Über Notizbücher mit Seele, die Magie von Papier und Haptik, dem QuillingTrend – und vom Hype auf der Leipziger Buchmesse
Ich geb’s zu: Ich hab (fast) alles digital. Kalender, Gedanken, Einkaufslisten, sogar Träume. Mein Handy weiß ganz schön viel. Und doch, kaum halte ich beispielsweise ein handgebundenes Notizbuch oder eine Lederkladde in der Hand, schlägt mein Herz höher.
Da ist dieses knisternde Gefühl von Papier, das kein Touchscreen dieser Welt imitieren kann. Dieses Gefühl, dass etwas bleibt – weil es nicht gelöscht werden kann. Und plötzlich ist sie da, diese schöne alte Liebe zu Tinte, Typo, Struktur. Papier ist wieder sexy und Quilling ist eine tolle wiederentdeckte Art der Papierkust. Ich bin nicht die Einzige, die das so fühlt.
Eine Freundin von mir erzählte letztens:
„Es begann fast schleichend. Erst war es nur ein hübsches Notizbuch, das ich „eigentlich nur für Rezepte“ wollte. Dann kam wieder ein Kalender hinzu. Mit Ledereinband, der roch wie ein italienisches Antiquariat. Und schließlich entdeckte ich: Letterpress. Das sind diese Karten, bei denen die Buchstaben nicht nur sichtbar, sondern spürbar sind. So tief ins Papier gedrückt, dass man sie erfühlt. Ich stelle fest, ich bin von Herzen analog.“
Das fand ich sowas von toll. Einladungen zu drucken, zu sammeln, ja sogar zu rahmen, findet sie klasse und sie sagt, sie fühlt sich entschleunigt. Print ist also nicht nur ein Trend. Es ist ein Gegengewicht. Gegen Tempo. Gegen Reizüberflutung. Gegen die Copy-Paste-Kultur. Und plötzlich ist sie wieder da – diese Welle. Nicht nur bei mir. Sondern überall.
Leipziger Buchmesse – Die Generation Print ist am Start
Ich wäre gerne dieses Jahr auf die Leipziger Buchmesse gefahren – denn was ich dort abgespielt hat, hat mich endgültig überzeugt! Die Gen Z und Gen Y haben wieder Bock auf Papier! Das ist doch wohl stark, oder? Ich könnte ja jetzt sagen: SIEHSTE! Ich hab´s doch schon lange gesagt. Sag ich aber nicht 🙂 Ihr wisst es ja auch so 🙂
Da standen junge Leute Schlange für Bücher, bei Indie-Verlagen, für edle Moleskine in limitierter Auflage. Da wurden Postkarten wie Konzerttickets gehütet, Leserinnen und Leser signierten sich gegenseitig Bücher, als wären es Sneaker. Und der Stand mit den Letterpress-Karten? Komplett leergekauft – schon am zweiten Tag.
Papeterie ist wieder (und war es auch irgendwie immer) Popkultur.
Sie gehört auf Moodboards, in Journale und Magazine, in Vitrinen präsentiert und nicht in der Schublade versteckt. Nicht als Nostalgie-Deko – sondern als echter Ausdruck! Es ist ein Statement. Für Qualität. Für Persönlichkeit. Für das Echte.
Print is the new Mindfulness. In einer Welt, in der alles sofort sein muss, wird Papier nun tatsächlich zu einer kleinen Rebellion. Junge Menschen schreiben wieder mit der Hand! – Nicht, weil es effizient ist, sondern weil es sich für sie richtig anfühlt. Ein Tagebuch ist kein Blog, und das ist gut so. Sie kleben haptische Kinokarten ein, zeichnen kleine Skizzen, schreiben Zitate ab, die sie berühren. – Print ist Selfcare.
Und, ja klar! Wie bei so vielen, ist mein Smartphone immer dabei und schaue auch viel drauf. Aber ein analoges Notizbuch fragt nicht nach WLAN. Es lädt nicht ab, sondern auf. Und, dass eine schließt das andere doch auch nicht aus.
Vielleicht schreibst du ja auch einfach mal wieder eine Postkarte. Vielleicht kaufst du dir ein Notizbuch, ohne zu wissen, wofür… Und vielleicht merkst du es so wie ich. Es tut gut. Es bleibt. Es wirkt.
Denn während der digitale Alltag rauscht und oftmals vorbeirauscht, sagt das Papier:
„Ich bin da. Ich war schon immer da. Und ich bin gefragter denn je.“
„Generation Print steht auf Qualität
statt Schnelllebigkeit. Papier ist
keine nostalgische Spielerei – es ist Haltung!“
Kirsten Buß