Beschriebene fotos im Interview: Kirsten Buß
Interview: Roland Buß

Photographer-Interview mit Kirsten Buß
Prolog
Im Rahmen unserer „Mittsommernacht“ mit unserem MÜ12-Team haben wir uns die Geschichte des PAN und seinen bis dato erschienenen 260 Ausgaben in Erinnerung gerufen. Anhand einzelner Ausgaben haben wir gemeinsam an „Meilensteine“ erinnert, wie die Umstellung der Klammerheftung auf die Klebebindung, die Veränderung des Formates, das Facelift des Layouts, die Schriften usw. Veränderungen, die ad hoc ihre Wirkung entfalten – von einer Ausgabe zur nächsten.
Daneben gibt es Veränderungen, die auf strategische Entscheidungen beruhen – und die peu à peu ihre Wirkung entfalten. Die Entscheidung, vermehrt und vornehmlich Impressionen aus unseren eigenen Kameras zu verwenden, haben wir im Jahre 2018 getroffen. Eigentlich naheliegend, wenn eine ausgebildete Fotografin auf dem Chefsessel sitzt.
Gleichwohl ist es in dieser Branche üblich, sich im Pool der käuflichen Stockfotos zu bedienen. Wir haben die Regel zur Ausnahme erklärt, auch wenn es wesentlich mehr Aufwand für uns bedeutet. Es ist es uns wert PUNKT. Die Verschmelzung von authentischen Stories mit korrespondierenden Fotos, die die Story untermalen und sie rund machen, ist das, was uns antreibt. Wir werden uns Zeit und Raum nehmen, diese Passion hier im PAN mit euch zu teilen – mit dieser Ausgabe beginnend und über das Jahr 2023 verteilt. Fangen wir mit der Hauptperson an …
Montag, 24. Oktober, 19:05 Uhr
46397 Bocholt / Münsterstraße 12 / Meeting-Raum des MÜ12 Verlages
Mir gegenüber sitzt die Herausgeberin, zugleich das Gesicht des PAN – meine Frau Kirsten. Wir sind seit 2011 ein Paar – mittlerweile auch Komplizen hinter den Kameras – jetzt aber fokussiert auf das Interview. Ich bin neugierig, wie Kirsten auf meine Fragen reagiert. Allesamt nicht abgesprochen – der Grundsatz „unplugged“ gilt auch hier… auch für die Niederschrift.
Ich stelle den Timer des iPhones auf 30 Minuten und drücke den Aufnahmeknopf des mobilem Audio-Recorders.
Kirsten, was war deine erste richtige Kamera, abgesehen von einer Agfa Ritsch-Ratsch-Klick, wie wir sie damals wohl alle hatten?
Ich bin fünf Jahre jünger als du, vergiss das nicht. Meine erste Kamera war eine Nikon.
Kann es ein, dass diese Jungspündin mit dem Baujahr 1968 im Pass, tatsächlich keinen Kontakt mit diesen Pocketkameras hatte? Ich werde das beizeiten recherchieren.
Du bist gelernte Fotografin, wie kam es dazu?
Ich brauchte damals Bewerbungsfotos. Beim Stillsitzen im Fotostudio kam mir die Arbeit des Fotografen ganz spannend vor. Ich war fasziniert und habe mich spontan beworben – so einfach war das.
Wir haben mal deinen Mentor Wolfgang Rösler hier am Tisch sitzen gehabt …
Stimmt, Wolfgang habe ich viel zu verdanken. Er war derjenige, der mich an die Hand genommen und dafür gesorgt hat, dass ich meine Prüfung absolviere. Meine Ausbildung ist damals ein bisschen unglücklich verlaufen.
Hast du nach der Ausbildung als Fotografin gearbeitet?
Nicht wirklich, das Thema Fotografie gewann erst im Jahre 2004 wieder an Bedeutung, zu dem Zeitpunkt, als ich die Herausgeberin des PAN wurde.
Als ich dich kennengelernt habe, warst du vornehmlich auf den Bereich Mode fokussiert und dort auf Details wie Reisverschlüsse, Knöpfe etc.
