Mo.-Fr., 8 – 17 Uhr

Dialog über Silber und Gold

Okt 4, 2023 | Specials

Eine Interview-Session mit Adi Lang zum 10-jährigen Jubiläum der Bocholter Bürgergenossenschaft eG (BBG)

Interview: Roland Buß // Fotos: Kirsten Buß

In vino veritas

Freitag | 21. Juli 2023 | gegen 18.00 Uhr | St.-Georg-Platz | 46399 Bocholt | Eröffnung des diesjährigen Bocholter Weinfestes 

Nachdem Bürgermeister Thomas Kerkhoff traditionell das Fass angeschlagen … Stopp – falscher Text! Nach den Eröffnungsansprachen des Ersten Bürgers unserer Stadt, Thomas Kerkhoff, der Weinkönigin Laura I. und von Stadtmarketing-Geschäftsführer Ludger Dieckhues wurden ein paar Weinflaschen vom Korken befreit, um mit den Umstehenden aufs vor uns liegende Weinfest und das Leben im Allgemeinen anzustoßen. Im Zuge des anschließenden vinophilen Netzwerkens stellte Kirsten mir Adi Lang vor – einem der Vorstände der Bocholter Bürgergenossenschaft eG, die in diesem Jahr ihr zehnjähriges Jubiläum feiert.

Bei einem Glas Pinot blanc fanden wir heraus, dass ein jeder von uns über
umfangreiche Erfahrungen mit dem Thema Demografie verfügt – jeweils aus einem anderen Kontext heraus. Im Wein mag zwar die Wahrheit liegen, aber … wir hielten das Jubiläum der BBG und die
demografische Entwicklung für so bedeutsam, dass wir dem in Ruhe auf den Grund gehen wollten. Es folgte ein Austausch via Mail am nächsten Tag, ein Termin für ein vertiefendes Kennenlernen am 28.08.2023 und schließlich die Fixierung eines
Interviewtermins.

Bronze, Silber und Gold …

Die demografische Entwicklung – Das Ding mit dem Älterwerden

Mittwoch | 13. September 2023 | 10.00 Uhr | Interview-Session mit Adi Lang | im Meeting-Raum unseres Verlages

Anhand der Verbindlichkeit unseres bisherigen Austausches war es für mich wenig verwunderlich, dass mein heutiger Gesprächspartner exakt um 10.00 Uhr bei uns klingelte.

 

Lieber Herr Lang, zunächst bitte ein paar harte Fakten zu Ihrer Person.
Es geht hier nicht um mich, lieber Herr Buß, es geht um die Bocholter Bürgergenossenschaft.

Wieso überrascht mich diese Antwort nicht, obwohl wir uns noch gar nicht so lange kennen?

Das ist mir durchaus bewusst. Machen Sie sich bitte mit dem Gedanken
vertraut, dass die meisten Menschen wissen wollen, mit wem sie es zu tun haben, bevor sie bereit sind, sich mit einem Thema auseinanderzusetzen …
Okay. Was möchten sie wissen?

Kurzform des Erfragten:

Adi Lang | gebürtiger Franke – in Bamberg das Licht der Welt erblickt | Baujahr: 1943 – im Juni die 80 gerundet | „Flenderaner“ | letzte berufliche Tätigkeit: zehn Jahre Geschäftsführer von deren Gießerei in Chemnitz/ Wittgensdorf | mit 62 in Altersteilzeit | mit 64 in Rente | verheiratet mit Marlies | Vater von zwei Kindern | Großvater von zwei Enkeln | ehrenamtliche Tätigkeiten: Vorstand der BBG eG und Mitglied im Seniorenbeirat der Stadt Bocholt | Passionen … wenn die Zeit es zulässt: sich um die Enkel kümmern, die fast täglich reinschauen; der Ehefrau im Garten helfen, wenn es eingefordert wird; lesen und gerne reisen

Die demografische Entwicklung

Unser bisheriger Austausch offenbarte mir dass Sie sich ziemlich tief in diese Materie reingefuchst haben – wie kam es dazu?
Meine Tochter Katrin hat seinerzeit in Münster studiert. Durch sie bin ich auf das Thema „Studium im Alter“ gekommen. – Ich fand das eine gute Geschichte und so habe ich mich an der Uni Münster eingeschrieben.

