Mein erster Hund, ein Pudel-Dackel-Mischling, hieß Raudi und mein Vater hat ihn vor 45 Jahren für einen Appel und ein Ei von einem Bekannten mitgebracht. Raudi hatte das typische Fell eines nicht haarenden „Allergikerhundes“ und ging mit mir durch dick und dünn. Vor gut 20 Jahren suchte ich dann selbst einen Familienhund, der die Fellqualität meines damaligen Lieblings besitzt. In Ermangelung an geeigneten Tieren haben wir uns letztendlich für die reinrassige Großpudeldame Zita entschieden, die uns bis zum letzten Sommer treu begleitet hat. Heute wäre es kein Problem, einen Pudel-Hybriden zu erwerben. Der Markt ist voll von den sogenannten Designerdogs. Woran liegt das?
Ein Hybrid ist eine gezielte Verpaarung zweier Hunde verschiedener Rassen. Ziel dieser Vermehrung ist, die hervorragenden Eigenschaften beider Rassen miteinander zu kombinieren. Oft handelt es sich um Pudelhybriden, da ihnen das Fell eines für Allergiker geeigneten Hundes nachgesagt wird. So tummeln sich inzwischen Labradoodle (Labrador Retriever + Pudel), Goldendoodle (Golden Retriever + Pudel), Maltipoo (Malteser und Pudel), Aussiedoodle (Australian Shepherd + Pudel) und viele mehr auf dem Markt. Neben der Haarqualität sollen beim Doodle oder Poo auch andere Eigenschaften wie die Familienfreundlichkeit des Retrievers, die Größe des Maltesers oder die Sportlichkeit des Australian Shepherds veranlagt werden.
Das Problem bei diesen Kreuzungen ist, dass die herausstechenden Merkmale keinesfalls planbar sind. Hybriden können wahre Überraschungskinder sein. So garantiert der Kauf eines Doodles oder Poos keinesfalls ein nicht haarendes Fell. Möglicherweise setzt sich auch das Haarkleid des anderen Elternteils durch, sodass beispielsweise die Hundehalter eines Goldendoodles wie beim reinrassigen Golden Retriever stets Fellbüschel in ihrer Wohnung finden und fleißig staubsaugen müssen. Auch die Charaktereigenschaften können überraschend sein. Zum Beispiel hat der Dackel in meinem damaligen Raudi dafür gesorgt, dass wir meinen kleinen Freund aus dem ein oder anderen Fuchsbau bergen mussten.
Als Tierärztin mache ich in den letzten Jahren bedenkliche Beobachtungen. Vielen Käufern eines Hybriden ist nicht klar, dass sie sehr viel Geld für einen Welpen, der ein reines Zufallsprodukt ist, ausgeben und gegebenenfalls arg enttäuscht werden, wenn sich beim Neuzugang nicht die gewünschten Merkmale durchsetzen. Natürlich ist es möglich, sich durch die geplante Verpaarung den idealen Familienhund ins Haus zu holen, aber es können sich auch die nicht gewünschten Eigenschaften oder sogar Krankheitsneigungen beider Elterntiere durchsetzen. Denn diese Vermehrungen unterliegen keinem Zuchtverband, der die Weiterzucht regelt, mit dem Nachteil, dass es keinerlei Auflagen bezüglich der Gesunderhaltung der Nachkommen gibt. Da meine Praxis den Schwerpunkt Zahnheilkunde besitzt, sehe ich persönlich auf diesem Sektor die größten Probleme. Häufig setzt sich bei den Pudelhybriden wie bei den reinrassigen Tieren die Milchzahnpersistenz und der Fangzahnengstand durch, was in vielen Fällen in einer Operation zur Milchzahnentfernung und im schlimmsten Fall mit einer Zahnspange endet. Rekordhalter der Zahnprobleme in meiner Praxis ist ein kleiner Cockerpoo (Cocker Spaniel + Pudel). Ihm fehlen sage und schreibe neun von 42 bleibenden Zähnen. Beobachten Sie den Zahnwechsel Ihres Junghundes also ganz genau!
Viele Enttäuschungen sehe ich in meiner Praxis auch bezüglich der Fellstruktur, da manche Tiere wie das nicht pudelige Elternteil abhaaren. Die Pflege von Doodle und Poo kann sehr aufwendig werden. Neben dem täglichen Bürsten, der Schur und bei haarenden Tieren das Herauskämmen der Unterwolle (Carding) stehen den Tierhaltern viele Möglichkeiten zur Fellpflege (Grooming) offen. Welche Option für Ihren Liebling die beste ist, erfahren Sie bei meinen beiden Groomerinnen Kim und Tina. Übrigens ist auch das reine Pudelfell kein Garant auf die hypoallergene Eigenschaft. Ich habe vor einigen Jahren aus Unwissenheit meine Pudeldame Zita einer Hundehaarallergikerin zum Streicheln angeboten und wurde schon einen kurzen Moment nach der zaghaften Berührung eines Besseren belehrt. Mit großer Sorge musste ich eine Atemnotattacke bei der Frau beobachten.
Wenn Sie noch keinen Hund haben, dann empfehle ich Ihnen, sich vorher gut über die Eigenschaften einer Linie zu informieren und sich zu überlegen, ob Ihre private Situation einen Überraschungswelpen zulässt. Ich selbst bin übrigens über Umwege an meinen jetzigen Begleiter, die Riesenschnauzerhündin Luna Bella, gekommen. Natürlich denke ich nicht über eine Weiterzucht nach, obwohl die sogenannten Schnoodel (Schnauzer + Pudel) sicher einen reißenden Absatz finden würden.
Ihnen wünsche ich zum Herbstbeginn eine gute Zeit im Kreise Ihrer Lieben und kündige meinen Novemberartikel „Hilfe! Hoppel hat Ohrenschmerzen!“ an.
Ihre Dr. Simone Möllenbeck
Golden-Labradoodle
Dr. Simone Möllenbeck
Zusatzbezeichnung Zahnheilkunde
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