MÜ12 Verlag meets „Abenteuer Allrad“ — jährlich grüßt das Murmeltier
Fotos & Text: Roland Buß
Dienstag, 6. Juni 2023, 09:55 Uhr auf dem Hof unseres MÜ12-Verlages
Das „schwarze Schaf“ (unser Landrover Defender, Baujahr 2008) ist gepackt und steht zur Abfahrt bereit. Es wird unser dritter Besuch der größten Offroad-Messe Europas sein — mit über 200 Ausstellern und mehr als 50.000 Besuchern.
2018 waren wir lediglich als Tagesgäste dort, um ein Dachzelt und eine 270-Grad-Markise auszuwählen, um unser Black-Sheep touren- und camp-tauglich zu machen.
Beim Besuch im letzten Jahr habe ich neben dem Besuch der Messe, auch das Lagerleben in der Camp-Area genossen. Nicht zuletzt dank meiner herzlichen Aufnahme im DLRC (Deutscher Landrover Club e.V.).
Allabendliche Lagerfeuer und das frühmorgendliche Baden in der glasklaren und kühlen fränkischen Saale hatte den verborgenen Pfadfinder-Erinnerungen
neues Leben eingehaucht. Vier Tage Auszeit reichten aus, um entspannter und frischer in den Alltag zurück zu kehren.
Ich freue mich auf ein Wiedersehen mit den Mitgliedern des DLRC, die so facettenreich sind, wie ihre Gefährten auf vier Rädern.
Wenn mich beim Packen des Landyss jemand beobachtet hätte, wären Gedanken an einen Auszug naheliegend gewesen. Die Zeile vom Silbermond-Song „Es reist sich besser mit leichtem Gepäck“ kann ich oftmals nur halbherzig mitsingen. Warum soll ich mich in den bevorstehenden sechs Tagen küchentechnisch behelfen müssen, wenn wir ausreichend Mörser, Kupferpötte, Küchenmesser, Ambiente-Gedöns in unseren Räumlichkeiten haben … und der Defender ausreichend Stauraum?
Lediglich in der Kühlbox ist noch etwas Platz, um auf dem Markt bei Käse Hessling gereifte Milchprodukte abzugreifen. Ich bin gespannt, wie die von Verena zusammen-
gestellte Kollektion des Camp-Käses bei meinen Outdoorgefährten ankommt.
406 Kilometer signalisiert das Navi, nebst 4 h 33 min Wegzeit.
Dienstag, 6. Juni 2023, 16:44 Uhr Eintreffen Camp-Area 1 — Abenteuer Allrad
Am Eingang kleben mir die Jungens vom Team pro-log einen Berechtigungsaufkleber für’s Camp auf die Windschutzscheibe und machen einen Haken auf ihrer Liste der akkreditierten Medienvertreter. Ich fahre zum alten Stellplatz direkt an die Saale, wo ich vom Campleader Stefan Tschauder begrüßt und eingewiesen werde.
Für das Aufklappen des Dachzeltes und dem Entfächern der Markise brauche ich handgestoppte drei Minuten. Die beiden Produkte stammen vom Hersteller Alu Cab.
Es ist nicht nur der Umstand, dass die Produkte in einer meiner Lieblingsstädte (Kapstadt) produziert werden, sondern vor allem der unkomplizierte Aufbau.
Dieser Prozess wird von meinen entspannt Bierchen süppelnden Nachbarn zur Linken noch relativ gelassen verfolgt. Doch bevor ich deren Einladung zum „Richtfest“ annehme, geht es zunächst an den Aufbau der Landy-Bohemian-Kitchen und das Sortieren des sonstigen Equipments wie Kameras, Schreibzeug, Lesestoff, Weinauswahl etc. Alles
bekommt seinen Platz in unserem „Zuhause auf Zeit.“ Jedes Teil sollte griffbereit verfügbar sein — ich möchte nicht die Hälfte des Tages mit Suchen verbringen. Ich würde gerne wissen, ob einer der Weltenbummler im Camp eine eigene Outdoor-Bücherei mit inspirierender Küchenliteratur mitführt? Oder eine Lederrolle mit 15 Küchenmessern, eine Peugeot Kaffeemühle aus den frühen 1900er Jahre. Die Blicke meiner outdoorerfahrenen Nachbarn im Camp lassen ahnen, dass sie mich für leicht spooky halten. 🙂
Gegen 18.02 Uhr stoße ich mit Wendel (Kurzform von Wendelin) und seinem Cousin an. In den Flaschen ein gut gekühltes, feinherbes Vollbier der handwerklichen Traditionsbrauerei Först / aus Drügendorf und ein Zwickel Kellerbier.