Für was genau?
Für ein Zertifikats-Studium zum Thema „Soziale Kompetenz“. Das waren damals fünf Semester. In denen ging es darum, wie sich Menschen im Alter entwickeln … wie man damit umgeht … wie man sich selbst in die Gesellschaft einbringen kann – was ich dann auch gemacht habe.

 

Um diese Effekte zu verstehen und Lösungen zu entwickeln, hilft das Buch „Das Methusalem-Komplott“ von Frank Schirrmacher.

Bei der Niederschrift des Interviews lese ich die Kernthese des Buches:

Die Menschheit altert in einem unvorstellbaren Ausmaß.
Wir müssen das Problem unseres eigenen Alterns lösen,
um das Problem der Welt zu lösen.

Buch: Methusalem-Komplott

Wie geschildert, habe ich mich sieben Jahre mit Demografie beschäftigen dürfen – aber aus einem anderen Ansatz heraus. Da ging es darum, was die Herausforderungen des demografischen Wandels für die Polizei des Landes Nordrhein-Westfalen bedeuten können.

Haben Sie ein Appetithäppchen aus Ihrer Erfahrungswelt für mich?
Lassen Sie es mich mit einfachen Worten ausdrücken: „Die jungen Alten sollten die alten Alten betreuen.“ Ein Lösungsansatz, der aus dieser Matrix deutlich wird:

Könnte man auch sagen, dass die Chance darin besteht, dass die Silver-Generation die Gold-Generation unterstützt?
Das ist Ihre journalistische Freiheit – aber es gefällt mir. Das macht es deutlich.

Exkurs:

Liebe Leserinnen und Leser, wir haben die uns zur Verfügung gestellten Charts grafisch angepasst, in der Hoffnung, dass es damit verständlicher wird. Erlauben Sie uns ein paar Ausführungen dazu – insbesondere zu den Farben der Balken. Wir haben die kursierenden Begrifflichkeiten wwie  „Generation X, Y, Z“, „Millennials“, „Babyboomer“ sortiert und visuell angepasst. Getragen von unseren Eindrücken und Artikeln, wie diesem hier:

Die Babyboomer rücken ins
Pensionsalter vor.

Es gibt unterschiedliche Interpretationen hinsichtlich der Zeitspanne, welche Jahrgänge der Babyboom umfasst. Fakt ist, dass die Geburtenrate nach dem Zweiten Weltkrieg angestiegen ist. Um es einfach zu halten, haben wir die zwischen 1946 und 1964 Geborenen, als Babyboomer angenommen und bezeichnet. Das kann man im Detail kritisieren – aber die Vielzahl der aufgespürten Theorien, hätte uns alle verwirrt. Fake News sind nicht unser Ding – von daher möchten wir dieses Simplifizierung als ein Stückchen journalistischer Freiheit verstanden wissen, zum Wohle der Lesegeschmeidigkeit.

Diese Klientel ist heute zwischen 59 und 77 Jahre alt. Statt sich alt zu fühlen, bilden sie die Vorhut einer neuen Altersbewegung, die Stereotype vom Altsein auflöst und diese Lebensspanne neu definiert. Gemäß einer Studie fühlen sich 60- bis 70-Jährige im Schnitt 12 Jahre
jünger, als es ihrem biologischen Alter entsprechen würde. In diesem Zusammenhang wird deutlich, wie visionär Udo Jürgens bereits 1977 unterwegs war, mit seinem Song „Mit 66 Jahren, da fängt das Leben an“. Erst wer die Pensionierung erreicht, entdeckt, wie viel Zeit und Geld noch bis ans Lebensende zur Verfügung
stehen. Die Pensionäre haben vieleFreiheiten zu bestimmen, was sie damit noch anfangen wollen.

