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Vacherin Mont d’or Tagebuch einer Genuss-Allianz

von | Jan 3, 2022 | Kulinarik

Von der Idee … der Fokussierung der Gedanken bis zur fertigen Story – so könnte man die Zeitreise verstehen, die wir auf den folgenden Seiten mit euch teilen.  

Von einer Auszeit auf Sylt, über eine wertschätzende Begegnung auf dem Bocholter Wochenmarkt, der Kreation eines besonderen Desserts, dem Startschuss für eine „gemeinsame Sache“  – ein schönes Beispiel für „Gleich und Gleich gesellt sich gern.“

Klausur auf Sylt

Mittwoch, 24. November 2021, 08:57 Uhr, Busbahnhof Bocholt 

Ich klettere in den Sprinterbus in Richtung Münster. Wie sie das immer wieder hinbekommt, frage ich mich? Mit „Sie“ meine  ich eure Herausgeberin des PAN zugleich meine Gattin. 

Erinnerungen an mein Syltgelöbnis schieben sich nach vorne. Vor ein paar Jahren hatte ich mir ein Inselverbot für die Nicht-warmen-Monate erteilt:

„Als Sternzeichen Fisch, Aszendent Dorade werde ich Sylt-Auszeiten, außerhalb der Frühlings- und Sommermonate fortan boykottieren. Ich mag es nicht, wenn mir „Windstärke Neun“ frontal mit einer Melange aus Gischt, Schrägregen, Küstensand und Strandgut durchs Gesicht fräst. Ich bin eher der mediterrane Typ“ – erklärte ich seinerzeit der Gemahlin. 

Seltsamerweise werde ich um 10:57 Uhr in Münster den Intercity 2310 erklimmen, der mich genau an diesen Ort befördert – zu meiner Frau und unserer Fellnase Paula, die dort schon ein paar Tage länger Quartier bezogen haben. 

Mit dem Gefühlsspagat, mir selbst untreu zu werden und mich zugleich auf meine beiden Ladies zu freuen, nahm ich lächelnd die Lautsprecherdurchsage zur Kenntnis, dass Intercity 2310 sich aufgrund von Stellwerkproblemen zehn Minuten verspäten wird – und das insgesamt dreimal. Das hört sich auch moderater an, als 30 Minuten Verspätung am Stück.

Mit im Gepäck, ein Stapel DIN A3-Papier zum Fixieren der Seeluft-geschwängerten Gedanken. Ein Rückblick auf dieses weitere bizarre C-Jahr 2021 und der Ausblick auf das Jahr 2022 waren die Kern-Agenda für unsere Klausur-Phase auf Sylt – dem Hauptmotiv für meine Wortbrüchigkeit. Zwei- bzw. Dreisamsamkeit durchmischt mit Strandspaziergängen, kulinarischen Expeditionen in die 2G-Gastro-Szene und Relax-Phasen in der Sauna. 

Zeitsprung 

Mittwoch, 01. Dezember 2021, 08:30 Uhr, Autozug Westerland – in Richtung Niebüll 

… und Tiefflug nach Hause.

Zwei Tage später als ursprünglich gebucht. Meinen Vorschlag zu verlängern, hatte die Gemahlin kurzfristig sprachlos gemacht. Das kommt eher selten vor — tut aber bisweilen ganz gut.

Das Verlängerungs-Motiv? Wir hatten unser Logbuch für das Jahr 2022 grob skizziert. Jetzt ging es an den Feinschliff, an konkrete Ideen und Anpacker. 

Wir hatten reflektiert, dass wir die Kombination aus Story-Design & authentischen Bilderwelten noch mehr in den Focus unseres Tuns im Verlag und der Agentur rücken werden. Das ist das, was wir augenscheinlich gut können, wenn wir das Feedback unserer Kunden, Leserinnen und Leser als Gradmesser nehmen.  

Und … ganz wichtig … das sind Tätigkeiten, mit denen wir uns labrador-retriever-wohl-fühlen. Emotional aufgeladene Geschichten, die wir über unsere Kanäle erzählen un verbreiten. 

