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PEACE X PEACE und Emotions 

Sep 27, 2024 | Kultur

Berufskolleg Bocholt-West geht innovative Wege

Fotos: Jürgen Heitbreder und BK Bocholt-West // Pressetext: Jürgen Heitbreder

Schule als Vorreiter in NRW bei der Umsetzung von Friedensprojekten

Seit mehreren Jahren werden am BK Bocholt-West „kunstnahe“ berufsfeld- und fächerübergreifende Projekte im Unterricht geplant und durchgeführt. Insbesondere in der Holzwerkstatt der Schule wurden seit 2019 durch die Initiative des zuständigen Fachlehrers Gregor Gehling und des Gelsenkirchener Galeristen Jürgen Heitbreder (H-Art-line) immer wieder Motive verschiedener Künstler in andere Materialien umgesetzt. Schülerinnen und Schüler des BK Bocholt-West haben sich intensiv mit erschiedenen Künstlern bzw. mit deren Aussagen auseinandergesetzt und versucht, die Philosophie dieser Künstler vielfältig für ihren Unterricht zu nutzen. 

Kunst vermittelt Botschaften

In allen Projekten ging es neben der Vermittlung von Fachlichkeit und sozialen Kompetenzen auch darum, mit den Schülerinnen und Schüler zusammen gesellschaftliche und politische Problemstellungen zu erörtern: Kunst als Lernträger in einem fachbezogenen und bildungspolitisch verantwortungsvoll aufbereitetem Unterricht! Das Berufskolleg aus Bocholt beschreitet damit neue, innovative Wege.

Die Kunst versteht sich nicht immer nur als Vermittler von Ästhetik, sondern sie will auch häufig auf ganz bestimmte Missstände hinweisen. Künstler möchten mit ihren Werken die Betrachter wachrütteln und sehen ihre Bilder oder Objekte als Mahnmal.Kunst heißt: ein Zeichen setzen. Zeichen setzen bedeutet: etwas Bleibendes schaffen. Der aufmerksame und interessierte Betrachter wird in die Welt der Kunst mitgenommen und einbezogen. 

Künstler für den Frieden

Seit dem Schuljahr 2022/23 hat sich das BK Bocholt-West intensiv der Friedenserziehung gewidmet und dieses Konzept auf seine Fahnen geschrieben. Unter dem Motto „PEACE X PEACE – Künstler für den Frieden“ wurde 2022 ein Friedensprojekt am BK Bocholt-West ins Leben gerufen, an dem mehrere Künstler maßgeblich beteiligt waren. 

Einer der Initiatoren dieses Projektes war der amerikanische Street-Art Künstlers Paul Kostabi. Dieser populäre Musiker und Maler aus New York hat in den letzten Jahren insbesondere durch die Kreation seiner zahlreichen „Peace Guitars“ und anderer Bilder zum Thema Frieden immer wieder auf die Notwendigkeit eines harmonischen und friedvollen Miteinanders
hingewiesen. Paul Kostabi hat 2022 ein beeindruckendes Leinwandbild als Titelmotiv zum Projekt „PEACE X PEACE“ geschaffen.

Kunst als Mahnmal

„PEACE X PEACE“ (gesprochen: Peace by Peace) steht für „Frieden durch Frieden“ und ist ein Wortspiel für PIECE by PIECE (Stück für Stück). Eine friedliche Welt kann nur Stück für Stück erreicht werden. PEACE X PEACE steht für eine allmähliche Annäherung an den Frieden.

Der amerikanische Künstler Paul Kostabi hat eigens für dieses Projekt insgesamt 11 Grafiken von dem Titelmotiv des gleichnamigen Buches von (PEACE X PEACE) drucken lassen und alle Blätter aufwendig von Hand überarbeitet und übermalt. Auf jedem dieser Blätter zum Thema „Frieden“ ist eine X-förmig gekreuzte Gitarren mit Friedenssymbol dargestellt.

Neben Paul Kostabi waren auch andere bekannte Künstler, wie zum Beispiel der norddeutsche „Umweltmahner“ Josef Lange-Grumfeld, der deutschen „Zeichensetzer“ Otmar Alt und auch der „Panik-Rocker“ und „Likörell-Maler“ Udo Lindenberg in dieses Projekt eingebunden. Es wurden neben Gewalt und Krieg auch andere gesellschaftliche Problematiken angesprochen, wie z.B. Fremdenfeindlichkeit, Ausgrenzung, Integration, Toleranz, Humanität usw. Ein respektvolles und tolerantes Miteinander ist dafür unerlässliche Voraussetzung und damit ein wesentlicher Schwerpunkt dieses Friedensprojektes.