Dazu später mehr …

Quelle: Die Babyboomer rücken ins
Pensionsalter vor

Dem kann ich einiges abgewinnen. Während ich diese Gedanken mit meinen 60 Lenzenin einem Airbnb, einem Workloft in Köln, niederschreibe, schlürfe ich einen Kapsel-Cappuccino, um in wenigen Stunden das Nespresso-Gesicht schlechthin … Mr. George Clooney als Speaker auf der Digital-X-Bühne zu sehen – mit seinen 61 Jahren 🙂

Ich finde den zitierten Artikel gut – was mich irritiert, ist, dass die Verfasser die Baby-boomer als die Generation Gold bezeichnen. Das steht im Widerspruch zu der sich biologisch entwickelnden Haarfarbe dieser Alterskohorte. Und … noch wesentlicher … wem steht es wirklich zu, als Generation Gold bezeichnet zu werden? Wie sagte schon mein Gesprächspartner Adi Lang: Das ist Ihre journalistische Freiheit. Die nehmen wir uns jetzt mal. Für uns sind das die Menschen, die vor den Babyboomern das Licht der Welt erblickten – sprich: vor 1946. Die Kriegs- und Nachkriegsgeneration, die die Basis für den Wohlstand geschaffen hat, von dem wir heute profitieren. Wir sprechen in diesem Zusammenhang bekanntlich vom Wirtschaftswunder.

Ludwig Erhard hat sich stets gegen diesen Begriff gewehrt, sah er den wirtschaftlichen Aufstieg der Bundesrepublik als eine Folge harter Arbeit, der Wiederaufbauleistung und – in den ersten Jahren – des Verzichts auf die Erfüllung persönlicher Konsumbedürfnisse. Nicht als ein Wunder, das über Nacht gekommen war.

Wirtschaftswunder

Fazit / Farb-Legende der nebenstehenden Bevölkerungspyramide: 

Gold-Generation = alle Menschen, die vor 1946 geboren wurden

Silver-Generation = alle Menschen, die zwischen 1946 und 1964 geboren wurden

Bronze-Generation = alle Menschen, die ab 1965 geboren wurden, also die Generationen X, Y, Z, Alpha, Beta …

Bei dem letztgenannten Generationenmix Bronze entschuldigen wir uns für eine augenscheinliche Gleichmacherei. Diese dient ausschließlich der übersichtlichen Visualisierung in diesem Artikel. Zurück zum Interview mit Adi Lang:

Zehn Jahre Bocholter Bürgergenossenschaft eG

Nachdem die Erkenntnisse zum Thema Demografie in Ihnen gereift sind … wie sind Sie ins Handeln gekommen, sprich, wie haben Sie das auf die Straße
gebracht?
Ich habe damals einen 42-seitigen Demografie-Bericht dazu verfasst, was diese Entwicklung für Bocholt bedeuten könnte. Daraufhin bin ich vom Verein L-i-A („Leben im Alter“) angesprochen worden, ob ich dort mitmachen wolle. Dort habe ich mich dann engagiert.

… der Grundstein für die heutige Bürgergenossenschaft?
Genau. Die Idee dazu entstand im Jahre 2011. Auslöser war ein Beitrag im Fernsehen, mit dem damaligen Ministerpräsidenten von Baden-Württemberg
Lothar Späth. Der plädierte für das Thema Seniorengenossenschaften. Da wurde ich hellhörig. Meine Recherche führte mich zur Seniorengenossenschaft Riedlingen, die es heute noch gibt. Mit denen habe ich Kontakt aufgenommen. Deren Konstrukt habe ich als Schablone genommen, um zu prüfen, ob wir so etwas in Bocholt umsetzen können.

Die dann folgenden Schilderungen meines Gesprächspartners lassen mich fühlen, wie viel Energie alle Beteiligten in den Jahren 2011, 2012 und 2013 aufgebracht haben, bis die Gründung der Bocholter Bürgergenossenschaft eG am 6. Dezember 2013 letztlich zustande kam.

