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High-Tea-Session im Huckleberry’s

von | Mai 10, 2022 | Kulinarik

Interview mit Sven Liebrand – Founder dieser noch jungen Institution
#cafekultur #highteatime #fuenfjahrehuckleberrys #gasthausplatzbocholt
#gefaehrtenfuertrinkundesskultur #spontaneitaetistkeinehexerei

Donnerstag, 14. April 2022, 14:50 Uhr
Gasthausplatz 3 in Bocholt 

Besser 10 Minuten zu früh, als zu spät. Kurzer Handschlag mit Sven, der gemeinsam mit seinem Team den großen Tisch in der Mitte des Huckleberry`s herrichtet – dem heutigen Shooting-Tatort für
Kirsten mit ihrer Nikon. Sven kümmert sich um das Arrangement der essbaren Hauptdarsteller fürs Shooting. Ich nehme einen meiner Lieblings-Schreibplätze in dieser noch jungen Institution ein. Noch etwas Zeit, um bei einem Cappuccino den Voice-Recorder und das Storyboard für das bevorstehende Interview mit diesem umtriebigen Gastronomen zu checken. Ich blicke auf den Gasthausplatz. Wie lange ist es her, dass ich mich gegenüber, beim Kunsthandel Wissing, mit einer Vintage-Schreibtischlampe belohnt habe? Eine mittelgroße Aufmerksamkeit an mich selbst, für eine längere Schreibphase. Die Lampe … ein Unikat, welches an die Verhör-Szenarien der Krimis aus den 60zigern erinnert. „Gutes Werkzeug muss sein“ – hat mir ein Freund vor einiger Zeit gesagt. Das gilt auch für die stimmungsvolle Ausleuchtung meines analogen Schreibplatzes. Die hatten echt schöne, geschmackvolle Dinge bei Wissing. Jetzt steht dort ein Küchenstudio scheinbar vor der Eröffnung. So wandelt sich unsere Stadt. Institutionen schließen die Türen, während neue Institutionen geschaffen werden. Solange das Verhältnis in Balance bleibt, scheint alles okay. 

Kirsten begleitet Sven, sein Team, seine weiteren Projekte mit Leon Tenhumberg, die Trilogie von Hot-Spots, auf die wir noch zu sprechen kommen, seit fast fünf Jahren.

Bei mir sind es die jüngsten Eindrücke und Gespräche im Rahmen unseres Crêpes-Suzette-Abends (PAN Februar 2022) und unseres Anti-Murmeltier-Dinners (PAN April 2022, die mich Sven ein bisschen besser kennenlernen ließen. Daraus resultierte meine Gewissheit, dass das bevorstehende Interview alles andere als langweilig wird. 

Sven bewaffnet sich ebenfalls mit einem Kaffee und setzt sich zu mir an den Tisch. Kleiner Plausch zu unseren Eindrücken zum besagten letzten Dinner. Themenwechsel zu einem Entwurf eines digitalen Storyboards für ein weiteres Projekt aus unserem Verlag – wobei noch nicht feststeht, ob es ein Kochbuch oder -Magazin werden wird. Food, Drinks, Reisen, Stories … zum Teil als kulinarische Biografie, auch mit anderen Protagonisten.  

Aber das ist Zukunftsmusik, die wir derzeit komponieren und 2023 spielen werden. 

14:58 Uhr ich drücke die Aufnahmetaste. 

Persönliches 

Sven zum Aufwärmen … Sommer oder Winter?
Sommer

Meer oder Berge?
Meer  

Kochen oder Backen?
Kochen

Salzig oder süß?
Salzig 

Fisch oder Fleisch?
Fleisch 

Wein oder Bier?
Beides

Lieblings-Cocktail?
Espresso-Martini und Whisky Sour

Früher Vogel oder Nachteule?
Früher Vogel – jetzt wieder. 