„Kindern erzählt man Geschichten zum Einschlafen – Erwachsenen, damit sie aufwachen.“   Jorge Bucay

Als Print-Passionisten mit dem Focus auf gut gemachte Magazine waren wir, wie viele andere gezwungen, C-bedingt neu zu denken – bei der Digitalisierung den Kickdown zu treten.

Ergebnis: Unsere Stories, unsere Magazine gehen seit dem ersten Lockdown viral —auf eigen designten Webseiten, auf unseren FaceBook- und Instagram-Kanälen. Jetzt gilt es das zu tun, was unser Job ist — es den Menschen dort draussen zu erzählen – Marketing halt. Welche Produkte und Dienstleistungen bereichern fortan unser Portfolio als analogitales Unternehmen? 

Marktbummel

Freitag, 03. Dezember 2021, gegen 11:00 Uhr, Gasthausplatz Bocholt – Wochenmarkt 

 

Zwei Tage nach unserer Rückkehr von Sylt, hole ich bei Jan de Graaf, dem Fischhändler unseres Vertrauens, die vorbestellten Fischkarkassen ab. In der Auslage strahlen mich prächtige Knurrhähne, Lachs, Kabeljau, Crevetten und Seespargel an — allesamt für gut befunden, in der Bouillabaisse ein Vollbad zu nehmen. Liebe Freunde, mit einer Schwäche für Fischsuppe, waren unserer Einladung für’s Wochenende gefolgt. 

Kurzer Smalltalk mit Jan — ich will ihm keine Zeit rauben, es geht wieder hoch her an seinem Stand — kundenstrom-technisch gesehen.

Fisch-beladen, trete ich den Heimweg an. Komme aber nur wenige Schritte. In der Auslage von Käse Heßling erspähe ich einen unserer Lieblingskäse — einen Vacherin Mont d’or

 

Eine saisonale Spezialität, die von September bis April zu ergattern ist. Ein Zeitfenster, wo wir leicht nervös werden, wenn unsere Käselade im Kühli kein Exemplar mehr beherbergt. Wir fühlen uns ein wenig unwohl bei dem Gedanken, dass wir spontanen Gästen, dieses einfache aber spektakuläre Dessert vorenthalten müssten. Von diesen Must-have-Lebensmitteln und Zutaten gibt es einige, ich sollte mal dazu schreiben …

 Ich reihe mich ein, in die disziplinierte Schlange von notwendigerweise Teil- Vermummten vor dem Käsestand. Ein Zustand, der hoffentlich bald der Vergangenheit angehört. 

Teilvermummte Käseverkäuferin: „Was darf es sein?“

Teilvermummter Zeilenschreiber: „Ich hätte gerne drei Vacherin Mont d’or.“

Teilvermummte Käseverkäuferin: „Sehr gerne Herr Buß. Ich muss ihnen mal etwas sagen …“

Was folgte, war ein sehr wertschätzendes, wohltuendes Feedback der „Käse-Fachverkäuferin“ – wie ich annahm. Anerkennende Worte über unsere analogen und digitalen Stories, über die Qualität der Fotos, der inspirierenden Wirkung dieses Mixes – ausgesprochen von einer mir bislang Unbekannten.

Balsam für die Seele … komplett im Einklang mit unseren Sylt-Gedanken. Als ich das Erlebte mit der Chefredakteurin des PAN’s teilte konnte die auflösen: „Das war sicherlich Verena Marke – die Tochter der Eheleute Heßlings, die das Geschäft ihrer Eltern übernommen hat.“ Google-Bildersuche:  Kirsten lag goldrichtig.

 

ein Käse zum
(dahin-)schmelzen … 

Freitag, 10. Dezember 2021, gegen 21:40 Uhr, Private-Kitchen-Suite, oberhalb unseres MÜ12-Verlages 

An diesem Abend lösen wir ein länger zurückliegendes Versprechen ein – eine Gegen-Einladung für einen schönen Käse- und Weinabend. Damals das Setting für ein Foto-Shooting zu einer Story in unserem Business-Magazin PLATZHIRSCH.