Beim Kennenlernen und Austausch kläre ich auf, dass ich kein „reisender Händler“ bin, der Pötte und Messer feilbietet — sondern ein passionierter Foodie. 🙂
Um 20.08 Uhr lösche ich die beiden Brenner unserer Coleman-Outdoor-Kocher. Angerichtet sind Reste aus dem heimischen Kühli, die ich in der mobilen Kühlbox unter dem Käse, verstaut hatte. Es gab Pasta in einer Tomaten-Salsa mit Gambas, Vongole, Lachs, bissfester wilder Blumenkohl und genauso wilder Brokkoli. Das Ganze in der Spicy-Variante, sprich aufgepeppt mit Sambal Olek und Goa Curry.
Letzterer war zuvor Wendel in die Nase gestiegen. Angelockt von dem Geruch, folgte er dem Treiben an der Rolling-Kitchen, dem Hinterteil des Landys.
Den Abend haben wir am Lagerfeuer des Clubs mit Kümmelschnaps und Writers Tears ausklingen lassen. Letzterer war Bestandteil meiner Bordbar. Der Legende nach sollte dieser Whisky die irischen Schriftsteller vor Schreibblockaden bewahren. Ein Glas sollte reichen, um für den nächsten Tag gefeit, sprich schreibbereit zu sein.
24.00 Uhr – Ich klettere in mein Dachzelt und schlafe wie ein Steinchen.
Ein perfekter Tag im der Camp-Area der Abenteuer Allrad
— in Stichworten
06:00 Baden in der Saale / Die Duschkabinen sind zwar geöffnet, aber das Wasser der Saale ist zweifellos erfrischender und belebender. Außerdem kann man dort Weißweinflaschen versenken, um sie zu kühlen.
Memo an mich selbst: „Eine amtliche Kühlbox nebst Solar-Panel und eine mobile Powerstation muss her.“
06:30 Wasser auf dem Coleman aufsetzen. Aufgießen der Imping’schen Bohnen, die zuvor in der antiken Peugot-Mühle zu Kaffeemehl geschrotet wurden.
07:00 Aufbau der Outdoor-Bibliothek, bestehend aus fünf Food-Inspirationsbüchern und einem Exemplar „Der Weg zum Lebenskünstler“ von Robert Scheu, aus dem Jahre 1927. Die Wahrscheinlichkeit diesen „Bruder im Geiste“ hier anzutreffen tendiert gegen Null (geboren am 11. Juli 1873 in Schönau; gestorben 25. Januar 1964 in Wien). Doch ich bin sicher, hier ganz viele Menschen anzutreffen, die das Leben als Kunstform begreifen und leben / Handschriftliche Morgenseiten und Schmökern in den Büchern.
07:45 WhatsApp-Video-Call mit Kirsten / unterbrochen von Werner aus Berlin, der nachfragt, ob unser BOH-Kennzeichen die Abkürzung für BOHeme sei.Sachen gibts. Da fahren wir seit neun Jahren einen Bohemien-Landy und haben gar nicht bemerkt, dass dies sogar auf dem Kennzeichen steht.
08:00 Powerbank-Kooperation mit Sebastian geregelt / ein Technik-Fuchs mitausreichend Solar-Gedöns an und auf seinem Landy. Die Möglichkeit des mobilen Arbeitens mit unseren MacBooks, iPad, iPhones etc. ist gewährleistet.
09:00 Erste FaceBook-Postings mit Impressionen und Eindrücken zum Camp: Facebook/Roland Buß
09:17 Belegtes Eierbrötchen & Cappuccino beim mobilen Camp-Bäcker konsumiert / anschließend Check der mobilen WC’s und Duschen. Alles sauber und perfekt organisiert — wie immer.
10:00 YouTube-Recherche zu einer mobilen und autarken Stromversorgung. Eine Yeti 500x Mobile Powerstation mit Solar-Pannel könnte es werden. Eine echt amtliche Lösung für Kühlbox und MacBooks etc.