Ist das okay, lieber Herr Lang, wenn wir den steinigen Weg, inklusive der Hürden der Bürokratie, für die Leserinnen und Leser etwas abkürzen?
Das ist vollkommen in Ordnung. Wichtig wäre mir jedoch, dass wir uns an die Unterstützung der Stadtsparkasse Bocholt (in Person von Herrn Bollmann) und der Volksbank Bocholt (in Person von Herrn Heidermann) erinnern. Diese Banken haben uns seinerzeit insgesamt 92.500 Euro über fünf Jahre zur Verfügung
gestellt. Damit konnten wir die erforderlichen 20 Prozent Eigenanteil nachweisen, um Fördermittel des Bundesgesundheitsministeriums NRW für unsere Idee der Bürgergenossenschaft zu erhalten. Circa 100 Bewerbungen wurden seinerzeit dort eingereicht. Als eine von zwölf für verschiedene Initiativen/Projekte wurden wir ausgewählt. Das war ein Fulltime-Job, der sich schwer innerhalb von L-i-A e. V. abbilden ließ.

Nehmen wir auch hier eine Abkürzung. Wie stellt sich die Bocholter Bürgergenossenschaft heute dar?
Da gibt es das Team der Geschäftsstelle …

… das wir im November-PAN ausführlich vorstellen werden.
Sehr gerne, das sind die Vermittler zwischen den Hilfsbedürftigen, Helfern, Mitgliedern, Unterstützern …

Die BBG eG hat einen Vorstand …
Genauer gesagt sind es fünf, und zwar Helga Grunewald, Andrea Unland, Kai Enck, Manfred Rademaker und ich. Daneben haben wir zwei Prüfungsinstitutionen. Zum einen unseren Aufsichtsrat, bestehend aus Jutta Ehlting, Gisela Pieron und Hans Wiegrink, und darüber hinaus den Genossenschaftsverband – Raiffeisenverband Westfalen-Lippe e. V.

Jetzt feiert die BBG in diesem Jahr ihr 10-jähriges Jubiläum …
Das machen wir im Rahmen einer Feierstunde am 20. Oktober 2023.

Wie geht es Ihnen damit, wenn Sie auf die zurückliegende Dekade schauen?
Auf den ersten Blick dürften wir sehr zufrieden sein. Wir sind 2013 mit acht Mitgliedern gestartet – Stand jetzt sind wir 569 Mitglieder in der BBG eG.

Sie sprechen im Konjunktiv. Was fehlt, um wirklich zufrieden zu sein?
Helfende Hände. Die demografische Entwicklung macht auch vor unserer Genossenschaft nicht halt. Viele der Menschen, die wir vor Jahren als Helfer für unsere gemeinsame Sache gewinnen konnten, gehören mittlerweile selbst zur Gruppe derjenigen, die auf Hilfe angewiesen sind.

Helfende Hände

Wer könnte helfen?
Unter anderem diejenigen, die jetzt aus dem Berufsleben ausscheiden, Menschen, die bereit sind, einen Teil ihrer hinzugewonnenen Freizeit sinnvoll zu reinvestieren.

Die jungen Alten helfen den alten Alten?
Oder die Silver-Generation unterstützt die Gold-Generation, wie Sie es sagen würden.

Ich kenne Menschen, die fallen nach dem Ausscheiden aus dem Job in ein tiefes Loch. Ein Freund berichtete mir neulich, wie unwohl ihm dabei war, das Gefühl zu haben, nicht mehr gebraucht zu werden …
Ein Paradoxon. Unsere Gold-Generation – die Menschen mit ihren Geschichten, Schicksalen, Bedürfnissen und Herausforderungen, könnte den Sinn stiften, nach dem sich die Menschen sehnen, von dem Sie sprachen.

Was sind die Hilfeleistungen, die die Bocholter Bürgergenossenschaft mit ihrer Helferinnen und Helfern anbieten?

An dieser Stelle lediglich die Bildquelle aufzuführen, wäre für uns zu kurz gesprungen. 

