Mo.-Fr., 8 – 17 Uhr

Tag  der  Dichter

Sep 1, 2022 | LesensWertes

Zum Tag der Dichter am Sonntag den 21. August, hatten wir in der letzten Ausgabe dazu aufgerufen, uns eure Werke zu senden. Hier seht ihr zwei tolle Gedichte die uns zugesendet wurden. Wir möchten euch weiterhin animieren, uns eure besten poetischen Werke zuzusenden. Wir freuen uns auf eure Mails unter: schreibwerkstatt@mue12.de.

Föhr(ver)liebt

Sonne, Wind und Nordseeluft
Föhr(Fahr)rad, Strandkorb, Badekluft
Hinter Nieblum Brombeerduft

Barfuß durchs Watt Hallig Oland entgegen 
Dabei von den „Flying and Small Five“ umgeben

Heute keine Mühen und Dornen (botanisch Stacheln) gescheut
Und über Mengen an Brombeeren, Gattung Rubus,
gefreut 
noch vor dem 12 Uhr-Geläut

Gelierzucker, Gläser von Edeka Knudtsen und etwas Zitrone
verleihen den Anthocyanen der Beeren die Krone

16 Uhr: 28 mal Brombeerduft und -geschmack für Zuhaus‘
So halt‘ ich es bis zum nächsten Jahr aus

Monika Volmering

Die alte Brennerei

Es trieb mich vor Jahren an den Ort
als  ich wusste: Diese Mauern sind bald fort.
Also trat ich in´s alte Brennhaus ein,
Ehrfurcht mag auch dabei gewesen sein.
Ein Treppenpfosten sah aus als verneige er sich
und hielt fest die eichenen Wangen – unerschütterlich.

 Die Stufen knarrten noch längst als ich oben war.
Ein Blick in die Kisten und dann war mir klar:
Sie war´n voll mit buntem Papier womit man die Flaschen geschmückt
damit der Käufer auch wusste wofür er sein Geld hat gezückt.

 

Doch bevor die Flaschen gefüllt, so viel Arbeit stand an!
Pferde, Knechte und auch das „Ömken“ mussten fleißig mit ran.
Umweltschutz und Ressourcen waren damals kein Thema,
wen hat´s interessiert? Es war von allem reichlich da.
Per Bahn kam aus dem „Pott“ das schwarze Gold
und wurd´ dann mit Pferd und Wagen abgeholt.

 

Die Felder im Herbst eingesät und  im Sommer geerntet,
das Stroh für´s Vieh gelagert und das Korn aufbereitet.
Nach altem Rezept dann mit Wasser vermengt
und Kräuter dazu weil Geschmack daran hängt.    

 

Ob auf Nachbarhochzeit oder Schützenfesten
nichts ging ohne Wolbring´s Besten!
Man dachte modern: Wie mach´ ich nur Reklame?
Was trinkt der Mann von Welt, und was die werte Dame?
Likör von der Zitrone oder Kakao mit Nuss,
Exotisches war auch damals schon ein „Muss“.
Hinein ins Glas mit Heidelbeer und Pfefferminze
offen blieben keine Wünsche!

Und kam der alte Pannemann vorbei
bekam auch er was ab, so ein, zwei, drei…
Sein täglich Scherflein einzufordern fand er nett
denn ihm gewidmet war ein eig´nes Etikett,
worauf ein hohes Alter jedem ward´ bescheinigt
wenn man den Magen mit besagtem Schnaps bereinigt.

Oben im Kontor die Fenster war´n blind,
und durch die Pfannen pfiff schon lange der Wind. 
Auf dem Schreibtisch ein altes Tintenfass
die Balken morsch weil der Wurm sich durchfraß.

 

Dort in der Ecke ein Stuhl mit Binsengeflecht
lang nicht besetzt und sein Zustand war schlecht.
Die Mäuslein nahmen – sie waren ja schlau –
seit Generationen die Binsen für den Nesterbau.

 

Der letzte Eintrag im Brennbuch, die Schrift war was ältlich.
Die Plomben entwertet und schon lang nicht mehr gültig.
Die Zeiten ändern sich, und mein Resümee:
Fortschritt ist gut und trotzdem tut´s weh.
In diesen Mauern ward nie wieder von Menschenhand
aus Getreide ein Schnaps gebrannt.

Thea Lübberdink