Dein Baujahr?
1983

Gibt es ein weiteres Highlight im Jahre 1983 – außer deiner Geburt?
Der erste Welcome-to-your-Weekend-Mix von Ben Liebrand. 

Die Antwort – innerhalb des Bruchteiles einer Sekunde. Ein Indiz für einen wachen Geist? Nachgefragt … 

Wer?
Der hat die ersten Mixe gemacht mit Michael Jackson. Berühmter DJ, wohnt in Kanada, kommt aus Holland. 

Verwandt oder verschwägert?
Nö, DNA-unabhängige Namensgleichheit. Ich habe den aber mal getroffen … in Harlem. Ich wollte ihn unbedingt live bei einem Gig sehen – war cool. 

Sternzeichen?
Jungfrau 

Erinnern sich deine Eltern gerne an deine Pubertät?
Glaub schon.

Pflegeleicht?
Geht so. Ich habe eigentlich alles gemacht, was in der Phase so ansteht … aber meistens so, dass meine Eltern das nicht mitbekommen haben.

Lieblingsrestaurant – außer deine eigenen Läden?
In Bocholt?

Wie du willst …
Das Landhaus Grüneklee in Rhedebrügge, von meinen Freunden Jörg & Katharina. Den Mussumer Krug finde ich auch klasse.

Dein absolutes Leibgericht?
Stamppot van raue Endivie

Das kam ebenfalls wie aus der Pistole geschossen. Für mich das Erkennungszeichen sehr reflektierter Menschen, die sich viele Fragen selbst gestellt und beantwortet haben.

Auch wenn ich eine leise Ahnung von diesem Gericht habe, spule ich mit der Hand symbolisch weiter…
… also, das ist roher Endiviensalat in Stampfkartoffeln, mit ausgelassenen Speckwürfeln. Das ist ein traditionelles, niederländisches Gericht.

Sprechen wir über deine Wurzeln. Hast du zwei Pässe?
Ja, ich habe einen holländischen Reisepass und einen deutschen Personalausweis. 

Wo bist du geboren?
In Dinxperlo … auf der Couch … sprich zu Hause.

Wofür hättest du selbst kochtechnisch einen Stern verdient? 
Für meine Guacamole, so wir sie hier machen, bekommen wir sehr tolles Feedback. Meine Kumpels sagen, dass ich die Tom-Yam-Gung-Suppe ziemlich gut draufhabe. Das ist eine sauer-scharfe Suppe aus der thailändischen Küche.

Barista-Kaffee oder Clooney-Kapseln?
Barista!!!

Wie trinkst du deinen Kaffee?
Schwarz

Gibt es Lieblingsbohnen? 
Ja, die von Beukenhorst. Da gibt es eine alte Verbindung mit schönen Erinnerungen. Ich habe damals mein erstes Lehrjahr im Beukenhorst in Winterswijk absolviert. Da habe ich angefangen viel Kaffee zu trinken und ihn zu genießen. 

Wenn du die Chance hast, uns ein Musikstück vorzuspielen, welches wäre das? 
Don’t Rock My Boat – Bob Marley and The Wailers

Ist Kunst für dich ein Thema? 
Ich finde Banksy ziemlich cool – obwohl ich da eher zufällig drauf gestoßen bin. Ich war 2016 auf Kuba und habe dort ein StreetArt-Motiv mit dem Handy fotografiert. Ich fand das cool und habe mir das anschließend auf den Unterschenkel stechen lassen, ohne zu wissen, dass es von Banksy stammt.

… sprach er und lupft sein rechtes Hosenbein an, um uns das Tattoo zu zeigen. In der Tat findet man Berichte, wonach Banksy Havanna besucht haben soll. 

