Mo.-Fr., 8 – 17 Uhr

Frauen in Führung 

Mai 13, 2025 | Geteilte Gedanken

Der Start einer neuen Kolumne im PAN

Text: Roland Buß 

 

Flashback

Wir alle schreiben den 16. April dieses Jahres 2019 … und ich an diesen Zeilen. Ich reiße mich los von den Gedanken an unseren letzten Besuch der Kathedrale Notre-Dame in Paris, in deren Dachstuhl gestern Abend ein Feuer wütete.

Jetzt sitze ich am Schreibtisch und bin mir bewusst, dass es wenig Themen mit einer ähnlich hohen Fettnäpfchen-Wahrscheinlichkeit geben könnte. Vielleicht ist das auch der Grund, warum ich heute Mittag die Tastatur beiseitegeschoben habe.

Ich wollte zunächst dem ganzen Thema einen wissenschaftlichen Anstrich geben, Studien heranziehen, etc. 

Ich war zu verkopft unterwegs bei diesem emotional besetzten Thema „Frauen in Führung.“ Da hilft nur „verstunden“. Mit Einsetzen der sogenannten blauen Stunde um 21.11 Uhr habe ich einen Spätburgunder entkorkt, mir ein Glas davon eingegossen und Gedanken „unplugged“ auf die Tastatur fließen lassen:

Ich beschäftige mich seit 2002 intensiv mit dem Thema Führung. Im Jahre 2010 war ich zu einem Gesundheitsgipfel in Grainau an der Zugspitze. Dort referierte ein Wissenschaftler darüber, dass Frauen grundsätzlich besser für Führungsfunktionen geeignet seien als Männer. Seine Begründung: Frauen vereinen prinzipiell viel mehr gesundheitsförderliche Kompetenzen in sich … wie z.B. Bescheidenheit, Teamfähigkeit, Zuhören, Einfühlen, Erklären – emotionale Intelligenz halt.

Kann das stimmen? Was sagen meine Erfahrungen? Was sagt mein Bauchgefühl? Konkrete Bilder von Personen tauchen vor meinen Augen auf, die das Gehörte in Frage stellten. Erst als ich einzelne menschgewordene Gegenbeispiele und meine Befindlichkeiten beiseitestellte, konnte ich innerlich zustimmend nicken.

Wenn das so ist … warum sind Frauen im Bereich Führung immer noch unterrepräsentiert? Im Jahre 2017 las ich einen Artikel von diesem Menschen:

Tomas Chamorro-Premuzic | Baujahr 1975 | Psychologe mit argentinischen Wurzeln | Sozialwissenschaftler | Autor | Entrepreneur | Professor für Wirtschaftspsychologie in London und New York.

Er forscht seit vielen Jahren zum Thema Persönlichkeit und Führungskompetenzen. In einem Artikel für die „Harvard Business Review“ und in seinem Buch beschreibt der  Forscher, dass wir als Gesellschaft unfähig sind, zwischen Selbstüberzeugung und tatsächlichem Können zu unterscheiden.

Quelle: hbr.org/2013/08/why-do-so-many-incompetent-men

Den einzigen Vorteil, den Männer in Bezug auf Führungspositionen gegenüber Frauen haben, ist – laut Chamorro-Premuzic – der Hang zur Überheblichkeit.

Während Frauen oft zurückhaltender und selbstkritischer sind, behaupten Männer viel überzeugter, etwas zu beherrschen. Er spricht von Männern, die zwar charmant, charismatisch und entscheidungsfreudig auftreten, die aber auch eher Risiken eingehen … impulsiver und aggressiver sind … die sich selbst mitunter schlecht im Griff haben. 

Er spricht von Männern, die sich zwar zunächst gut darstellen können, deren Ego aber größer ist als ihre Fähigkeiten … und damit einer guten Zusammenarbeit mit ihren Mitarbeitern im Wege steht.

Chamorro-Premuzic plädiert für einen Wandel unseres Verständnisses von gutem Führungspersonal … damit in Zukunft weniger unfähige Männer fähigen Frauen den Weg versperren – und damit unsere Gesellschaft fairer, besser und erfolgreicher geführt werden kann. Bei Auswahlprozessen sollten viel genauer diese elementaren, gesundheitsförderlichen Skills in den Fokus genommen werden – losgelöst vom Geschlecht.

Am Ende steht wieder die Frage: Kann ich mich auf dieses Denken einlassen?

Sind seine Thesen belastbar? Regt das zum Nachdenken – Umdenken – Neudenken an? Entscheidet selbst. 

Montag | 05. Mai 2025 | 14.48 Uhr  | Balearen | Mallorca | Region Santanyí | Cala Lombards | schmökernd sinnierend, skizzierend … während der finalen Schreibphase für den Mai-PAN am Strand arbeitend 

Im Sand vor mir liegt das Buch von Tomas Chamorro-Premuzic. Bevor ich anfange, darin zu lesen … ein kurzer Rückblick:

2.211 Tage sind vergangen, seit ich die eingangs aufgeführten Gedanken in Papier gemeißelt habe – damals in unserem Business-Magazin PLATZHIRSCH. Sechs Jahre und 19 Tage sind vergangen – viel Wasser ist seitdem durch die Aa geflossen. Hat sich etwas verändert? 

Ein klares … wenn auch zaghaftes JA! – aus unserer Sicht als Verleger des PAN. 

Inzwischen haben sich viele Ladys getraut, ihr Gesicht, ihr Handeln, ihre Erfolge etwas mehr ins rechte Licht … sprich in unser Magazin setzen zu lassen. Dennoch spiegeln sich die Erfahrungen von Tomas Chamorro-Premuzic in unseren Begegnungen. 

Stark verkürzter und vereinfachter Klartext: Während Frau noch überlegt, möglicherweise im nächsten Jahr bereit für eine Story oder ein Cover zu sein … war Mann schon beim Friseur, um vor Kirstens Kamera zu performen ;-). 

Mit der Einrichtung dieser Kolumne werden wir uns als Medienschaffende unserer Verantwortung bewusst, einn ausgeglicheneres Verhältnis anzustreben. 

Deswegen freuen wir uns, euch, mit Isil Schaeffler auf den nächsten Seiten, eine echte Führungs-Lady vorzustellen. 

Mit Sarah & Mike Novak auf dem Titel hätten wir uns keinen spannend-harmonischeren Start in diese neue, ausgewogene PAN-Ära vorstellen können. Menschen, wo die Führung je nach Thema und Situation zu wechseln scheint. 

Ob es künftig auch einen PÄNin geben könnte, lest ihr in unserem PAN-Manifest, in der kommenden Ausgabe …