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Minimalismus – für Fortgeschrittene

Feb. 28, 2025 | Lifestyle

Text: Kirsten Buß

Die 30-Tage-Detox-Challenge – Bist du bereit, Ballast abzuwerfen?

Minimalismus – für manche ein Trend, für andere eine Lebenseinstellung. Wie oft hast du schon gesagt, du willst dich von unnötigem Kram befreien, nur um dann doch wieder zwischen überquellenden Schubladen, einem chaotischen Kleiderschrank und tausend „Vielleicht-brauch-ich’s-noch“-Dingen zu stehen? Willkommen im Club! 

Kennt ihr das Gefühl, wenn man morgens in seinen Kleiderschrank schaut und trotzdem nichts zum Anziehen hat? Wenn sich in den Schubladen Dinge stapeln, die man längst vergessen hat, und es sich anfühlt, als hätte es sich um einem herum, mit den Jahren unbemerkt vollgesogen? Minimalismus war für mich immer so ein großes Wort. Ein Konzept, das sich nach leeren weißen Räumen und Menschen anfühlt, die nur mit einem Rucksack ihrer Besitztümer um die Welt reisen. Aber ist das wirklich der einzige Weg? Oder bedeutet Minimalismus nicht vielmehr, sich bewusst von allem zu trennen, das einen nicht glücklich macht – egal, ob es Dinge, Gedanken oder Routinen sind? 

In letzter Zeit passiert etwas mit mir. Es hat sich langsam angebahnt, durch äußere Umstände, durch die Welt um mich herum, durch das, was ich sehe, höre und erlebe. Erlebnisse, die mich geerdet haben. Erst war es nur ein leises Gefühl, wie ein kleines Ziehen, das sich bemerkbar macht, wenn ich in meinen überfüllten Kleiderschrank schaute oder über die herumliegenden Dinge in unserer Wohnung stolperte. Doch dann wurde mir klar, ich bin nicht allein damit. Durch Gespräche im Familien- und Freundeskreis stelle in zunehmend fest, immer mehr Menschen verspüren genau diese Sehnsucht nach Reduktion, nach mehr Klarheit und weniger Ballast. Ich dachte, es sei einfach nur mein Bedürfnis, ich freier zu fühlen – aber tatsächlich ist es ein Trend, eine Bewegung, die Minimalismus auf ein neues Level hebt.

Ich stecke mittendrin und ich beginne, mich ernsthaft zu fragen: Warum besitze ich so viel? Und warum halte ich an so vielem fest, das mich eigentlich gar nicht glücklich macht? Ich beschließe, etwas zu verändern – aber nicht radikal, nicht mit leeren weißen Räumen und einem einzigen Teller in der Küche. Sondern Schritt für Schritt.

Deshalb habe ich meine eigene Challenge gestartet. Dreißig Tage, dreißig Dinge. Jeden Tag trenne ich mich von etwas, das ich nicht mehr brauche. 

Am Anfang fiel es mir noch leicht. Ein T-Shirt, das mir nicht mehr passt – weg damit. Eine Vase, die ich nie mochte – raus. Bücher, die ich mir mal vorgenommen habe zu lesen, es aber nie tun werde – ich gebe sie weiter. Aber dann wurde es auch schon spannend. Ich merkte, dass es nicht nur um Dinge geht. Aktuell beginne ich, Apps auf meinem Handy zu löschen, die mich eigentlich nur Zeit kosten. Ich räume meinen E-Mail-Posteingang auf. Ich sortiere alte To-do-Listen aus, die mich mit Schuldgefühlen beladen, weil ich längst nicht mehr vorhabe, diese Dinge zu tun.

Und dann kam ich an einen Punkt, an dem ich merkte, dass es hier um weit mehr geht als nur um Gegenstände. Es geht um Gedanken, um alte Muster, um Glaubenssätze, die mich zurückhalten. Warum habe ich so lange daran festgehalten, dass ich nur dann wertvoll bin, wenn ich ständig produktiv bin? Warum habe ich mich immer wieder mit Menschen verabredet, die mir eigentlich gar nicht guttun? Warum fällt es mir so schwer, Dinge loszulassen, obwohl sie mir nur Platz und Energie rauben?

Je weiter ich in diese Challenge eintauche, desto leichter fühle ich mich. Mein Kleiderschrank wird übersichtlicher, meine Wohnung aufgeräumter – aber das Beste ist, in meinem Kopf fängt es ebenso an und die Gedanken rotieren schon langsamer. Ich erkenne, dass ich Platz schaffe, nicht nur in meinen Schubladen, sondern in meinem ganzen Leben. Platz für neue Ideen, für echte Freude und Freunde, für das, was mich wirklich weiterbringt. Ich merke, dass es mit jedem Tag leichter wird. Dass ich mich regelrecht darauf freue, mich von Dingen zu trennen, die mich nur unnötig belasten. Dass ich eine neue Perspektive auf Besitz gewinne und auf das, was wirklich zählt.

Ich bin noch mittendrin, aber ich weiß jetzt schon, dass diese eigens auferlegte Challenge etwas in mir zum Positiven verändert. Sie macht mich bewusster, klarer, freier. Wenn du auch das Gefühl hast, dass dein Leben zu voll, zu schwer, zu überladen ist – probiere es doch auch mal aus und schau, was passiert. Vielleicht verabschiedest du dich von einem alten Pullover. Vielleicht von einer alten Gewohnheit. Oder vielleicht sogar von einer Version von dir selbst, die du gar nicht mehr sein möchtest.

Ich bin gespannt, wohin mich diese Reise noch führt. Aber eines weiß ich jetzt schon. – Es fühlt sich verdammt gut an, Ballast abzuwerfen… vielleicht ziehe ich es noch länger durch. Jeden Tag ein Teil. Noch einen Monat oder ein Quartal oder evtl. ein Jahr lang… Jeden Tag etwas loswerden, das ich nicht mehr brauche. Klingt doch im Grunde simpel, oder?!