Das stimmt, ich war viel im Einzelhandel unterwegs. Es waren die Details an den Kleidungsstücken, die Materialien und die Accessoires, die mich faszinierten. Ich hatte irgendwie ein ganz gutes Auge und Feeling dafür.
War People-Photography seinerzeit ein Thema für dich?
Überhaupt nicht, das hat sich später entwickelt. Es war Ende 2017, als mir ein Kunde aus der Modebranche das Vertrauen schenkte, mehrere Making-Ofs mit meiner Nikon zu begleiten.
Das war der Job im Spessart, von dem du die Idee für den Wedding Guide mitgebracht hast oder?
Ja, unter anderem. Wir waren zusammen in Düsseldorf und im Spessart unterwegs. Mein Job war es, die Arbeit des Fotografen und den Aufwand am Set einzufangen. Aus deren Arbeit sind Collections-Handouts und Kataloge erwachsen, die wir Layout- und Drucktechnisch über einige Jahre im MÜ12 Verlag und der Agentur produziert haben. Aus meiner Arbeit, den Foto-Dokumentationen für den Kunden, keimte der Gedanke in mir auf, dass ich gerne Menschen fotografieren würde.
… quasi als Beifang.
Das war so. Als ich den Fotografen am Set erlebte, seinen Umgang mit der Kamera, den Models, das hat etwas mit mir gemacht. Diese Interaktion hat man mit Gegenständen wie z.B. Knöpfen verständlicherweise nicht. Wenn ich recht überlege, könnte dies die Initialzündung für meinen Einstieg in die People-Photography gewesen sein. Nicht zuletzt hat mich der wertschätzende und kollegiale Austausch mit dem großartigen Fotografen und Menschen Felix Wirth beflügelt.
Es war parallel auch der Schlüsselmoment für dein zweites Magazin-Projekt – das Hochzeitsmagazin My local Wedding Guide …
Stimmt, in dem Hotel, wo ich im Spessart übernachtet habe, lag ein regionales Hochzeitsmagazin auf meinem Nachttisch. Super Idee, wie ich fand – nur mittelprächtig umgesetzt.
… was leider kein Einzelfall ist, wie wir bisweilen resümieren. Es ist schon interessant zu beobachten, wie dehnbar der Begriff Magazin zu sein scheint. Wenn das so weiter geht, wird womöglich irgendwann das Unternehmen Zewa ihr 4-lagiges Toilettenpapier als Magazin
verlegen.
Ich verliere mich … zurück zum Interview … zurück zum spessartischen Hochzeitsmagazin. Kirstens Ansichtsexemplar hat mittlerweile einen Ehrenplatz in unserer analogen Magazin-Story-Sammlung. Diese befindet sich standesgemäß in einem antiken Lederkoffer, in unserem Meetingraum. Gerne erzählen wir euch unsere Magazin-Story mit haptischen Exemplaren, wenn ihr uns besucht.
Im Grunde genommen, bin ich mit zwei Geschenken zurück nach Bocholt gereist, dem Wunsch Menschen zu fotografieren und der Idee für ein „amtliches“ Hochzeitsmagazin in unserer Region.
… und so bekam der PAN mit dem „My local Wedding Guide“ eine kleine Schwester.
… und danach kam das Business-Magazin PLATZHIRSCH.
… und jetzt folgt mit dem RADius, einem regionalen Fahrrad-Magazin, das vierte Magazin-Projekt aus der MÜ12-Schmiede.
… eine weitere Bühne, um authentische Bilderwelten in unseren analogitalen Magazinen zu platzieren. Ich freue mich drauf.
… dein linker Arm auch?
Ich spiele auf den Umstand an, dass für unsere Fokussierung auf „eigene Bilderwelten“ und ein erfreulicher Anstieg der Foto-Arrangements, mit zwei Nikon D750 und amtlichen Objektiven im Anschlag, ein Preis fällig wird, sprich lahme Schultern und schmerzende Arme.
Ich habe vor einiger Zeit ein Fotografenpaar am Set agieren sehen, die hatten jeweils zwei Fuji-Kameras am Trägergurt im Einsatz. Das sah sehr leicht und geschmeidig aus.
