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Hilfe, mein Tier trinkt zu viel

Dez. 1, 2024 | Gastautor, Tierarzt

Viel trinken ist gesund. Das spült die Nieren durch und hilft bei der Ausscheidung von Giftstoffen.“ sagte schon meine Großmutter. Dies gilt nicht nur für den Menschen, sondern auch für viele andere Säugetiere wie Hund und Katze. Jedoch gibt es auch bedrohliche Erkrankungen, die mit einem gesteigerten Durstgefühl einhergehen können. So kann eine erhöhte Wasseraufnahme, die im Fachjargon Polydipsie genannt wird, ein Hinweis für ein schwerwiegendes internistisches Problem sein.

Tierbesitzer bemerken eine Polydipsie in der Regel dadurch, dass der Wassernapf stets leer ist und das Tier viel mehr Harn als früher absetzt (Polyurie). Dies führt möglicherweise sogar dazu, dass Wohnungshunde nicht mehr stubenrein sind und große Seen wässrigen Urins ins Haus machen. Katzen haben diesbezüglich keine so große Not, da ihnen meist eine Katzentoilette zur Verfügung steht. Diese muss dann aber öfter als früher gesäubert werden, da auf dem stillen Örtchen der Samtpfote viel mehr Urinklumpen im Streu zu finden sind. Die normale Trinkmenge kann medizinisch definiert werden. So wird eine Trinkwasseraufnahme 50 – 60 ml/ kg KG (Milliliter pro Kilogramm Körpergewicht) als gesund betrachtet. Allerdings liegt die individuelle Trinkmenge bei vielen Hunden über und bei vielen Katzen unter diesem Normwert, weil das Trinkverhalten von weiteren Faktoren wie zum Beispiel extreme Hitze, Futtermittelzustand (trocken oder feucht, eventuell gewürzt), körperliche Belastung, Medikamentenaufnahme sowie Trächtigkeit beeinflusst wird. Wenn Tierbesitzer mit dem Problem Polyurie und Polydipsie in der Tierarztpraxis einen Rat suchen, dann bitten wir die Tierhalter, die Trinkmenge über 24 Stunden zu ermitteln. Bestimmen Sie einfach das Wasservolumen, welches Ihr Tier aufgenommen hat und ziehen eventuell verbliebene Mengen aus dem Napf ab. Natürlich sollte währenddessen eine Flüssigkeitsaufnahme an anderer Stelle vermieden werden. So sind für den Hund Ausflüge an den See und für die Freigängerkatze Streifzüge durch den Garten zur Zeit der Messung untersagt. Auch die Untersuchung einer Harnprobe ist unerlässlich. Wie Sie die Probe gewinnen sollen? Ganz einfach, beim Hund wird eine Suppenkelle unter den Urinstrahl gehalten und für die Katze hält Ihre Tierarztpraxis ein nicht saugendes Streu bereit, sodass der Urin anschließend mit einer Pipette aufgenommen werden kann. Besonders wichtig ist auch eine Blutuntersuchung, denn erst anhand der Blutergebnisse kann die abschließende Diagnose gefällt werden. Für den Polydipsie-Polyurie-Komplex sind über 30 mögliche Diagnosen bekannt. Häufigste und gut zu behandelnde Erkrankung ist eine bakterielle Blasenentzündung, die gut auf Antibiotikagaben anspricht. Eine Gebärmutterentzündung entsteht beispielsweise bei der älteren, nicht kastrierten Hündin. Neben den genannten Symptomen sind betroffene Tiere oft hinfällig und zeigen weitere Symptome wie Erbrechen, Durchfall und Fieber. Wird Glucose (Zucker) im Urin nachgewiesen, dann liegt der Verdacht eines Diabetes mellitus nahe. Allerdings kann die Blutglucose bei Katzen schnell im Stress ein natürliches Maß übersteigen, sodass nur mithilfe der Bestimmung weiterer Blutparameter (Fruktosamin) die Diagnose gesichert werden kann. Nicht zuletzt müssen Nieren- und Lebererkrankungen als Grund für eine gesteigerte Trinkwasseraufnahme genannt werden. Eine besondere Erkrankung ist das Cushing-Syndrom des Hundes, bei dem zu viel körpereigenes Cortisol gebildet wird. Andere hormonelle Erkrankungen mit verändertem Trinkverhalten sind die Schilddrüsenunterfunktion des Hundes oder die Schilddrüsenüberfunktion der Katze. Nicht zuletzt gibt es auch psychische Ursachen für eine gesteigerte Wasseraufnahme. Dieser Verdacht kann allerdings nur erhärtet werden, wenn alle anderen Tests unauffällig sind. Sie sehen, die Liste möglicher Diagnosen ist lang und das Geheimnis der Symptome von Polydipsie und Polyurie kann oft nur Hand in Hand mit Ihrer Tierärztin oder Ihrem Tierarzt gelüftet werden. In der Tierarztpraxis werden dann auch die Therapieoptionen mit Ihnen besprochen, sodass es Ihrem Liebling hoffentlich bald wieder besser geht. Ihnen wünsche ich eine angenehme Weihnachtszeit mit besinnlichen Stunden bei einem Getränk Ihrer Wahl und verbleibe mit guten Wünschen für den Start ins Neue Jahr 2025, in dem ich mit dem Artikel „Schutz im Winter“ starte. 

Ihre Dr. Simone Möllenbeck

Dr. Simone Möllenbeck

Zusatzbezeichnung Zahnheilkunde

Zusatzbezeichnung Heimtiere

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