Wir Zweibeiner können bei leidvollen Empfindungen wie Schmerz und Sorge oder auch bei freudigen Ereignissen Tränen vergießen. Solche emotionalen Ausbrüche erleben Bello und Miezi eher nicht. Dennoch lohnt sich der regelmäßige Blick in die Augen unserer vierbeinigen Freunde, denn der gute Beobachter kann auf diese Weise nicht nur die Stimmung des treuen Begleiters wahrnehmen. Auch Hinweise auf Erkrankungen, die mit einer gestörten Tränenproduktion zu tun haben, können schon mit dem bloßen Auge erkannt werden. Wie Sie die Symptome tränender oder trockener Augen deuten können und was im Fall der Fälle zu tun ist, das erfahren Sie beim Weiterlesen.
Was tun, wenn das Auge tränt? Tränt ein Auge plötzlich, dann besteht in der Regel ein akutes Problem. Ursächlich können Reizungen durch Zugluft, Infektionen oder Verletzungen im oder am Auge zu einem starken Tränenfluss führen. Irritationen durch eingedrungene Fremdkörper im Lid oder in der Hornhaut sind besonders heikel, da sie auf Dauer die Sehfähigkeit bedrohen. Der erhöhte Tränenfluss ist der Versuch
des Körpers, die störenden Erreger oder Fremdkörper auszuspülen. Gelingt dies nicht innerhalb kürzester Zeit, ist die Abklärung der Grundursache in der Tierarztpraxis vonnöten. Nur hier können die entsprechenden Untersuchungen durchgeführt werden, um zu klären, ob die empfindliche Hornhaut noch intakt ist. Tropfen mit Fluoreszein werden zu diesem Zweck in den Lidbindehautsack geträufelt. Im Falle einer Hornhautverletzung bleibt der grüne Farbstoff am Defekt haften. Einpraktischer Nebeneffekt des Fluoreszein-Tests ist, dass gleichzeitig die Durchgängigkeit der Tränenwege überprüft werden kann. Tritt die grün gefärbte Tränenflüssigkeit wieder an den Nasenlöchern heraus, ist die Durchgängigkeit bewiesen. Läuft die Tränenflüssigkeit aber aus den Augen heraus, dann sind die Tränenkanäle verengt. Entsprechend der Grunderkrankung wird Ihre Tierärztin oder Ihr Tierarzt eine Therapie einleiten. Gerade am Auge ist es wichtig, dass Sie selbst keine Versuche mit Haushaltsmitteln oder eigenen Augenpräparaten durchführen, da bei der falschen Wahl die Sehfähigkeit riskiert wird.
Was tun, wenn das Auge zu trocken ist? Ist die Tränenproduktion reduziert, dann sprechen wir vom trockenen Auge. Juckreiz mit geröteten Lidern, eitriger Ausfluss, Hornhauttrübungen oder -geschwüre können Folge der fehlenden Tränenflüssigkeit sein. Da die beschriebenen Symptome aber auch durch Allergien oder Entzündungen entstehen können, gehört der Schirmer-Tränentest zur gründlichen
Augenuntersuchung. Hierbei werden kleine Papierstreifen, die die Tränenflüssigkeit aufsaugen, für eine Minute ins Auge gehangen und die Strecke gemessen, die die Tränenflüssigkeit am Papierstreifen zurückgelegt hat. Die Gründe für das Versiegen der Tränenflüssigkeit sind vielgestaltig. Dazu gehören beispielsweise genetische, autoimmune, traumatische und neurologische Störungen. Leider handelt es sich in der Regel um chronische Erkrankungen, sodass der Besitzer zukünftig sehr gefordert ist. Im schlimmsten Fall müssen entsprechende Präparate jeden Tag stündlich ein ganzes Hundeleben appliziert werden. Zur Verfügung stehen wässrige, gel- oder salbenförmige Tränenersatzpräparate, die sich maximal eine Stunde im Auge halten. Goldstandard ist die Therapie mit einer cyclosporinhaltigen Augensalbe. Durch ihren Einsatz wird die Produktion der eigenen Tränenflüssigkeit wieder aktiviert. Last, but not least werden antibiotische Augensalben zur Verminderung bakterieller Sekundärinfektionen gegeben. Dagegen sollte möglichst auf ein corticonhaltiges Präparat verzichtet werden, weil dadurch die Gefahr eines Hornhautgeschwürs enorm gesteigert wird.
Sollte es Ihren vierbeinigen Freund mal am Auge erwischen, dann können Sie im Notfall schon mal eine Säuberung mit steriler Kochsalzlösung oder abgekochtem Wasser vornehmen. Verschwinden daraufhin die Symptome nicht spontan, dann sollten Sie vorausschauend handeln und in der Tierarztpraxis vorbeischauen. Dennoch hoffe ich für Sie, dass Sie mit Ihren zwei- und vierbeinigen Lieben die rührselige Weihnachtszeit unbeschwert genießen können und keine ungeplanten Besuche in der Sprechstunde wahrnehmen müssen. Zum Jahresende wünsche ich Ihnen
geruhsame Festtage und einen tierisch guten Start in das Jahr 2024. Von mir hören Sie dann wieder zum Jahresbeginn im Januarartikel, in dem ich über „Winterkinder – Die Aufzucht von Welpen in der kalten Jahreszeit“ schreibe.
Dr. Simone Möllenbeck
Zusatzbezeichnung Zahnheilkunde
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