandiosen Weine mit dem sympathischen Export-Manager Xavier Serin. Jean-Luc, den Bad Boy aus dem Bordelais, werden wir im Herbst diesen Jahres in St. Emilion wiedersehen, um seine einzigartige Story aufzusaugen und mit euch zu teilen.  

Buchbesprechung Le Grande Bordel

Ihr müsst keine Sorge haben, das Buch beinhaltet nichts Unanständiges. Es ist auch nicht auf die Lektüre bei Rotlicht auf einem Plüschsofa beschränkt. Der Buchtitel bedeutet nichts anderes wie
„Das große Durcheinander.“

Aufmerksam geworden:

Über den begeisterten Post einer Leserin in der FaceBook-Gruppe „Französische Küche und Lebensart“.
https://www.facebook.com/groups/1391636241087993

Angelesen:

Montag, 4. April 2022, 15:09 Uhr im Restaurant des Saunabereiches im Bahia. Schon beim ersten Blättern war klar: Das ist der Beginn einer großen Liebe zu diesem Werk. Ich hole mein Schreibzeug raus. Stift und Textmarker wuseln über das Papier – ein untrügerisches Zeichen für den hohen Inspirationsgehalt dieses Buches. Eines der bislang schönsten Kochbücher meiner Sammlung wird kurzerhand zum WorkBook. Das edle Coffee-Table-Book mutiert zum Arbeitsbuch, welches man wegen seiner unzähligen Randnotizen, Skizzen, Eselsohren und Post-it niemals verleihen könnte. 

Ich genieße den Schreibstil der Texterin Judith Stoletzky —  deren Wörter und Sätze man bisweilen riechen und schmecken kann. Wordings, wie „sehr gut abgehangener Erinnerungen“ …  lassen ahnen, dass hier eine Wortakrobatin mit einem fundierten kulinarischen Background zur Feder gegriffen hat. 

Ich bin fasziniert von der Symbiose aus True-Stories und ausschweifender Phantasie, auf die man als LeserIn vorbereitet wird mit: „Nehmen Sie bitte bloß nicht an, dass alles, was hier erzählt wird, passiert sei“ und „Die Tatsachenberichte in diesem Buch sind zugegebenermaßen mit Vermutungen, Geraune, Gerüchten und Übertreibungen gewürzt“  – „Hauptsache die Anekdoten sind köstlich“. Allesamt Hinweise darauf, dass die Bezeichnung Kochbuch zu kurz gesprungen wäre. 

Ich erfahre, dass die Protagonisten dieses Buch-Projektes einen Lkw mit 17 Kubikmetern Requisiten beladen haben, um sich von Hamburg aus in Richtung Provence aufzumachen. Zwei ambitioniert-konzentrierte Wochen, um die Food-Szenen an besonderen Locations aufzubauen und einzufangen. Fotos von Gerd George, die Geschichten erzählen, die das Kopfkino der Leserinnen und Leser zu einem kulinarischen Blockbuster werden lassen. Bilder, auf denen man auch beim zweiten und dritten Betrachten immer wieder Neues entdeckt – mit-ausgeheckt von der  Stylistin Elke Ross. Mit Boris Krivec und Stephan Hippe lerne
ich zwei Menschen kennen, die sich mit ihrer Brasserie „La Provence“ in Hamburg einen Lebenstraum erfüllt haben. Zwei Quereinsteiger — der eine Anwalt und der andere Schauspieler.  Menschen, mit denen man sich freut und mit denen man leidet – was das Treiben in einem der schwierigsten Metiers auf diesem Planeten angeht, der Gastronomie. 

Rezepte aus der Feder von Stefan Hippe –  Nachkochbares der einfachen, klassischen provenzialischen Sonnenküche … aber erst ab Seite 138. Die
vorherigen Seiten gehören den Geschichten rund um Nicolas Polverino (dem Neffen von Ines, der Haushälterin von Picasso) und seiner Frau Jany – den zum Schmunzeln anregende Story-Häppchen rund um die Mafia, den Jetset, Jean-Paul Sartre, Dior — von der Côte d’Azur bis zum grauen Elbstrand.

Kurzum: Ein Buch wie ein Buffet, wo für jeden etwas dabei sein dürfte, dessen Pulsschlag bei folgenden Begriffen ein wenig angelupft wird: 

#provence 
#brasserie 
#picasso 
#dolcevita 
#savoirvirre 
#hamburg

Wenn euch nach einer klassischen Rezeptsammlung im Sinne von „Kochen nach Zahlen“ zumute ist – eher Finger weg!

Selten hat mich ein Buch so fasziniert– aber ich bin auch befangen. Als passionierter Koch und Vielschreiber wurde ich des Öfteren darauf angesprochen, bzw. ermutigt ein Kochbuch zu schreiben. Es mangelt mir nie an eigenen Rezepten und Ideen. Mit „us-de-la-meng“ (aus dem Handgelenk) gibt es einen Arbeitstitel, der eine ähnlich unkomplizierte Küchen-Philosophie verheißt, wie das hier besprochene „Le Grande Bordel“. Bislang mangelte es mir an der Zeit, ein solches Projekt mit all seinen Facetten umzusetzen, unser „Black Sheep“ (unseren alten Landrover-Defender) mit einem Lacanche-Kochtisch auszustatten …
unseren Hänger mit Kochgedöns und Accessoires zu packen und um uns mit Fellnase Paula dahin aufzumachen, wo zumindest ich, schon mal gelebt zu haben glaube – in die Provence. 

Unter dem Motto „Koche und trinke nichts, worüber du keine Geschichte erzählen kannst.“, werden wir uns ab März 2023 auf die Reise machen, um diese Stories für euch einzufangen, zu dokumentieren und niederzuschreiben. Ganz sicher mit Stationen und Begegnungen auf Sylt, in Hamburg, Paris, und natürlich mit einem Hauptteil in der Provence.

Ein ganz herzliches Merci an die bislang aufgeführten Protagonisten und die Artdirectorin Ursula Ritter, die dieses „Große Durcheinander“ so herrlich unperfekt perfektioniert hat und last, but not least an den Initiator dieses Buchprojektes Boris Krivec. Wir werden dich antickern mein Lieber, wenn wir mal wieder in Hamburg sind, um bei einem provenzialischem Rosé über die nicht geschriebenen Zeilen von Le Grande Bordel zu schnacken. 

Ihr habt unseren Ideen rund um das eigene „us-de-la-meng“-Projekt „Flügel verliehen“. Unser StoryBoard ist durch eure Impulse so facettenreich mutiert, dass wir momentan nicht wissen, was dem Ganzen gerecht werden könnte – eine Buchreihe, ein eigenständiges Magazin-Projekt … Es wird auf jeden Fall auch „Grande“. Versprochen!!!

Mit Respekt 

Roland, Kirsten & Paula 

 

Ein passendes Zitat zu „Le Grande Bordel“ 

„Schreiben und Kochen bedürfen der gleichen kreativen Hingabe. Man muss sich Zeit nehmen, auf die richtige Mixtur achten,  hier eine Prise Salz hinzufügen, da eine Zeile Dialog. Man muss den Appetit anregen und mit Erfahrung würzen. Lerne, einem Kapitel mit demselben Genuss den letzten Schliff zu geben wie einem Eintopf.“