Die nimmt mich auf den Arm. Vor exakt zwei Jahren habe ich zwei solcher Fuji’s angeschafft. Zum einen wegen der Lichtstärke der Objektive und zum anderen, um meiner Frau den Weg in eine andere, leichtere Kamerawelt aufzuzeigen. Jetzt sind es zwei andere Fotografen, die diese Erkenntnis schärfen.
OK, der Prophet gilt auch nichts im eigenen Hause. 🙂 Weiter im Text …
Lieblingsobjektiv?
Nikkor 70-200mm
Lieblingsblende
2,8
Facebook oder Instagram?
Beides
Gibt es Fotografen, die dich inspirieren?
Ganz klar! Peter Lindbergh!
Da dieser uns beide in seinen Bann gezogen hat – auch posthum, werden wir ihm eine eigene Story in der PAN-Saison 2023 widmen.
… toll finde ich auch Annie Leibowitz. Mich fasziniert insbesondere, wie sie mit der Kamera hantiert – ganz gleich, welche berühmte Person ihr gegenüber steht.
Was macht die Passion Fotografie aus heutiger Sicht für dich aus?
Es ist für mich der kreative Gegenpol zu meiner Tätigkeit im Vertrieb unseres Verlages. Ich mache Beides sehr gerne. Und ich finde es gut und es tut mir gut, wenn die Dinge in Balance sind.

Beeinflusst die Fotografie deine Persönlichkeit?
Ich glaube, als Fotograf wirst du zwangsläufig ein sehr aufmerksamer Mensch. Du schaust genauer hin, nimmst vieles war, weil du ständig auf der Suche nach Augenblicken bist, die man mit der Kamera einfangen könnte. Wie oft habe ich schon gedacht, in unseren Urlauben und
Auszeiten, die Kamera daheim zu lassen. Aber irgendwie würde etwas fehlen.
Dein optimales Setting?
Ich mag HomeStories. Ich genieße es, wenn mir Menschen das Vertrauen schenken, mich in ihr „Nest“ vorzulassen.
Beispielsweise für ein inniges Babybauch-, Newborn- oder Family-Shooting …
Da passe ich mich dem Setting der unbekannten Umgebung an. Andersherum fühle ich mich aber auch extrem wohl in meinem Studio, hier in unseren Räumlichkeiten. Ich mag insbesondere die dunklen und schwarzen Hintergründe und das Spiel von Schatten und Licht.
Dein Lieblingsfoto, von jemand anderem geschossen?
Eines meiner Lieblingsfotos ist von Peter Lindbergh, dort wo er die ganz junge Naomi Campbell fotografiert. Es ist weniger das Foto, es ist vielmehr sein vertrauensbilde der, wertschätzender Umgang mit Naomi …
… die damals schon extrem divenhaft unterwegs war, wie wir in dem Lindbergh-Film „Woman-Stories“ sehen durften.
Ich mag das, wie er mit ihr umgegangen ist, sie einfach locker gemacht hat. Es war sicherlich nicht angenehm bei den Temperaturen zu ihr ins kalte Wasser des Pools zu gehen. Er hat ihr, ich nenne es mal, die fotografische Hand gereicht. Eine zweite Impression von ihm, die ich sehr mag, ist die Szene, wo ein paar Frauen um einen Tisch sitzen und essen.
… das Foto, was unser Gäste-WC ziert …
Genau, da gibt es so viel zu entdecken.
… wie übrigens mittlerweile auf einigen schwarz-weiß-Fotos im besagten Raum. Wir sollten darüber nachdenken, die WC’s in unseren Verlagsräumlichkeiten ähnlich aufzuhübschen. Wie spannend, wenn der Toilettengang zur Vernissage mutiert oder?!

Dein Lieblingsfoto, welches du selbst geschossen hast?
Unbestritten, das von Betli, der alten Dame aus der Schweiz, die ich auf einem Familientreffen bei meinem Patenonkel Horst kennengelernt und fotografiert habe. Sie war damals schon deutlich über 85 Jahre alt.