Banksy-Tattoos scheinen möglicherweise ein heimliches Erkennungsmerkmal von Kaffee-Freaks zu sein. Auch Sarah Novak („Das Cafe“ – Imping) hatte sich ein Banksy- Motiv stechen lassen (PAN April 2022). Warum nehmen die Koffein-Intensiv-Schlürfer keine klassischen Kaffee-Motive? Aber wer will schon George Clooney oder eine Thermoskanne auf dem Oberschenkel? Kopfkino aus. (;-)))

Apropos Kino …wenn ihr mal eure  Augen durchs Huckleberry’s wandern lasst, werdet ihr das ein oder andere Banksy-Motiv entdecken. 

Wenn man sich hier umschaut, dürfte es schwerfallen, dir eine kreative Ader abzusprechen. Wo kommen deine Ideen, deine Inspirationen her?
Ich arbeite seitdem ich elf Jahre alt bin. Ich arbeite sehr gerne und viel. Die Ideen springen mich dabei an. Auch durch Erinnerungen, wie z.B. meine Zeit im Beukenhorst. Da gab es immer eine Dessert-Parade. Der Begriff „Parade“  war auf einmal wieder präsent. Den verwenden wir jetzt für verschiedene Gerichte auf einem Brett.  

Wenn du morgens in den Spiegel schaust …. und so’n Sven Liebrand wäschst, was geht dir dann durch den Kopf? 
Ich stehe nicht vor dem Waschtisch – ich gehe morgens immer duschen. Und dann denke ich vornehmlich daran, wieviel Zeit ich noch habe. Ich habe ein kleines Problem mit der Pünktlichkeit. Verrät er mit einem Lächeln.  

Gibt es ein Lebensmotto, was dich begleitet?
Schlimmer geht immer.

Was ist deine Achillesferse? Wer oder was kann dir so richtig auf den Senkel gehen?
Menschen, die dauernd unzufrieden sind. Ich will immer, dass alle zufrieden sind. Und deswegen kann ich da nicht daran vorbeischauen, wenn jemand nicht zufrieden ist oder unzufrieden dreinschaut. 

Warum Bocholt? – als Dinxperloer Junge?
Meine Mutter kommt ursprünglich aus Bocholt. Als ich acht Jahre war, sind wir von Dinxperlo nach Suderwick gezogen. Da habe ich viele deutsche Jungens kennengelernt, die auch heute noch meine Freunde sind. Später … als ich gearbeitet habe, bin ich meistens nach der Arbeit nach Bocholt – das war halt mein Städtchen. Ich habe viel Zeit mit meinen Kollegen am Aasee verbracht, im Freudenhaus, im Fasskeller … wo man halt so hingeht, als junger Kerl. 

Wenn dich Menschen besuchen, die Bocholt nicht kennen, welche drei Plätze zeigst du denen? 
Das Huckelberry’s, das HuckYou und das HuckYou II 

Ein schelmisches Grinsen huscht über sein Gesicht. Der Werbeblock muss zulässig sein. Schön, wenn jemand seine eigenen Läden so mag.

Ich dachte eher an Plätze, wo du keine Aktien im Spiel hast (;-)))))
Das historische Rathaus natürlich, den Aasee und die Ravardistraße mit ihren Kneipen. 

Über wen oder was kannst du so richtig herzhaft lachen? 
Über mich selbst, ich nehme mich nicht so ernst. 

Mit welchem Geschenk kann man dir so richtig eine Freude machen? 
Mit einem schönen Whisky. 

Welcher genau? … aus welcher Region?
Ein Aberfeldy. Ich habe aber keine Ahnung, wo der herkommt.  
Aus den Highlands – habe ich gerade beim Schreiben gegoogelt. 
Oder auch der Hibiki aus Japan. 

Gibt es einen Punkt auf deiner Bucket List, den du mit uns teilen willst? 
Ich will möglichst viel reisen. Peru steht dabei ziemlich weit oben. Schönes Wetter, spanische Sprache … das reizt mich einfach. 