An diesem Projekt nahmen u.a. die Gestaltungstechnischen Assistentinnen und Assistenten, aber auch andere Klassen des BK Bocholt-West, im berufsbezogenen und berufsübergreifenden Unterricht teil. Der Bildungsgang „Gestaltungstechnische Assistentin/Gestaltungstechnischer Assistent“ des Berufskollegs Bocholt-West bietet Schülerinnen und Schülern, die ihre kreative Neigung zum Beruf machen möchten, optimale Chancen für den Einstieg in einen gestalterischen Beruf oder ein Fachhochschulstudium. Die Vermittlung gestalterischer Grundlagen bildet die Basis der Ausbildung. Digitales Gestalten mit den neuesten Versionen der Adobe Creative Cloud, Fotografie, Zeichnen und handwerkliche Arbeit in den Werkstätten des Berufskollegs ermöglichen die Anwendung und Erweiterung dieser Kenntnisse und fördern die Kreativität der Schülerinnen und Schüler. Praxisnahe und kunstorientierte Projekte bieten den Schülerinnen und Schülern dabei eine herausragende Gelegenheit, sich mit Kunst, Handwerk und der Präsentation eigener Arbeiten auseinanderzusetzen.

Das Ministerium für Schule und Bildung in NRW (MSB) hat dieses Projekt in seinem Bildungsportal „Schule aktuell“ im Frühjahr 2024 ausführlich gewürdigt.

https://www.schulministerium.nrw/peace-x-peace-kunst-fuer-den-frieden
PEACE X PEACE – Kunst für den Frieden | Bildungsportal NRW (schulministerium.nrw)

Anerkennung bei den Künstlern 

Die beiden Friedensprojekte am BK Bocholt-West haben in der Öffentlichkeit viel Resonanz gefunden. 

Die Herstellung der Friedensgitarren nach den Motiven verschiedener Künstler hat sehr viel Kreativität, Einfühlungsvermögen und handwerkliches Geschick von den Schülerinnen und Schülern erfordert. Die Ergebnisse können sich sehen lassen und haben bei den beteiligten Künstlern einen großen Eindruck hinterlassen. 

Der amerikanische Musiker und Maler Paul Kostabi lebt in New York, sein in der Kunstszene sehr populärer Bruder Mark Kostabi hat eine Villa in Rom. Dorthin
haben zwei der an der Projektarbeit beteiligte Schüler ihre Friedensgitarre
aus Metall, Holz und Beton geschickt. Paul Kostabi hat die Gitarren als Zeichen
seiner Wertschätzung übermalt und signiert. Eine tolle Geste der Anerkennung für die Schülerarbeiten durch diesen populären Street-Art Künstler. 

Erhaltet die Umwelt und Integration

Das Problem der Umweltverschmutzung ist schon lange bekannt und es gibt zahlreiche Konferenzen, Beschlüsse, Regulierungen und andere Maßnahmen zur Minimierung der Gefahren. Aber reicht das aus, um unsere Umwelt zu retten und damit auch den Menschen am Leben zu erhalten? Oder schädigen wir mit den Eingriffen in die Natur auch fortwährend unsere eigenen Körper, so dass wir immer mehr abbauen und demnächst vielleicht nur noch als knöcherne Wesen herumlaufen? Werden unsere Knochen demnächst überhaupt noch stabil und fest das tragende Gerippe unseres Körpers sein, oder werden sie immer zerbrechlicher, wie Glas? 

Diese Darstellung mag vielleicht etwas übertrieben klingen, aber ein ähnlicher Grundgedanke steckt hinter der Kunst des norddeutschen Künstlers Josef Lange-
Grumfeld. Er wollte mit seinen Bildern und Skulpturen die Betrachter wachrütteln und auf die Notwendigkeit einer umwelt- und naturgerechten Lebensgestaltung aufmerksam machen. 

Vereinen, einander einbeziehen, gemeinsam etwas bewirken. Das war die Lebens-philosophie des „Umweltmahners“ Josef Lange-Grumfeld und das kommt auch in seinen Bilder und Skulpturen zum Ausdruck. Der Stier frisst dem Torero aus der Hand: „Nur zusammen sind wir stark“. Dieses Motto des norddeutschen „Umweltmahners“ Josef Lange-Grumfeld haben die Schülerinnen und Schüler der Fachklasse für Gestaltungstechnische Assistentinnen und Assistenten ebenfalls begeistert aufgegriffen und in Skulpturen umgesetzt.

Udo grüßt aus dem Atlantik

Udo Lindenberg setzt sich immer wieder mit globalen Themen wie Klimapolitik oder Krieg und Frieden auseinander. Er fordert ein globales Denken, alle Länder müssen an einem Strang ziehen. Das funktioniert am besten mit einer übergreifenden Regierung. Auch er ließ es sich nicht nehmen das Projekt zu unterstützen und hat Grüße aus dem Hotel Atlantik geschickt.