Der kulinarische Hauptdarsteller des heutigen Abends war der „Kürbis-Mehrtopf“ – den ihr als Kitchen-Story in dieser Ausgabe findet. Wir hatten uns ziemlich genüsslich satt gefuttert.  Dann folgte der Hinweis, dass wir noch einen Spontan-Käse in den Ofen schieben könnten. 

„Ein Dessert
ohne Käse ist wie
eine schöne Frau,
der ein Auge fehlt.“  

Jean Anthelme Brillat-Savarin

Französischer Schriftsteller & Gastrosoph

* 1. April 1755 in Belley, Département Ain;
 † 2. Februar 1826 in Paris

Ich kann zwar keine Gedanken lesen, aber wahre Abneigung sieht anders aus. Bei der Schilderung und Umsetzung der nun folgenden Zubereitungsschritte meine ich Augen und Gaumen unserer Gäste Marietta & Peter applaudieren  gehört zu haben.

Man nehme … zwei wohlschmeckende Äpfel, die man in Spalten schneidet. Diese werden mit etwas Butter in einer Pfanne angeschwitzt … mit etwas  Kokosblütenzucker karamellisiert und mit einem Calvados abgelöscht. Frischer Thymian passt sehr gut dazu.

Darauf setzt man den Vacherin und schiebt die Pfanne für 15 Minuten in den vorgeheizten Backofen (bei 180 Grad). Ein frisches Baguette dazu, ein Gläschen Calvados … und / oder ein Cidre. Ein Weißwein tut‘s auch.

Kleiner Nachtrag:

Wenn ihr dem Gaumen noch etwas winterlichen Flair gönnen will … wie wir an diesem Abend: Einen guten Apfelsaft mit Sternanis und einer Zimtstange sirup-artig einkochen und über das Gericht ziehen, bevor es in den Ofen wandert. Zudem ein paar karamellisierte Walnüsse
angelegt … voilà.

Unsere Gäste waren gaumentechnisch entzückt – wir übrigens auch. Es war eine Premiere aus dem Handgelenk – die keinem Kochbuch entsprungen ist, sondern der eigenen Gedankenwelt. Für mich sind das die schönsten Rezepte.

Wir hatten den Vacherin schon in anderen Varianten in den Ofen geschoben – aber noch nie in dieser Apfel-basierten. Für uns bislang die perfekteste Kreation.

Wenn eine Idee viral geht …

Samstag, 11. Dezember 2021, 14:17 Uhr, World-Wide-Web – Abteilung FaceBook 

Ich lade einen Post hoch – bestehend aus dem schmelzenden Käse und den geschilderten Zubereitungsschritten. Zunächst auf meiner persönlichen Seite. Dann in eine meiner Lieblingsgruppen …  Französische Küche und Lebensart 

Für mich als frankophil angehauchten Zeitgenossen ein idealer Tummelplatz für das Teilen von Ideen und Erfahrungen und zugleich Quell der Inspiration.

Während ich das schreibe, erinnere ich einige Gespräche mit Freunden und Bekannten zu Vor- und Nachteilen sozialer Netze — zu möglichen Motiven, etwas zu posten. Wenn Kirsten und ich alles wegblenden würden, was wir durch Social Media erfahren, wen wir kennengelernt, was uns inspiriert hat … wäre unser Leben genauso lebenswert geblieben – aber weniger farbenfroh.

Unsere Haltung und unsere Motivation uns in sozialen Netzwerken zu engagieren: Bereichernd und inspirierend statt beschränkend und diffamierend.

Zurück zu den Vacherin-Postings … nach zwei Tagen bilanzieren wir mehrere Hundert Likes auf die geteilten Post’s und eine außergewöhnliche hohe Anzahl von sehr wertschätzenden Kommentaren. 

Zufall oder logische Konsequenz unser Sylt-Gedanken? Auf jeden Fall geeignet, unsere Ideen weiter zu beflügeln. 

Da wir lediglich ein gutes Grundprodukt „veredelt“ haben, galt unser Dank den Menschen, die dafür sorgen, dass wir
solche Spezialitäten auf dem Wochenmarkt in Bocholt kaufen können.  