Gastronomische Vita

Skizziere bitte die Stationen deiner Vita – gerne mit dem Fokus auf Gastronomie.
Ich habe mit elf Jahren in Dinxperlo auf dem Markt gestanden und Parfüms, Schals und Sonnenbrillen verkauft. Mit vierzehn Jahren bin ich nach Ulft, um eine gastronomische Ausbildung zu absolvieren. Das waren zunächst zwei Jahre Theorie und einfache praktische Unterweisungen zum Kochen, Servieren etc. – zunächst nur in der Schule. Danach folgten vier Jahrespraktika in verschiedenen Restaurants – als Teil der Ausbildung. Ich war jeweils ein Jahr in:

  • De Beukenhorst in Winterswijk
  • Hotel de Wanne en de wiemsel in Ootmarsum / 5 Sterne
  • Restaurant De Librije in Zwolle /  in einer alten Bibliothek / drei Michelin-Sterne
  • Restaurant Beluga in Maastricht /  zwei Michelin-Sterne 

Wohin ging es nach dem Abschluss deiner Ausbildung?
Direkt nach Barcelona, zum Restaurant von Patrick Kluivert – dem Carpe Diem Lounge Club. So schön wie das da war, der Stundenlohn von drei Euro spülte mich nach einem halben Jahr wieder vor die Tür des Beukenhorst.  Im Jahre 2009 bin ich dann als Geschäftsführer bei der Ottilie am Aasee in Bocholt angefangen. Das habe ich acht Jahre gemacht, dann war es an der Zeit für einen eigenen Laden – dem Huckelberry’s. Das war 2017. 

Als du diese Räumlichkeiten hier bezogen hast, gab es da ein klares Konzept zur Ausstattung?
Ich habe mich hier in die Räume auf den Boden gesetzt und alles auf mich wirken lassen. Dann habe ich angefangen, einen Teil der Wände mit schwarzer Kreidefarbe anzumalen. Ich wollte Raum für Sprüche, Bilder etc. Das haben meine Kollegen, vornehmlich Ingenieure … vornehmlich bei ordentlichen Bocholter Unternehmen beschäftigt, nicht verstanden. Erst recht nicht, als ich angefangen habe, einen Teil der Wände mit Holz zu verkleiden. Denen waren meine autodidaktischen Schreiner-Arbeiten nicht gerade und ordentlich genug. Und die Decke erstmal, wo ich  einfach Zeitungen drunter gekleistert hatte.

Wo kommt der Name Huckelberry’s her?
Meine damalige Freundin hat mich so genannt. Wir haben uns getrennt, der Name ist geblieben.

Weshalb sollten euch Menschen besuchen, die euch noch nicht kennen? Was macht ihr anders?
Es gibt hier zum Beispiel kein Standard-Frühstück, keine einzelnen belegten Brötchen, kein Rührei, Lachs bis man platzt … d.h. kein Buffet. 

Ich persönlich finde das oft nicht ansprechend. Das liegt möglicherweise daran, dass ich mich schwer entscheiden kann, wenn ich selbst wählen muss. Deshalb richten wir gerne verschiedene schmackhafte Leckereien appetitlich an, um die Gäste zu überraschen. Oder sie wählen eine herzhafte Stulle, die schon angesprochene Parade, mittags auch ein Süppchen etc. Wichtig ist uns, dass alles fürs Auge nett und cool angerichtet und schmackhaft ist.

Wer ist eigentlich WIR und UNS?
Das ist unser Team, was im Kern schon seit unserem Start in 2017 zusammenarbeitet. Allen voran mein Kompagnon, der heute leider verhindert ist und Christina & Sergiu. Die haben damals auch in der Ottilie gearbeitet. Als ich hier gestartet bin, sind sie mit an Bord gekommen.Ein super-sympathisches, mega-organisiertes Paar. Extrem ordentlich, die machen einen perfekten Job in der Küche. Seit zwei Jahren bereichert um Söhnchen Luka, den sie abwechselnd betreuen.

Das sagt auch viel über mein Gegenüber aus – so wie er seine Mitarbeiter ansieht und wertschätzt. 