Ich mag einfach Gesichter, die Geschichten erzählen.
Dein faszinierendster Fotojob bislang?
Da ging es darum, die großflächigen Räumlichkeiten einer Düsseldorfer Kanzlei mit großformatigen Düsseldorfer Motiven auszustatten. Die Konzeption dieses Projektes, die Shootings, die Präsentation und die Auswahl mit dem Auftraggeber. Das war hochspannend für mich.
Darf ich noch ein zweites Beispiel nennen, weil es eher zufällig war, quasi ein Spontan-Projekt.
Wir könnten ja mal die Herausgeberin fragen, ob dafür noch Sende- / Schreibzeit zur Verfügung steht. 🙂
Okay, dann machen wir’s. Ich war zu einem Food- und Drink-Shooting in einem Restaurant in Gelsenkirchen. Plötzlich stellte mir die italienische, quirlige Inhaberin die junge Lorena vor. Eine Kellnerin, die dort jobbte und die Idee hatte, berühmt zu werden. Lorena war Anfang 20. Sie war bildschön und sie erinnerte mich an die junge Naomi Campbell. Lorena war sehr schüchtern und zunächst unsicher. Sie hatte sich noch nie vor einer Kamera bewegt. Hier konnte ich dieses gefühlvolle Zusammenspiel zwischen dem Menschen vor und hinter der Kamera ausspielen. Das hat uns beide total fasziniert. Sie ist sehr wandelbar und diese unterschiedlichen Facetten machen sie als Person für mich sehr spannend.
Dein Lieblingsfoto, welches du selbst geschossen hast?
Unbestritten, das von Betli, der alten Dame aus der Schweiz, die ich auf einem Familientreffen bei meinem Patenonkel Horst kennengelernt und fotografiert habe. Sie war damals schon deutlich über 85 Jahre alt.
Ich mag einfach Gesichter, die Geschichten erzählen.

Gibt es etwas, was fototechnisch noch nicht dein Ding ist, was du aber gerne lernen würdest?
Ich glaube, die Kunst liegt darin, nicht alles so perfekt zu sehen. Die Sachen, die mir richtig gut gefallen, auch von Peter Lindbergh oder von Helmut Newton, sind ja Sachen, die eigentlich nicht perfekt sind. Fotos, die unscharf wirken, die nicht gescheit ausgeleuchtet sind. Die in ihren Vergrößerungen körnig sind usw. Eigentlich fehlt mir der Blick für das Unperfekte.
Was ist absolut nicht dein Ding?
Es gibt Menschen, die sind wesentlich talentierter als ich, große Gruppen zu fotografieren. Das ist echt nicht meins. Ich mag gerne 1:1-Situationen.
Was ist der Fingerprint bei deinen Fotos. Was macht sie aus?
Ich glaube, dass ich gut darin bin, die Menschen locker zu machen. Sie die Kamera fast vergessen zu lassen. Mich fasziniert die Bindung zwischen dem Menschen vor der Kamera und mir. Ich arbeite gerne mit ihnen gemeinsam heraus, was sie ausmacht, wie sie sich wirklich sehen und wie sie sich zeigen wollen. Kurzum, ich arbeite ihren Charakter heraus, sodass sie sich auf den Fotos selber gefallen – natürlich, authentisch.
Sprechen wir kurz über deine fototechnischen „Begegnungen“ mit Prominenten, die in unserem Flur galeriert sind.
Dort findet man von mir geschossene Impressionen von Udo Lindenberg, Campino, Mark Knopfler, Clueso, Frida Gold, Uwe Ochsenknecht, Hella von Sinnen, Barbara Becker, Stefan Gwildis etc.
Gibt es irgendjemanden, den du unbedingt mal fotografieren würdest?
Ich kann dir keine Namen nennen, die irgendwo in meinem Synapsen schlummern. Ich wünsche mir viel Begegnungen mit „starken“ Typen, egal ob Mann oder Frau. Menschen, Charaktere, denen ich begegne und die irgendetwas an sich haben, was mich fasziniert. Das müssen keine Berühmtheiten sein.
