Mo.-Fr., 8 – 17 Uhr

Indian Summer

Sep. 24, 2025 | Lifestyle, living

Wenn das Licht weicher wird.  Der Zauber, warm-ruhigen Natur.

Ein persönlicher Spaziergang durch den Herbst … und wunderschöne Blumenkränze.

Text: Kirsten Buß

Ich merke es meistens morgens als erstes, wenn Paula, unsere Labbihündin und offizielle Verlags- und Agenturmitarbeiterin auf vier Pfoten, mit mir loswill, obwohl es draußen noch kühl ist. Die Luft riecht anders. Nach Holz vielleicht. Nach Erde. Das Grün ist nicht mehr so satt, das Licht hat seinen Ton gewechselt. Die Welt trägt auf einmal Gold. – Willkommen im Indian Summer.

Hier bei uns in der Region, wo Paula und ich auf unseren Spaziergängen unterwegs sind – rund um Bocholt, Rhede, Barlo und den Feldern dazwischen – beginnt dieser Übergang oft schleichend. Paula schnüffelt sich ihren Weg über taufeuchtes Gras, während ich stehen bleibe und beobachte, wie das Licht über die Bäume zieht. Die Alleen kleiden sich um, von sattem Grün zu flammendem Ocker und Orange. Auf den Wiesen liegt der erste Raureif, dünn wie ein Hauch, der die Gräser silbrig überzieht. Es ist still. – Ich mag das! Nur ein Vögelchen zwitschert irgendwo leise, als wüsste es, dass jetzt die Zeit beginnt, in der nun alles wieder ein wenig ruhiger wird.

Der Indian Summer ist keine klassische Jahreszeit. Er ist ein Gefühl. Ein Zwischenzustand aus dem Abschied von der heißen Jahreszeit und dem Ankommen in einer gemütlich beginnenden Phase des Jahres. Er wärmt – aber anders als der Sommer. Von innen heraus. Mit einer Tasse dampfendem Tee oder Kaffee, in einer groben, leicht unperfekten Keramiktasse oder einem samtigen Glas Rotwein, eingehüllt in eine Decke auf der Terrasse … Die Welt wird wieder etwas weicher. Und ich auch? Ja, ich finde schon! Wenn Paula dann noch zwischen uns auf der Bank döst, die Sonne langsam über die Terrasse Richtung Westen verschwindet… Wie herrlich kann diese Stimmung sein, während das Laub leise wirbelt, bevor es dann zu kühl wird und wir von der Terrasse rein gehen?! 

Ich liebe es besonders, in diesen Wochen mit Paula durch die Felder in Barlo, den Prinzenbusch in Rhede oder auch durch den Stadtwald und an der Aaa entlang ins KubAai, um den Aasee oder in die andere Richtung, in die Stadt zu gehen. Die Felder färben sich langsam um, morgens liegt ein Hauch Nebel über allem. In der Ferne bellt ein anderer Hund, irgendwo knackt ein Apfel vom Baum, und auf einer kleinen Wiese parkt ein Fahrrad im hohen Gras – jemand pflückt Hagebutten und Holunder. Es sind diese Bilder, die sich mir wohlig einprägen. Nicht spektakulär. Aber sanft und schön. Und genau darin liegt für mich die Schönheit dieser Jahreszeit. Durch das weiche Licht über den Feldern entlang der alten Alleen. Einfach schön! Meine Wahrnehmung verändert sich. Es ist diese Mischung, die den Indian Summer so besonders macht. – Ländliche Weite trifft auf kleine Stadtmomente, Ruhe trifft auf Rhythmus.

„Der IndianSummer lebt von den leisen Momenten – vom goldenen Licht, das über die Felder zieht,
vom Rascheln der Blätter und von Gesprächen, die plötzlich länger dauern.“

#Fellnase Paula 

Ich sehe, wie die Stadt sich langsam verändert – wie sich Fenster spiegeln in orange-goldenem Licht, wie sich Terrassen, Balkone und kleine Stadtgärten wandeln. Sie werden ausgestattet mit neuer herbstlicher Deko und stimmungsvollen Windlichtern… Wenn ich beispielsweise am Nachmittag durch die Innenstadt von Bocholt gehe, sehe ich, wie die Läden sich wandeln. Strick, Kerzen, Gewürze, Decken… Die Farben werden dunkler und wärmer. Ein bisschen mehr Zeit für alles – und vor allem, mehr Sinn fürs Wesentliche. Der Indian Summer lebt in der Stadt für mich von diesen kleinen Momenten. Vom warmen Licht, das am späten Nachmittag auf die Hauswände fällt. Vom Rascheln unter den Schuhen. Vom Geräusch eines Fahrrads auf feuchtem Kopfsteinpflaster. Von Gesprächen, die länger dauern, weil man wider stehen bleibt. Weil man sich wieder mehr Zeit nimmt. Ich finde immer, dass mit dem Einzug des Spätsommers die Entschleunigung etwas mehr einsetzt. 

