Text: Dr. Simone Möllenbeck
„Was riecht den hier so?“, denkt der ein oder andere Hunde- oder Katzenbesitzer im Wartebereich, wenn ein seltenerer Gast die Praxis betritt, denn das Frettchen kündigt seinen Besuch schon durch seinen arttypischen Geruch an. Ein Blick ins Körbchen lässt einen putzmunteren, sehr verspielten Gesellen entdecken, der sowohl in der Innen- als auch in der Außenhaltung viel Spaß machen kann.
Der europäische Iltis soll der Vorfahre des Frettchens sein. Die lateinische Bezeichnung des Frettchens (Mustela putorius furo) beschreibt einen „diebischen Iltis“ aus der Familie der Marder. Frettchen werden schon seit über 100 Jahren als nützliche Jagdhelfer gehalten. Obwohl sich die quirligen Tiere ähnlich der europäischen Hauskatze eine gewisse Wildheit bewahrt haben, können sie sehr zahm werden und so haben sie sich in den letzten 30 bis 40 Jahren auch in der Heimtierhaltung etabliert.
Frettchen sind äußerst sozial orientierte Tiere und sollten daher nicht alleine gehalten werden. Hierzulande leben sie in der Regel im Haus. Zur sicheren Verwahrung eignet sich eine große Zimmervoliere mit vielen Spielmöglichkeiten, denn in der Wohnung lauern vom Stromkabel bis zur Zimmerpflanze viele Gefahren für das sehr agile Tier, das mit seinem kleinen Raubtiergebiss gern diverse Dinge anknabbert oder im schlimmsten
Fall auch verschluckt. Alternativ ist die ganzjährige Haltung in einem Außengehege mit Schutzhütte möglich. Hierfür müssen die Tiere allerdings mindestens zu zweit gehalten werden und spätestens im späten Frühjahr das Quartier beziehen, damit sie sich an die klimatischen Bedingungen gewöhnen.
Frettchen sind Raubtierartige und müssen natürlich bedarfsgerecht gefüttert werden. Im Fachhandel ist inzwischen spezielles Frettchenfertigfutter zu haben. Auch hochwertiges Katzenfertigfutter ist akzeptabel. Keinesfalls sollte Hundefutter verfüttert werden, da dieses nicht ihren Bedürfnissen entspricht. Besonders ambitionierte Frettchenliebhaber verfüttern auch Eintagsküken, Kleinsäuger oder sie verfechten die BARF-Fütterung (Biologisch-Artgerechte-Roh-Fütterung). Darüber hinaus lieben Frettchen Vitaminpasten so sehr, dass diese gerne zur
Ablenkung der quirligen Patienten während einer Behandlung in der Sprechstunde genutzt werden. So wie Hund, Katze und Maus sollte auch das Frettchen regelmäßig in der Tierarztpraxis vorgestellt werden. Impfprogramme gegen Staupe und Tollwut dienen der Infektionsvermeidung
dieser Seuchen. Leider ist derzeit kein Impfstoff gegen Staupe für Frettchen erhältlich. Frettchen, die mit ins Ausland reisen, müssen zwingend gegen Tollwut geimpft werden, mit einem Mikrochip gekennzeichnet sein und es muss ein EU-Heimtierausweis mitgeführt werden. Neben den Schutzimpfungen sollte auch über die Parasitenprophylaxe nachgedacht werden. In den engen Gehörgängen nisten sich beispielsweise besonders gern Ohrmilben ein. Entsprechende Präparate, sogenannte Spot ons, sind inzwischen auch für diese Tierart zugelassen. Sie werden einfach auf die Haut im Nacken geträufelt und wirken gegen Milben, Flohbefall und auch Rundwürmer.
Ein besonderes Thema ist die Kastration, die beim Frettchen bei beiden Geschlechtern chirurgisch oder chemisch durch das Einsetzen eines Implantats unter die Haut erfolgen kann. Unkastrierte Rüden riechen sehr stark, daher sollten sie zum Schutz des Geruchssinns gerade in der Wohnungshaltung kastriert werden. Der „Duft“ eines Frettchens ist wildtierartig, süßlich und erinnert an Moschus. Weibliche Tiere (Fähen) strömen den arttypischen Geruch vor allem während der Ranz aus. Bei Ihnen gibt es aber noch einen weiteren Grund zur Frühkastration: Während einer sogenannten Dauerranz kann sich ein so hoher Östrogenspiegel entwickeln, dass es zu einer lebensbedrohlichen Blutarmut kommt. Zu diesem Thema berät Sie ganz individuell Ihre Tierärztin oder Ihr Tierarzt gerne.
Gerät ein Frettchen unter Stress, dann setzt es wie Hund und Katze ein Sekret aus den Analdrüsen ab. Dieser Gestank ist unvergesslich. Dennoch ist die Entfernung der Analbeutel ohne medizinische Indikation in Deutschland verboten.
Ein ganz besonderes Anliegen ist mir die Zahngesundheit der lustigen Tiere. Wie bei anderen Säugetieren führen Plaque und Zahnstein zu Erkrankungen des Zahnhalteapparates. Durch die Entzündung im Körper können andere Organe, wie Herz, Lunge, Leber und Niere belastet werden. Aus diesem Grunde sollte auch beim Frettchen auf die Gesundheit der Zähne geachtet werden, damit es lange den richtigen Biss hat.
Zuletzt will ich Sie noch für meinen nächsten Artikel begeistern: „Wenn das Herz nicht mehr will…“. Bis dahin wünsche ich Ihnen einen traumhaften Sommer.
Dr. Simone Möllenbeck
Zusatzbezeichnung Zahnheilkunde
Zusatzbezeichnung Heimtiere
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