Was ist wichtig zu wissen für die Menschen, die sich auf einen Fotojob mit dir einlassen?
Nichts. Das ist total unkompliziert. Sie sollen kommen, wie sie sind. Das Wohlfühlen allein ist wichtig. Der eine fühlt sich im neuen Sakko wohl und der andere in der Lieblingsjeans. Die eine muss noch zum Frisör und die andere macht sich schnell noch einen Zopf. Dies nur als Beispiel für: Jeder so, wie er mag. Natürlich stehe ich sehr gerne beratend zur Seite, was sehr häufig vorkommt.
Was müssen die Models wissen, die mit dir arbeiten?
Auch nichts. Die Models, mit denen ich bislang gearbeitet habe, waren sehr professionell. Da sehe ich zu, dass wir sehr schnell Distanzen überbrücken und Sympathie aufbauen – mehr braucht es nicht.
Wer oder was kann dir so richtig auf die Nerven gehen, bei einem Fotojob?
Ich finde es schade, wenn Menschen von sich glauben, nicht fotogen zu sein. Da hörst du Aussagen, wie „ich sehe auf Fotos immer doof aus“ oder „ich hasse es, Fotos zu machen.“ Selten trifft das zu. Sie haben halt nur noch nicht den Fotografen gefunden, der sie einbindet und an die Hand nimmt, sodass sie eben nicht doof aussehen. Denn das entsteht ausschließlich durch unbeholfenes, nicht authentisches Verhalten vor der Kamera. Was ja aber auch normal ist, wenn man vor der Kamera nicht geübt und routiniert ist. Diese Situationen habe ich oft, wenn beispielsweise für ein Unternehmen Fotos der Mitarbeiter für eine Webseite geschossen werden. Dann gilt es ihnen diese Sicherheit zu geben.
Was nervig sein kann, ist der Faktor Zeit. Wenn der zu Fotografierende unter Zeitdruck steht. Die Situationen brauchen die Zeit, die sie brauchen. Da ist Zeitdruck ein ganz schlechter Sparringspartner im Shooting.
ch weiß, dass du im Bereich Hochzeitsfotografie nicht allzu viel machen möchtest. Dennoch fotografierst du die ein oder andere Hochzeit. Welche Jobs reizen dich da?
Da geht es für das Paar um den wichtigsten Tag in ihrem Leben. Du bist als Fotografin eine sehr wichtige Gefährtin für Braut und Bräutigam. Du bist an dem Tag der Hochzeit ganz nah dran an dem Paar und bekommst jegliche Dinge mit. Da sollte die Chemie extrem stimmen. Das merke ich meist schon am Telefon. Bevor ich einen Preis abgebe, findet immer ein persönliches Kennenlernen statt. Für diese „Momente, die bleiben“ – die Hochzeitsfotos, sollte man sich Verbündete suchen, die ihr Handwerk verstehen und denen man vollkommen vertraut.
Auflockerungsfrage: Du hast die Möglichkeit, eine Person zu fotografieren, die inzwischen das Zeitliche gesegnet hat. Wen würden wir mit dir matchen?
Sean Connery im fortgeschrittenen Alter … halt auch so ein Charakterkopf …
Ist ja nicht doof, wenn meine fünf Jahre jüngere Frau auf gereifte Charaktere steht, aber ein Altersunterschied von 58 Jahren macht mich schon ein wenig nachdenklich.
Schauen wir uns einige deiner Lieblingsimpressionen an, die du mit deiner Kamera eingefangen hast, um diese kurz zu reflektieren …
Das hier ist Anett de Pablo. Sie ist Kosmetikerin im Ladenlokal ANNA, bei unseren Freunden Mechtild & Kim Hoffs. Ich habe sie gesehen und fand sie total spannend mit ihren Tätowierungen, ihrem pfiffigen Haarschnitt und ihrem Blick. Da lag es nahe, sie zu fragen, ob sie Lust auf ein Shooting hat.
Lorena … kennen wir ja, das ist die, die ein ähnlicher Typ ist, wie die junge Naomi Campbell.
