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Ein harter Knochen – Nix für Hunde

von | Jun 20, 2022 | Gastautor

Text: Dr. Simone Möllenbeck

Die Grillsaison ist eröffnet! Ganze Familien genießen das Vergnügen unter freiem Himmel. Würstchen, Steaks, Spieße, Fackeln und mehr landen in jedermanns Magen. Kein Wunder, dass der ein oder andere denkt: „Wenn es uns gerade so gut geht, soll unser Vierbeiner auch nicht leben wie ein Hund!“ Also darf Bello am Familienfest teilnehmen und erhält im besten Fall auch ein Würstchen. Das ist noch nicht all zu schlimm. Ist das Mahl stark gewürzt, verursacht des Hundes Festschmaus allenfalls übermäßigen Durst oder im schlimmsten Fall Brechdurchfall. Aber meistens bekommt der Hund lediglich die Reste vom Festessen, und das sind in aller Regel die Knochen. Welche Risiken und Nebenwirkungen bei der Verfütterung von Knochen entstehen, das erfahren Sie beim Weiterlesen.

Bin ich selbst Gast auf der Party und äußere Bedenken, erhalte ich stets folgende Kommentare:

Die Knochen, die kann der Hund haben, das machen wir schon immer so. Die mag er auch so gern. Und Knochen sind gut für Hunde. Er kann sich damit beschäftigen, und Knochen pflegen die Zähne am besten. Meine Antwort lautet „NEIN! Das stimmt nicht. Ein harter Knochen ist NIX für Hunde!!!“ Denn vor allem zur Grillsaison sehen wir Tierärztinnen und Tierärzte Erkrankungen, die in den Wintermonaten nicht so häufig auftreten.

Hierzu gehören Verstopfungen durch Anschoppung von Knochenkot, Verletzungen der Darmschleimhaut durch spitze Knochenteile, Verlegung des Darmes durch abgeschluckte große Knochenstücke, Zahnfrakturen durch Krafteinwirkung  besonders harter Knochen und so weiter. Aus den möglichen Leiden ergeben sich die nötigen Therapien von einfachen Einläufen bis zu komplizierten Operationen. Unter unglücklichen Umständen kann der kurze Spaß sogar zum Tod des Patienten führen. Dann ist der Spaß vorbei!

Möglicherweise gehören auch Sie zu den Hundehaltern, die ihrem Hund dann und wann einen Knochen gönnen. Und Ihr Vierbeiner hatte wahrscheinlich bisher noch keinerlei Probleme mit diesem Umstand, sonst würden Sie es bestimmt nicht tun. Ja, manchmal geht es 100-mal gut, aber das Risiko größter gesundheitlicher Probleme sollte keinesfalls ignoriert werden. Und wir sind uns doch einig, dass Haustierfütterung nicht als russisches Roulette enden sollte.

In der Hoffnung, in diesem Jahr das Ausmaß von knochengeschädigten Hunden einzudämmen, will ich die fünf häufigsten Besitzerantworten zum Knochenthema richtigstellen: Hunde brauchen Knochen zum Zähne putzen. Falsch! Der sogenannte Zahnputzeffekt kann auch von Kauknochen oder anderen Zahnpflegeutensilien bewerkstelligt werden. Lassen Sie sich in der Tierarztpraxis oder im Fachgeschäft beraten, was Sie gegen Plaque und Zahnstein bei Ihrem Liebling tun können. Nur Geflügelknochen sind gefährlich. Nicht richtig! Zwar neigen die spitzen Geflügelknochen dazu, die Darmschleimhaut zu verletzen,
aber Knochen aller Art können zu verschiedenen Erkrankungen führen.

Wenn man einen großen Knochen nur benagen lässt, kann nichts passieren. Leider auch falsch! Das abgenagte Knochenmehl führt zur Bildung von steinhartem Knochenkot, den der Hund nicht ohne Hilfe absetzen kann. Mein Tier spielt nur mit dem Knochen, das ist nicht gefährlich. Auch nicht richtig! Ringförmige Beinscheiben beispielsweise können sich über die Unterkieferfangzähne schieben, so dass der Hund nur in Narkose von diesem Fremdkörper zu befreien ist. Mein Hund hat ein starkes Kaubedürfnis und braucht den Knochen zur Beschäftigung.

Auch das ist falsch! Hunde sind zwar Gewohnheitstiere, aber sie können sich mit entsprechender Konsequenz problemlos umgewöhnen und sich mit anderem Kauspielzeug beschäftigen. Viel mehr erfreut unseren vierbeinigen besten Freund außerdem das Spiel mit uns Zweibeinern. Um Ihre verbleibenden Zweifel auszuräumen, möchte ich eine letzte Frage stellen: Haben Sie sich schon einmal darüber Gedanken gemacht, aus welchem Grund Wildtiere in aller Regel das Gerippe, also das Knochengerüst, nach ihrer Mahlzeit einfach liegen lassen?! 

Ihnen wünsche ich viele sonnige Grilltage mit Standfestigkeit, wenn es ums Wohl Ihres Haustieres geht. Ein Stück ungewürztes Grillfleisch ist eine sehr schmackhafte Alternative. Zur Zeit der Sommergewitter berichte ich über „Das Gewitter im Kopf – Epilepsie“.

Ihre Dr. Simone Möllenbeck