Zum Stamm gehören aktuell: Enny Blitz, Eileen Weibring, Simone Dekkers und bis vor kurzem Ramona Schöneis-Wassenberg, die uns hier lange Zeit verstärkt hat.

Sie hat unlängst unseren Koch im HuckYou II geheiratet und ist jetzt verständlicherweise dorthin gewechselt. Die beiden sind schon sehr lange
zusammen, mit einigen gastronomischen Stationen. Und jetzt sind sie das Geschäftsführer-Pärchen im HuckYou II. 

Und diejenigen, die uns verlassen, um andernorts zu studieren, stecken immer mal wieder den Kopf rein oder kehren zu uns zurück, wie Marie Ketteler. Nicht zu vergessen meine Schwester Tina, die uns gerade in der Anfangszeit ganz viel unterstützt hat.

Also … wir sind schon eine tolle Truppe. 

 

Kaffee- / Café-Kultur 

Wir beide sind im Januar dieses Jahres ins Gespräch gekommen über das Thema Kaffee & Cafés. Daraus entstand die Idee, diese Seite Bocholts in den Fokus zu nehmen. 

Im April-PAN haben Sarah & Mike Novak von Imping Kaffee den Start gemacht. Wie grün seid ihr euch eigentlich – als Marktbegleiter, wie man so sagt?
Sehr grün. Es gibt da keine Berührungs-Befindlichkeiten. Ich gehe gerne in „Das Cafe“ am Neutorplatz und Sarah & Mike gönnen sich bei uns mal eine Auszeit. Wir kommen sehr gut miteinander klar. 

 

Du hast dich aber einem anderen Rösterei Label als Imping verschrieben …

Richtig, das ist eine historisch-emotionale Story. Wir verwenden Beukenhorst Kaffee. Eben die Bohnen, mit denen ich damals in meine Kaffeeleidenschaft eingestiegen bin. Einem Traditionshaus, in dessen Stammhaus ich damals einen Teil meiner Lehre absolviert habe. In dem Restaurant befand sich der Ursprung der Rösterei Beukenhorst, zurückreichend bis ins Jahr 1784. 

 

Fünf Jahre Huckleberry´s

Am 17. Juli 2022 bist du fünf Jahre an diesem Standort. Was war dein größtes Learning in dieser Zeit? 

Nicht auf Menschen hören, die dich von deinem Weg abbringen wollen.

 

Ich weiß von Kirsten, dass es damals den Ansatz gab, dass man hier nahezu alles was man sieht, auch kaufen kann. Ich selbst habe hier schon vier Steingut-Tassen erstanden, die wir lieben. Ist das heute auch noch Teil des Konzeptes? 

Ja. Das ist ein Konzept, was du in Holland des Öfteren antriffst – dort nennt man das Wohncafé. Es ist also nicht ungewöhnlich, dass wir Gästen einen Tisch und ein paar Stühle verkaufen, auf denen sie zuvor
gesessen haben. 

 

Als Gastronom hat man mit einem
bunten Strauß von Charakteren zu tun. Wie kommst du mit extrem „komischen“
Gästen klar? 

Ich weiß, was du meinst. Unser MindSet ist, allen Gästen eine schöne Zeit bei uns zu bereiten. Aber es gibt diese Situationen, wo ich mich frage, ob ich mir wirklich alles anhören und gefallen lassen muss. Die sind Gottseidank selten, aber sie kommen vor.

Und deine Reaktion ist dann wie?
Ein ehrlich gemeintes: „Sie brauchen eigentlich nicht wiederkommen. Ihre Zeit bei uns scheint keinem von uns wirklich Spaß zu machen.“

Klartext schafft Harmonie. Während wir darüber nachdenken, ob man für Gäste auch gelbe und rote Karten einführen sollte, schneit die Lady mit der Nikon rein:
„Guten Tag, gibt es hier High-Tea?“

Gibt es, aber du bist noch nicht dran, Kirsten! Plappere nicht dazwischen, das Band läuft. 
Eine Anmerkung, die ihre sechs Worte nicht wert waren. Wie konnte ich mir einbilden, dass meine Frau sich den Mund verbieten lässt – auch wenn das Band läuft? (;-)))

Ich notiere händisch, dass ich die folgenden 15 Minuten später getrost vorspulen kann. Solange wird es schätzungsweise dauern, bis Kirsten mich mit einem Augenzwinkern wieder meine Interviewarbeit machen lässt. 