Otmar Alt als Pate für neues Schulprojekt

Die Resonanz auf das Friedensprojekt „PEACE X PEACE“ im Schuljahr 2022/23 war beeindruckend, so dass eine Fortführung dieses Friedensprojektes auch für 2023 und 2024 geplant wurde. Allerdings sollte die Weiterführung dieser Initiative nur unter Beteiligung eines einzigen Künstlers stattfinden und dessen Kunst gezielt in den Vordergrund gestellt werden: Der „Anstifter“ und „Zeichensetzer“ Otmar Alt übernahm die Patenschaft für dieses neue Projekt.

Otmar Alt ist ein in vielen Bereichen engagiert Künstler. Die Selbstverantwortung und Autonomie des Menschen sowie dessen Freiheit im Denken und Handeln sind bei ihm durchgängiges Lebensprinzip. Die Zeitschrift „Der Anstifter“ als Organ der Otmar Alt Stiftung berichtete ausführlich in seiner Winterausgabe 23/24 (Heft 93) über das Friedensprojekt am BK Bocholt-West. Ausgewählte emotionale Motive von Otmar Alt werden auf Stahl oder Holz übertragen Die Aktualität und Bedeutung dieses Themas legte eine Weiterverbreitung des Friedensgedankens und die Fortführung des 2022 angefangenen Schulprojektes auch für 2023 und 2024 nahe. Zudem konnte nur ein kleiner Teil der in dem projektbegleitenden Buch „PEACE X PEACE – Künstler für den Frieden“ vorgestellten Projektunterlagen von den Schülerinnen und Schülern in Modelle umgesetzt werden. So kam  es zu dem neuen Friedensprojekt „Emotions – by Otmar Alt“.

Freundschaft, Vertrauen und Toleranz

Otmar Alt hat 2021 für die Martin Luther Stiftung Ruhr zehn „Emotionskarten“ kreiert, deren Bildinhalte sich mit den Gefühlen unseres Lebens beschäftigen. In dieser Serie hat er zum Beispiel wesentliche Bestandteile unseres Zusammenlebens wie Freundschaft, Vertrauen, Freude, Liebe, Glück, Freiheit und Toleranz in Bildern festgehalten. Zahlreiche Tiere, Blumen und andere Pflanzen, Menschen und andere Gestalten sowie Fantasiewesen und andere Symbolfiguren erzählen in leuchtenden Farben von Lebenssituationen, die für ein friedliches Miteinander stehen. Ausgewählte emotionale Motive von Otmar Alt (Toleranz, Liebe, Freundschaft, Freiheit) sollten in den teilnehmenden Schulen auf Stahl- oder Holzskulpturen übertragen werden: eine Entdeckungsreise in die Welt der Gefühle. Die Herstellung der Figuren und Skulpturen sollten Verständnis für einen respektvollen Umgang miteinander und Freude am Lernen und am Zusammenwirken verbreiten.  

Werkstätten zur Förderung fachlicher und sozialer Kompetenzen

Der Erziehungsauftrag der Schule erfordert neben der Vermittlung von Wissen und Fertigkeiten und der Entwicklung pädagogischer Denkansätze und Mündigkeit auch die Vermittlung von Einsichten und sozialen Kompetenzen. Dazu sollten auch fachpraktisches Handeln sowie Einblicke in betriebswirtschaftliche und ökologische Zusammenhänge in den schulischen Unterweisungsprozess integriert werden. Speziell dazu ausgebildete Fachlehrerinnen und Fachlehrer können neben der Vermittlung von Wissen und Einsichten gezielt durch ihr fachpraktisches Unterrichtsrepertoire den Lernprozess fördern. 

Werkstattlehrer sind für die fachpraktische Ausbildung an Schulen von besonderer Bedeutung.  Ihre Aufgabe ist es, ihnen zugeordnete Lernbereiche und fachliche Schwerpunkte umzusetzen um durch praktisches Arbeiten die Handlungs- und Entscheidungskompetenz der Schülerinnen und Schüler zu fördern. Erziehungsprozesse werden gezielt in praxisorientierter Projektarbeit und Selbstunterweisung weiter entwickelt. Neue Technologien der Informationsverarbeitung und Prozesssteuerung sollten in die fachpraktischen Unterweisungen einbezogen werden.

Buch zur Projektbegleitung

Zur Motivation der Schülerinnen und Schüler sowie als Projektbegleitung wurde eigens für diesen Zweck ein Buch zusammengestellt. Dieses Buch dient als Einführung in diese Projektarbeit sowie als Informationsquelle für die Aufgabenstellungen zu dem Schulprojekt. 

Gregor Gehling
BK Bocholt-West

Schwanenstraße 19 – 21, 46399 Bocholt
+ 49 173 6822292
Gregor.Gehling@gmx.de

https://www.bkbocholt-west.de/seiten/startseite.php

Jürgen Heitbreder 
Galerie H-Art-line

Wetterweg 23 c, 45891 Gelsenkirchen
0209 778520 
j.heitbreder@arcor.de

https://www.h-art-line.art/