Mehr Sport treiben, endlich ein paar Pfunde abnehmen, weniger Stress im Alltag – das sind üblicherweise die guten Vorsätze fürs neue Jahr. Häufig werden diese neuen Verhaltensregeln trotz vorhandener Motivation aber schon nach wenigen Wochen verworfen, um wieder in den alten Trott zu verfallen. Das kann ich sehr gut verstehen, denn wenn es um Sport, Ernährung und Stress geht, unterliege auch ich gerne der alltäglichen Bequemlichkeit. Handelt es sich aber um das Thema Hundeerziehung, dann rate ich zur absoluten Konsequenz. Denn es gibt jemanden im Rudel, der noch viel konsequenter seine Ziele verfolgt und jede Nachlässigkeit schamlos ausnutzt: Das ist der beste Freund des Menschen – der Hund.
Aus Hundesicht geht es im Leben wie in einem lebenslangen Fußballspiel zu. Ist der Mensch konsequent und zieht sein Ansinnen durch, dann geht das Tor in diesem Fußballspiel an den Hundehalter. Bei Nachlässigkeiten geht der Punkt aber an den Hund. Der Vierbeiner hat ein sehr gutes Gedächtnis und sammelt seine Punkte fleißig nach einem Rabattkartensystem. Ist die Karte voll, dann hat die menschliche Autorität sehr gelitten und der beste Freund des Menschen übernimmt mehr oder weniger die Position des Rudelführers.
Erschwerend kommt hinzu, dass unser tierischer Begleiter bei Ausnahmeregelungen einen noch viel längeren Atem als bei regelmäßig belohntem Verhalten hat. Wird beispielsweise das Betteln am Tisch nur einmal in der Woche belohnt, dann kann Bello mit gespitzten Ohren viele Wochen oder sogar Monate hoffnungsvoll unterm Esstisch auf einen Leckerbissen lauern. Das vierbeinige Familienmitglied hat gelernt, dass es zwischen den Leckereien lange Wartezeiten geben kann. Wenn das Füttern bei Tisch aber etabliert und das Betteln eine regelmäßig belohnte Verhaltensweise ist, dann ist die Umgewöhnung bei ausreichender Konsequenz viel leichter. Schon nach wenigen Tagen wird sich Bello zur Essenszeit ins Körbchen trollen. In diesem Fall hat der Hund das lange Warten nicht erlernt und wird schon nach kurzer Zeit nicht mehr auf einen Leckerbissen hoffen.

Aber machen Sie bitte nicht den gleichen Fehler wie bei den allgemein üblichen Neujahrsvorsätzen, die wir schon nach wenigen Wochen wieder brechen. Denn im Allgemeinen nehmen wir uns zu Jahresbeginn viel zu viel vor, haben dann nicht gleich den gewünschten Erfolg und demnach auch nicht das nötige Durchhaltevermögen. Beginnen Sie doch einfach mit nur einer neuen Verhaltensregel aus dem Repertoire der Hundeerziehung, und wenn sich diese neue Regel im Alltag durchgesetzt hat, dann ist Platz für neue Taten.
Ihnen wünsche ich für das Neue Jahr tierisch gute Vorsätze, die Sie konsequent durchsetzen mögen. Ich verbleibe mit den besten Wünschen fürs Jahr 2023 und kündige schon jetzt meinen nächsten Artikel „Ärger mit den Milchzähnen“ in der Februarausgabe an.
Ihre Dr. Simone Möllenbeck
Antiautoritär geht gar nicht! Immer wieder treffe ich auf Hundehalter, die den Wunsch äußern, dass sie ihrem Vierbeiner gegenüber nicht so dominant auftreten möchten. Wer zu dieser Gruppe zählt, sollte sich für eine Hunderasse entscheiden, deren Jagd- und Schutzinstinkt nicht so ausgeprägt ist. Antiautoritäre Hundeerziehung bedeutet schlichtweg, gar nicht zu erziehen. Hunde verbuchen solche Verhaltensweisen als Schwäche des Besitzers und übernehmen selbst die Führung. Und die daraus entstehenden Verhaltensmuster sind aus der Perspektive des Hundehalters in der Regel nicht das gewünschte Ziel.
Konsequenz im Rudelleben ist also unbezahlbar. Auch Ausnahmen bedeuten für Bello Teilgewinne, die in ihrer Summe das Halter-Hunde-Verhältnis kippen, so dass der Vierbeiner die Führungsposition übernehmen möchte. Gut geführte Hunde sind dankbar für die Richtungsweisung und stellen im Alltag Ihre Chefposition seltener in Frage. Und da Bello ein sehr lernfähiges Wesen ist, darf ich Ihnen noch verraten, dass es – auch wenn Ihr vierbeiniger Geselle schon im gehobenen Alter ist – nie zu spät für den Beginn einer konsequenten Hundeerziehung ist. Wenn es Sie also schon immer geärgert hat, dass Ihr bester Freund den Lieblingssessel belegt, dann sollten Sie jetzt damit anfangen, diesen Platz konsequent zu verteidigen. Sie werden Erfolg haben!


Dr. Simone Möllenbeck
Zusatzbezeichnung Zahnheilkunde
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