High-Tea-Session

Sven, was dürfen wir uns unter der Neuerung „High-Tea“ im Huckleberry’s vorstellen?
„High Tea“ ist eine Tradition, die aus England zu uns Festländern rüber geschwappt ist. In den Niederlanden gerade sehr populär, in Deutschland bislang noch nicht so. Das ist unsere Neuerung in diesem Huckleberry’s-Jubiläumsjahr – aber ein wenig anders als bei den Brexit-Menschen. 

… konkret?
Wir werden von Montag bis Freitag, von 14:00 bis 18:00 Uhr High-Tea anbieten. 

Die Gäste bekommen so viel Tee von unseren eigenen Teesorten, wie sie möchten. 

… eine Tee-Flatrate?
Ja. Hier kommt es uns aufs Probieren an. Wenn die Kanne leer ist, können die Gäste eine andere Sorte auswählen. Bei vier Personen würden wir zum Beispiel direkt zwei verschiedene Kannen eindecken, damit sie untereinander tauschen und testen können. 

Was gibt es dazu?
Etageren, kleine Platten mit Stullen, Sandwiches, Früchten, Patisserie wie Macarons, kleine Brownies, Scones mit Marmelade, Pancakes etc. So eingedeckt und angerichtet – wie Kirsten das gerade
fotografiert. Quasi ein herzhaft-süßer Kaffeeklatsch, nur halt mit Tee.

… zu welchem Preis?

16,50 Euro pro Person. 

… wann startet ihr damit?
Mit der Erscheinung des nächsten PAN, also im Mai 2022. 

Sven’s Blick wandert zum Eingang …

Ach, da kommen ja endlich unsere Models …
… sprach er, um zwei junge Frauen am 

Eingang abzufangen und an den Tisch mit Etageren zu geleiten. Beide sichtlich  irritiert, nehmen an der lukullischen Tafel Platz. So langsam fällt bei mir der Groschen, dass Sven gerade in unnachahmlich-charmanter Weise, ein paar Statistinnen vor Kirstens Nikon bugsiert. 

Junge Ladies, die bis vor 10 Sekunden noch eine andere Idee von ihrem Besuch des Huckelberry’s hatten. 

Wie passend, dass Farah schon mal gemodelt hat und dies auch weiterhin tun möchte. Auch ihre Freundin Alina gibt uns ihr Jawort, sie spontan als Genussmodel „missbrauchen“ zu dürfen. Die beiden Gestaltungstechnischen Assistentinnen aus Bocholt haben sichtlich Spaß an dieser Aktion – sicherlich auch an der kulinarischen Gage, die sie als Belohnung bekamen. 

Merci an euch beide, liebe Farah, liebe Alina – wir haben eure Adressen gespeichert!

Der Gasthausplatz 

Sven, du als Freigeist … wenn du den Gasthausplatz betrachtest … was kommen dir für Gedanken?
Ich würde mir wünschen, dass man ein paar Marktstände anders platziert, sodass die umliegende Gastronomie mehr integriert wird – die ganze Szenerie ein wenig interaktiver wird. Wenn unsere Gäste hier morgens sitzen und frühstücken, würden sie nicht den Rücken von Jan’s super Fischwagen sehen, sondern das Treiben davor. Menschen beobachten halt gerne Menschen. 

