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Der ABZESS

Aug 30, 2024 | Gastautor, Tierarzt

Abszesse sind eitrige Geschwüre, die meist in der Haut und auch in der Muskulatur bei allen Tierarten sowie beim Menschen auftreten können. Die Entzündung im Körper ist nicht nur sehr schmerzhaft, sondern sie kann das Allgemeinbefinden auch erheblich beeinträchtigen. Daher sollte der vierbeinige Patient beim Auftreten eines Geschwürs zügig in der Tierarztpraxis vorgestellt werden. Wie Sie die verkapselte Entzündung erkennen und was Sie außerdem für Ihren Liebling tun können, das erfahren Sie beim Weiterlesen. 

Schon im Studium der Veterinärmedizin werden die fünf Entzündungsanzeichen gelehrt. Es handelt sich um eine beliebte Prüfungsfrage. Die richtige Antwort lautet auf Lateinisch Calor (Wärme), Dolor (Schmerz), Tumor (Schwellung), Rubor (Rötung) und Functio laesa (Einschränkung der Funktion oder der Bewegung). Also kann das Auftreten eines Tumors auch ganz einfach entzündungsbedingt sein und es muss sich nicht immer um eine gefürchtete Krebserkrankung handeln. 

Ursächlich führen bakterielle Infektionen zur Bildung eines Abszesses in der Haut. Besonders häufig finden wir beim Hund solche Entzündungen an den Pfoten, wenn Fremdkörper wie beispielsweise Pflanzenteile oder Splitter die Haut im Zwischenzehenbereich eindringen und dort zu einer lokalen Entzündung mit Eiteransammlung führen. In der Regel belecken unsere vierbeinigen Freunde ihre Wunden fleißig. Dies ist der Abheilung gar nicht zuträglich, da so die keimige Maulflora in die Wunde getragen wird und die bakterielle Entzündung
verkompliziert. Aufgabe des Tierarztes ist es zu klären, ob sich noch ein Fremdkörper in der Hundepfote befindet. Denn gerade Grannen (Grassamen) haben die Angewohnheit, sich tief ins Gewebe zu schieben und dort heftige Abwehrreaktionen auszulösen. Unter einer lokalen Betäubung oder unter Vollnarkose werden in der Tierarztpraxis mithilfe von Fremdkörperzangen Fremdstoffe entfernt und die Wunde gespült. Spricht der Patient nicht auf die herkömmliche Therapie an, dann werden bakteriologische Untersuchungen durchgeführt, da nicht selten-
resistente Bakterien die Abheilung verhindern. Manchmal werden auch Gewebeproben in die Pathologie geschickt, um auszuschließen, ob eine Krebserkrankung für die Entzündung verantwortlich ist. 

Die Katze ist besonders im Kopf- und Rückenbereich sowie an den Beinen von Abszessen betroffen. Diese Entzündungen treten beim Stubentiger nämlich als Resultat von Katzenkämpfen auf. Der Gegner bringt durch die messerscharfen Fangzähne seine Maulbakterien tief ins Gewebe des Rivalen ein. Wenige Tage nach dem Kampf kommt es nicht nur zu den typischen Entzündungsanzeichen, sondern die Samtpfote leidet an Fieber und Bewegungsunlust. Bitte lassen Sie Ihre kranke Katze in solchen Fällen nicht mehr ins Freie. Fiebernde Tiere verstecken sich oft und kommen nicht mehr heim, sodass ihnen in manchen Fällen nicht mehr geholfen werden kann. In der Tierarzt-praxis wird der in der Katzenhaut befind-liche Abszess gespalten und der Patient erhält entzündungs und schmerzlindernde Medikamente, sodass es schon bald besser geht. 

Als Tierzahnärztin sind mir die Probleme im Kieferbereich ein besonderes Anliegen. Auch im Maul können Abszesse, beispielsweise in Folge von Zahninfektionen vorkommen. Diese sind bei Hund und Katze in der Regel recht gut behandelbar. Der problematische Patient beim Auftreten eines Kieferabszesses ist das Kaninchen. Denn das Langohr zeigt Probleme beim Fressen sehr schlecht an, sodass diese entzündlichen Zubildungen oft zu spät erkannt werden. Entzündungsauslösender Faktor ist im Kaninchengebiss meist ein eingedrungener Fremdkörper oder eine entzündete Zahnwurzel. Mein Tipp für alle Freunde von Stallhasen ist, dass das Kaninchen einmal wöchentlich auf Umfangsvermehrungen im Kopfbereich vom Besitzer untersucht wird. Sollte eine Asymmetrie festgestellt werden, sollte Ihre Tierärztin oder Ihr Tierarzt aufgesucht werden. 

Generell ist das Auftreten eines Abszesses immer ernst zu nehmen, da durch abschwemmende Bakterien Entzündungen und weitere Abszesse in den inneren Organen ausgelöst werden und zu lebensbedrohlichen Zuständen führen können. Prophylaktisch sollten auch kleine Wunden beim Vierbeiner ernst genommen und gereinigt sowie desinfiziert werden. Unumgänglich ist bei Hund und Katze ein verlässlicher Leckschutz, der im schlimmsten Fall durch eine Halskrause gewährleistet werden muss. 

Ihnen und Ihren Vierbeinern wünsche in an den nun wieder länger werdenden Tagen eine unbeschwerte und verletzungsfreie Zeit im Freien und verbleibe mit Grüßen bis zu meinem nächsten Artikel „Designer Dogs – Doodle und Co.“ 

Ihre Dr. Simone Möllenbeck

Dr. Simone Möllenbeck
Zusatzbezeichnung Zahnheilkunde

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