10:50 MacBook rausgeholt / Drehbuch für unsere Defender-Shootings skizziert / Tagebuch für diese Defender-Passion-Story angelegt.
11:16 Weißwein aus der Saale gefischt / Nicht kalt genug … sag ich doch … Eine amtliche Lösung muss her!
11:55 Wiedersehen mit Stephan aus Hamburg, dem Mit-Eigentümer der Montgomery Champs Sportsbar in Hamburg / seine Einladung zu einem Zwischenstopp in Wohnort Pinneberg pariere ich mit einer Einladung zur Verkostung der Camp-
Käse-Kollektion — die er und seine Frau Pia schon im Vorjahr am Gaumen gefeiert hatten.
13:30 Schnibbeln für den Lunch … es gibt „Arrabiata Roland Style“ / Wurstbrätmit reichlich Paprika und Zwiebeln / aufgespyced mit Ahorn-Sirup, eingelegtem grünen Pfeffer, rosa Beeren, und frischem Chili. Wendel, der mir ein Baguette vom Bäcker mitgebracht hat, spendiert mir ein kühles Huppendorfer zum Lunch. Dar Mann kann Gedanken lesen.
14:03 Gaumen und Magen machen mir einen Heiratsantrag. 🙂 Mein Güte, ist das lecker.
15:15 Eine Gretchenfrage drängt sich auf: Siesta oder Sightseeing im schönen Bad Kissingen?
15:20 Wendel nimmt mir die Entscheidung ab. Er lädt mich zum Bier ein und stellt mir seinen Freund Gunnar vor, der mit seiner Rasselbande, bestehend aus Oskar, Ella und Matthes, eingetroffen war.
16:15 Sympathie-Werte und Uhrzeit bewegen Wendel den selbstgebrannten Kümmelschnaps seines Cousins hervorzuholen, um ihn nachzuverkosten. Gunnar klettert in seinen frisch ausgebauten Sprinter, der perfekt erscheint, hinsichtlich Design und Funktionalität. Er kehrt mit den Worten zurück: „Allen Krams haben wir mit. Du könntest sogar Schachspielen, wenn du wolltest. Aber keine Schnapsgläser … nicht zu glauben.“
17:20 Sonne und Saale laden zu einem Zwischenbad ein.
17:50 Etwas dösen, Mails beantworten, ein Glas lauwarmen Weißwein ausschütten und weitere Kühlboxen auf YouTube recherchieren.
18:30 Die nächste Arbeitsphase am MacBook / Ich vertiefe mich in entspannter Arbeit und verliere die Zeit aus dem Auge.
21:57 Zeitsprung: Gunnar, Stefan und Bart finden das Ambiente unter der Landy-Markise genauso schön wie ich / wir leeren genüsslich eine Flasche Graham’s Tawny Port, paffen Zigarillos aus einem Tabaklädele aus Zürich und tauschen Geschichten zum Port, zum Defender und zum Leben. Angenehmer Deep-Talk statt oberflächlicher Small-Talk / Fortsetzung der Gespräche am Lagerfeuer.
23:20 Ein letztes Glas südafrikanischer Rotwein mit Stefan und Pia aus Hamburg.
23:40 Vor lauter Entspannung habe ich glatt mein Dinner vergessen — was eher selten vorkommt. Bei Kerzenschein am Landy genieße ich ein Stück Camembert aus der Normandie — als Betthupferl.
MERCI an
Unsere Camp-Gefährten vom Landrover Deutschland Club e.V. / Allen voran Stefan und Silke Tschauder für die Organisation / Sebastian für den Powerbank-Support / Jenny & Fred, Wendel & Gunnar und die Rasselbande … als nächste Nachbarn / Klaus & Anja für die Einladung nach Fleckeby / Stefan & Pia für die Einladung nach Pinneberg / stellvertretend Ecki … für die Lagerfeuer-Gefährten inkl. derer Lobeshymnen auf unser Poitje-Gericht / Andy Berger … dem Grafiker des Vereinsjournals „Rover-Blatt“ /
Dr. Martin Schöndorf, dem Vorsitzenden dieses Clubs für das gute Gespräch am Sonntag … gerne loten wir Möglichkeiten der Zusammenarbeit aus.