Getreu dem Motto „Wertschätzung ist keine Einbahnstraße“ haben wir den Link zum Post via FaceBook-Messenger an Käse Heßling gesandt. 

Wir sollten sprechen … & Geschwindigkeit ist keine Hexerei

 

Montag, 13. Dezember 2021, 19:29 Uhr, Nachricht via FaceBook-Messenger an Verena Marke

ihr wisst schon, die Chefin von Käse Heßling auf dem Bocholter Wochenmarkt: 

„Liebe Verena, 

Zunächst einmal einen ganz herzlichen Dank für dein wertschätzendes Feedback zu unseren Kitchen-Stories. Getreu unseres Grundsatzes „Koche nichts, worüber du keine Geschichte erzählen kannst“ werden wir kulinarische Stories und Bilderwelten noch weiter miteinander verweben – analog, digital – crossmedial. 

Der „Vacherin-Post“ geht mittlerweile in mehreren FaceBook-Gruppen viral. Eine Entwicklung, die wir forcieren und mit Instagram verknüpfen werden. 

Neben unseren Kitchen-Stories wird es im PAN auch Markt-Stories geben. Es ist uns ein Bedürfnis die Marktbeschicker, deren Stories und deren Produkte in den Fokus zu stellen. 

Wie schaut es bei dir / euch? Sollen wir dazu ein paar Gedanken austauschen? 

 

Montag, 13. Dezember 2021, 20:04 Uhr, Antwort von Verena – nach nur 35 Minuten 

 

Hallo Roland, 

Na, super gerne! 

Ihr erreicht mich unter … 

Vielen Dank und einen schönen Abend,

Verena

 

Finkenberg 7, 46499 Hamminkeln-Dingden
T 02852 / 6417 | H 0170 / 2893807
info@kaese-hessling.de | kaese-hessling.de

Drei Frauen – ein Mann – ein paar Wörter – eine Genuss-Allianz 

 

Freitag, 17. Dezember 2021, 17:07 Uhr
MÜ12 Verlag & Agentur 

Unsere Fellnase Paula begrüßt Verena und weicht ihr während der nächsten 65 Minuten nicht mehr von der Seite. Sie scheint zu ahnen, dass dies der Beginn einer großen Freundschaft zwischen Tier und Menschen werden könnte – Paula liebt Käse!

Auch wir Zweibeiner stellen in dem Gespräch fest, dass die Chemie stimmt – wobei das eine Untertreibung ist, angesichts der vielen Synapsen-Treffer die wir wechselseitig erzielen: 

#kaesepassionisten    #cheeselover    #kaeseliebe    #leckerschmecker    #vacherin    #ofenkäse    #marktfreaks    #wochenmarkt    #bocholttollfinder    #marketingstrategen    #tunstattlabern
#besseressen    #gesundessen    #bewusstessen    #happyfood

Verena, Kirsten, Paula und ich sind uns einig, dass wir mit dieser Januar-Ausgabe die Basis legen, um eine kleine Delle ins regionale Käse-Genuss-Universum zu hauen. Mit eurer Hilfe auch gerne eine größere, d.h. das Teilen der Impressionen und der Rezeptidee ist ausdrücklich erwünscht. 

Fazit: Wenn die Gedanken sich stimmig anfühlen und man Menschen trifft, die ähnlich Unterwegs sind, dann kann alles sehr schnell, einfach und unkompliziert gehen. Diese Zeitreise der letzten Wochen wollten wir mit euch teilen.

Wir wissen nicht wie lange die Vorräte an Vacherin Mont d’or reichen – von daher ruft gerne bei Käse Heßling durch. Das Rezept funktioniert aber auch mit einem schönen Camembert.

Seid gespannt auf das kulinarische Interview mit Verena in der Februar-Ausgabe, auf Visionen zum Thema Märkte und auf alles, was diese Genuss-Allianz hervorbringen wird. Wer weiß, vielleicht müssen wir für Roscoff-Zwiebeln und andere Spezialitäten in absehbarer Zeit gar nicht mehr die Grenzen des Wochenmarktes oder die Stadtgrenze verlassen …

Roland & Kirsten Buß
unplugged-kitchen-stories