Zudem verwenden wir ja die Produkte vom Markt, z.B. von Jan, vom Hofladen Slütter, von Käse Heßling. Ich finde, wir könnten noch viel mehr gemeinsam machen, ins Schwingen bringen, um den Besuchern ein echtes Erlebnis zu bieten. Der Markt sorgt für uns alle für Frequenz. Da liegt noch sehr viel Potenzial. Warum sollten wir diese Stärke nicht ausbauen?

Das würde uns auch motivieren, die Terrasse morgens aufzubauen und zu
bewirtschaften. Es mag Menschen geben, die sich an den Gerüchen stören würden. Für mich gehört das dazu. Ein Markt muss leben und zwangsläufig auch riechen – das sieht man jenseits der Grenze…. auf
anderen Märkten Europas, durch eine kulantere Brille. 

… alles kein Hexenwerk, oder?
Aus meiner Sicht nicht. Aber es wird teilweise verkompliziert. 

Es könnte … 
… so einfach sein …

isses aber nicht …. welcher Song könnte passender sein…. 
Uns trennen nahezu zwei Jahrzehnte, der Musikgeschmack gerade mal nicht:

Die Fantastischen Vier feat. Herbert Grönemeyer – Einfach sein

Der Gasthausplatz, wenn kein Markt ist? 
Dann sehe ich ihn analog zur Institution „Ravardistraße“, mit ihren Kneipen. Da geht es vornehmlich ums Trinken, ums Feiern. Warum sollten wir den Gasthausplatz nicht weiter kultivieren… zur Marke ausbauen? – mit den umliegenden Restaurants, die Weinbar, uns vom Huckelberry’s etc. Die Betreiber und MitarbeiterInnen der umliegenden Restaurants verstehen sich untereinander echt gut. 

Die Trilogie der Hotspots 

Wie ging es denn nach deiner Gründerstory des Huckelberry’s weiter, wann kam Leon ins Spiel? 
Das war 2017. Hier im Huckelberry’s lief alles ziemlich gut. Der Laden wurde gut angenommen … war immer gut besetzt … und das Feedback unserer Gäste hat mich motiviert, über einen zweiten Laden nachzudenken. Dazu habe ich mit Leon Tenhumberg gesprochen und gefragt, ob er Bock hat. Leon kannte ich von meiner Geschäftsführertätigkeit bei der Ottilie – er hat bei uns gearbeitet. Mir imponierten sein Fleiß und seine Verlässlichkeit. 

2018 haben wir dann gemeinsam das HuckYou I auf der Nordstraße eröffnet.

Dort gibt es vornehmlich Donuts, Tee’s etc. Das ist mehr ein Concept-Store, wo wir Produkte erproben und verkaufen.  

2019 sind wir dann auf das Objekt am Markt angesprochen worden… 

… das ehemalige „Cafe Wichtig“ – wie der Bocholter so sagt …
Ja, so sagte man. Uns hat gereizt, in dieser tollen Lage etwas zu tun, was wir wirklich gut können – sprich Gäste zu bewirten. Darum haben wir uns entschlossen, dort das HuckYou II zu eröffnen. 

Was hat es mit den Namen auf sich? 
Das ist eine Anlehnung ans Huckleberry’s – verbunden mit dem Wortspiel „hug you“ (Umarme dich) – als Ausdruck unserer Gastlichkeit. 

Okay. Gibt es zum Abschluss noch etwas, was raus muss? 
Habt ihr noch einen kurzen Moment Zeit? Ich bin gleich wieder da.

Zehn Minuten später schiebt Sven vier Bücher zu mir rüber, die er von zu Hause geholt hat. „Als Inspiration für Euer neues kulinarisches Verlags-Projekt“, wie er anmerkt. Geschrieben von den Protagonisten der Sterne-Restaurants, in denen er seine Lehre gemacht hat. Allesamt mit persönlichen Widmungen der Sterneköche. 

Merci lieber Genuss-Gefährte, wir wissen diese Geste zu schätzen. 

Huckelberry´s

Gasthausplatz 3, 46397 Bocholt

T 02871 9911850 |
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