Und wenn ich abends, nach einem langen Tag im Verlag, mit Paula noch einmal über den Hof gehe, dann höre ich nur das Knirschen ihren Pfoten und das leise Rauschen der Blätter. Die Stadt schläft leise ein. Und ich denke: Indian Summer in Bocholt? Natürlich nicht wie in Kanada. Aber auch echt schön! 

Was diesen Indian Summer so besonders macht? Vielleicht, dass er nichts fordert. Er drängelt nicht. Er lädt ein. Zu manch einem Abend ohne Termine. Zu einem neuen Buch, dessen Seiten sich gut anfühlen. Zu Musik, die nicht laut sein muss, um einen zu berühren. Zu einer Strickjacke, die schon ein bisschen ausgeleiert ist – und genau deshalb perfekt. Der Indian Summer bleibt nie lang. Aber vielleicht ist es genau das. Dass man ihn nicht planen, sondern erlebt, wenn man denn mag. Dass man die Farben sehen, die Luft riechen, das Licht spüren darf, bevor es Winter wird …

Und natürlich zieht auch das Zuhause mit. Strickjacken hängen nun wieder griffbereit an der Garderobe, in den Schubladen duften Wolltücher und Schals nach Lavendel. In den Geschäften in der Bocholter Innenstadt entdecke ich beispielsweise handgegossene Kerzen in dunklem Glas, kleine Karten mit gepressten Blättern, Vasen in denen Eukalyptus und Dahlien dekoriert sind.

Wenn ich über den Bocholter Wochenmarkt schlendere – was ich grundsätzlich gerne tue – bin ich in den vergangenen Jahren oft an den Ständen mit den herbstlichen Blumenkränzen stehen geblieben. Sie sind wahre Kunstwerke. Oft warm in den Orange- Rot oder Lilatönen, voller Hagebutten, getrockneter Blumen und Gräser usw. Die Auswahl ist so toll und so schön und überhaupt habe ich mich durch Artikel in Wohn- und Dekomagazinen in diesem Jahr, besonders inspirieren lassen, was diesen diesjährigen Blumenkranztrend betrifft. Bei Fashionshows werden solche Exemplare aktuell gerne als Kopfschmuck verwendet. Es sieht aber auch wirklich stark aus! Der Sohn einer Freundin würde jetzt sagen: LOVE IT … und was soll ich sagen? Ich liebe sie auch – und ich freue mich schon jetzt, den ein oder anderen Blumenkranz für unser Büro, den Esstisch, oder, oder, zu ergattern.

Noch ein Tipp und vielleicht eine Inspiration für euch: Ich sammle auch wieder Dinge – wie früher. Eine Kastanie mit glattem Rücken. Ein Ahornblatt, das aussieht, als hätte es jemand mit Wasserfarben bemalt. Ich habe mir vorgenommen, sie mal wieder so wie früher zwischen dicke Bücher zu pressen oder in ein Notizheft zu kleben. Kleine „Naturgrußworte“ auf Büttenpapier mit ein paar Zeilen. Das knüpft recht gut an die beiden Artikel aus den beiden vergangenen PANausgaben an, wie ich finde. Es ist schön, wenn Dinge bleiben. Und manchmal sind sie gar nicht groß – nur ehrlich.

 

Der Indian Summer lebt von diesen kleinen Momenten. Vom Licht, das am späten Nachmittag auf Hauswände fällt. Vom Geräusch eines Fahrrads auf feuchtem Kopfsteinpflaster. Von Gesprächen, die länger dauern, weil man plötzlich innehält.

Genießt IHN,

den INDIAN SUMMER 2025

September 2025
Oktober 2025
Keine Veranstaltung gefunden
Weitere laden