Genau. Auch beim Workshop mit Andreas Jorns ist uns ein ähnlicher Charakter begegnet, den Andreas fotografiert hatte. Ich habe zunächst gedacht: „Wie kommt mein Foto in die Ausstellung von Andreas?“

Pipo & Jörg
Warum hast du diese beiden Fotos ausgewählt?
Weil sie für mich in die Kategorie echte Typen fallen. Unser gastronomischer Freund Pipo Macaluso, der mir nach einer Story über die Osteria No.5 das Porträtvertrauen geschenkt hat. Sowie Jörg Lage, dessen Frau Claudia ich beim „Mädelsabend“ bei der Wohnwelt Fahnenbruck kennengelernt habe. Daraus resultierte der Auftrag, alle Mitarbeiter des Unternehmens zu fotografieren und ihren Mann Jörg, der Fotos brauchte für seine SetCard bei einer Model-Agentur. Jörg ist einfach ein charismatischer Typ!
Ich habe mal ein nicht sehr vorteilhaftes, aber interessantes Foto von Jeanne Moreau gemacht und sie darum gebeten, es leicht retuschiert veröffentlichen zu dürfen. Sie war damals 78 und sagte erstaunt: „Aber Peter, was willst du denn da retuschieren?“ Ich würde sagen, Moreau ist die Frau, die ich am liebsten fotografiert habe.
Peter Lindbergh
Anna, Dessous-Model & Doro
Sprechen wir über Anna Nagel, dein erstes Cover-Shooting für den Platzhirsch …
Bei Anna hat mich fasziniert, dass ich bei deinem Interview mit ihr sowohl das Kindliche, als auch das sehr Erwachsene in einem Wechselspiel erlebt habe, wie selten zuvor. Diese Facetten einzufangen fand ich höchst spannend. Überhaupt mag ich es Business-Frauen zu fotografieren. Die verfügen vielfach über so tolle Geschichten, die man herausarbeiten sollte – auch in den Fotos.
… wie bei Doro?
Exakt. Doro hat mich gebucht, um Impressionen für ihre Webseite zu shooten. Doro ist auch eine echte Typin, die ganz toll vor der Kamera agiert.
Wer ist denn die Lady mit dem Muttermal oberhalb der Lippe, links?
Galant, dass dir das als erstes auffällt. Das war das Dessous-Model für ein Shooting eines Bocholter Einzelhandelsunternehmens.
Wo du überall rumkommst. 🙂
Das denke ich auch oft. Auch als ich James in der Stallgasse fotografieren durfte, die wir mit schwarzem Stoffhintergrund und Fotolampen in ein Fotostudio verwandelt hatten. Von James durfte ich lernen, dass ihm Ruhe wichtig ist, um ihn ins rechte Licht zu setzen. Eine sehr tolle Erfahrung für mich, mit einem Pferd vor der Kamera zu arbeiten. An dieser Stelle bietet es sich an zu erwähnen, dass ich fast nur noch mit LED-Dauerlichtlampen arbeite. Die werden nicht warm und es ist kein irritierendes Blitzlichtgewitter von Nöten.
James, Urmel & Vinz
… ähnlich wie bei den Dogs? Wer sind die Zwei?
Das sind Urmel und Vinz. Die haben einen wirklich guten Job bei uns im Studio gemacht. Was nicht zuletzt an den Haltern lag, mit der Verbindung zu ihrem Tier. Vielleicht lag es auch ein wenig an mir, mit den Bestechungsleckerlis.
… ich erinnere mich an ein Shooting, wo ein paar Hunde-Profi-Models bei uns zu Gast waren und einige auf ganzer Linie versagt haben.
Das stimmt, der eine wollte keine Treppen steigen, der andere hatte an dem Tag keinen Bock auf gar nichts …
Da ist doch unsere „Agenturtöle“ Paula noch eingesprungen, um die Fotos in den Kasten zu bekommen, oder?
Wir sollten mal über die Besonderheiten dieser Fellnase schreiben …
Machen wir. Gerne in der Fortsetzungsstaffel …
