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MAI! Was tun, damit die Flöhe nicht auf dem Tisch tanzen?

Mai 13, 2025 | Tierarzt

Text: Dr. Simone Möllenbeck

 

Liebe Leser, schon im Jahr 2010 habe ich in einem meiner ersten PAN-Artikel über den „Flohzirkus“ geschrieben. Keinesfalls möchte ich Sie im Folgenden mit lästigen Wiederholungen langweilen. Im Gegenteil, das Gebiet der Parasitologie ist in der Veterinärmedizin eines der interessantesten überhaupt! Die ständige Weiterentwicklung von Präparaten gegen die lästigen Mitbewohner liefert sich ein Kopf-an-Kopf-Rennen mit den Anpassungsmechanismen der Parasiten an die wechselnden Umweltbedingungen. Wenn es Sie interessiert, wer zurzeit die Nase vorn hat, dann lesen Sie weiter.

An dem Entwicklungszyklus einer Flohpopulation hat sich in den letzten Jahren natürlich nichts geändert. Erwachsene Flöhe können etwa drei Meter weit springen, um den Wirt zu wechseln. Nach einem Spaziergang durchs Hunde- oder Katzenfell genehmigen sie sich ihre erste Blutmahlzeit. Zur Eiablage kommt es vor allem in der Umgebung des Haustieres. Aus den Eiern entstehen dann Larven, die sich
vom herabfallenden Flohkot ernähren. Schließlich verpuppt sich die Larve in der häuslichen Umgebung, um als Puppe bis zu zwei Jahren auf einen entsprechenden Wirt zu warten. Die Wahrnehmung von Wärme, Vibration und CO2 in der Umgebung sind Anzeichen für die Anwesenheit von Säugetieren (aber auch Menschen), so dass die Puppe zur Weiterentwicklung zum Floh animiert wird. Nun beginnt der Zyklus von neuem.

Früher ging man davon aus, dass Flöhe saisonal vor allem zu den warmen Jahreszeiten ein Problem darstellen, weil die niedrige Umgebungstemperatur der Wintermonate die Larven und Puppen an einer schnellen Weiterentwicklung hindern. Klimawandel und Wohnungshaltung haben das Flohproblem aber zu einem jahresübergreifenden Thema gemacht, so dass sich die Prophylaxe jederzeit lohnt. Ob Ihr Tier bereits befallen ist, erkennen Sie, wenn Sie die hintere Rückenpartie Ihres Haustiers mit einem einzinkigen Kamm auskämmen und das Material, welches im Kamm hängenbleibt, untersuchen. Ist schon ein lebender Floh zu sehen? Wenn nicht, dann achten Sie auf braunschwarze Krümel, die auf Feuchtigkeit rostbraun wer-den. Dies ist Flohkot, der Blutfarbstoff enthält und nur gefunden werden kann, wenn auch Flöhe vorhanden sind. 

Flohbehandlung heißt auch Umgebungsbehandlung, da 99 Prozent der Flohpopulation in der Tierumgebung lebt. Zieht der Vierbeiner aus, hinterlässt er hungrige Parasiten, die notfalls eine Blutmahlzeit beim Zweibeiner nehmen. Es lohnt sich also immer die Umgebung des betroffenen Tieres besonders gründlich zu reinigen. Decken werden bei 60 Grad gewaschen, Ritzen werden ausgesaugt und der Staubsaugerbeutel wird anschließend entsorgt, da sich sonst in Ihrem Haushaltsgerät eine echte Flohbombe entwickelt. Neuere Spot-on-Präparate, die in Form einer Lösung auf die Haut im Nacken des Vierbeiners geträufelt werden, lassen unter anderem einen Stoff, der die Flohlarvenweiterentwicklung hemmt, vom Tier herabrieseln, so dass nach der beschriebenen Grundreinigung die lästige Umgebungs behandlung mit Sprays oder Verneblern entfallen kann. Sowieso ist es sinnvoll, sich bei der Präparateauswahl an die aktuellen und oft verschreibungspflichigen Medikamente zu halten, da hier eine Resistenz so gut wie ausgeschlossen ist. Vergessen Sie nach erfolgter Therapie bitte die Wurmkur nicht, da Flöhe den Gurkenkernbandwurm übertragen können. 

Alternativ zur Spot-on-Lösung kann gerade bei Katzen, die viele Antiparasitika nicht vertragen und mit schlimmsten Vergiftungserscheinungen reagieren können, ein bestimmtes Halsband, welches bis zu 8 Monaten gegen die lästigen Tierchen wirkt, von Ihrer Tierärztin oder Ihrem Tierarzt verordnet werden. Beim gemeinten Präparat verhindert übrigens ein Sicherheitsmechanismus die gefürchteten Verletzungen durch Halsbänder bei Freigängern. 

Für Hundebesitzer, die kein Spot-on-Präparat oder Halsband anwenden möchten, ist die orale Verabreichung einer Parasitenprophylaxe eine interessante Überlegung. Seit Jahren sind Tabletten erhältlich, die nur monatlich oder vierteljährlich gegeben werden müssen und sogar gegen Zeckenbefall helfen. Die Mittel werden sehr gut vertragen und sind sogar für Hundewelpen zugelassen. Neueste Errungenschaft der Veterinärmedizin ist übrigens die Jahresspritze gegen Flöhe und Zecken. Über die Vorteile sowie die Risiken  und Nebenwirkungen werden Sie in der Tierarztpraxis beraten.

Möchten Sie wissen, wie ich meine Vierbeiner vor ungewollte Mitbewohner schütze? Derzeit benutze ich für meinen Riesenschnauzer „Luna Bella“ eine Floh- und Zeckenprophylaxe in Tablettenform. Unsere Samtpfoten „Mausi“ und „McCoy“ erhalten ein monatliches Spot-on-Präparat, damit sie bei Ihren Ausflügen nicht zum Floh- oder Zeckenhotel werden.

Ihnen wünsche ich, dass Sie und Ihre Haustiere unbeschwert in den Mai kommen und Ihnen die Parasiten nicht auf der Nase herumtanzen. Im Juni lesen Sie im Artikel „Reisefieber“ über die Gefahr von Infektionskrankheiten bei Reisen in den Süden.

Dr. Simone Möllenbeck
Zusatzbezeichnung Zahnheilkunde
Zusatzbezeichnung Heimtiere

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