Wir möchten uns ausdrücklich bei Andreas Jorns bedanken. Einem der  besten  Schwarz-weiß-Fotografen, den wir kennen. Keine Worte hätten das auf den Punkt schreiben können, was dein Foto aussagt. Merci Andreas, dass du dieses Advertorial unentgeltlich unterstützt. Wir wissen das zu schätzen. Zumal du deine Werke grundsätzlich nur als limitierte Fine-Art-Prints, Ausstellungen und in deinen Bildbände veröffentlichst.
Wir freuen uns auf ein Wiedersehen. 

Foto: Andreas Jorns // www.ajorns.com

Am Rande der Gesellschaft beginnt die Einsamkeit…

Herr Lang legt mir einen Chart vor, aus dem ich entnehme:

Freizeitgestaltung für Senioren | Einkaufsdienst/-begleitung | Hilfe im Garten | Grabpflege | Patientenbegleitung | Haustierversorgung | Hilfe im Haushalt | Kinderbetreuung | Hausaufgabenhilfe | handwerkliche Tätigkeiten | Hausmeisterdienste | Demenzbetreuung | Fahrdienst für die Tafel | Hilfe bei Schreibarbeiten | Behördenhilfe

Auf dem Chart ist zu erkennen, dass die Helfer der BBG eG im Jahre 2022 insgesamt 3.384 Mal unterstützend zum Einsatz gekommen sind und dabei in der Summe 6.373 Stunden ihrer Zeit investiert haben – also fast zwei Stunden pro Einsatz.

Wo ist denn der Bedarf am größten?
Bei der Freizeitgestaltung für die Senioren. Darauf entfallen 1.004 Einsätze mit insgesamt 1.984 Stunden. Diese Auswertung hat mich selbst überrascht und zugleich betroffen gemacht. Wussten Sie, dass in Bocholt 9.132 Menschen zwischen 58 bis 100 alleine leben?

Adi Lang legt mir einen zweiten Chart vor.

Bei den Jüngeren kann es eine Lebensentscheidung sein, als Single zu leben. Bei den Älteren ist das Alleinsein oftmals vom Schicksal geprägt. Diese Einsamkeit im Alter ist vornehmlich ein weibliches Problem, wie Sie dem Schaubild entnehmen können. Diese Menschen sehnen sich nach Aufmerksamkeit, nach jemandem, der einfach mal da ist, der zuhört. Diese Menschen haben häufig niemanden, der sich mit ihnen unterhält oder einfach mal eine Runde spazieren geht.

Die Ausführungen meines Gesprächspartners lassen die letzten zehn Jahre meiner beruflichen Vita lebendig werden. Als Teamleiter der Kriminalwache der Kreispolizeibehörde Borken war ich bei ca. 500 Todesermittlungen vor Ort. Dann nämlich, wenn auf der Todesbescheinigung  durch einen Arzt eine ungeklärte Todesursache angekreuzt wurde. Das ist regelmäßig der Fall, wenn dem ausstellenden Mediziner die Krankengeschichte nicht bekannt ist. Dann prüft die Kriminalpolizei, ob ein Fremdverschulden vorgelegen haben könnte.

Dies nur als Hintergrund, warum ich beim Thema Einsamkeit im Alter eigene Aktien im Spiel habe. Neben dem Anblick, Gerüchen etc., die meine Kolleginnen, Kollegen und ich ertragen mussten, waren es oft die dahinter liegenden Geschichten, die wir mit nach Hause nahmen und schwer abstreifen konnten.

„Der Tatort ist ein Buch, in dem man lesen muss. Und das zu lesen, ist Kriminalistik“, habe ich damals im Studium lernen dürfen. Meine Erfahrungen haben
mich gelehrt: „Die Wohnung erzählt uns die Geschichte, wie die/der Verstorbene das letzte Lebenskapitel verbracht hat – vereinsamt … oder als Teil unserer Gemeinschaft.“ Einsamkeit ist für mich die größte Bürde des Alters. Diese Gedanken teile ich mit Adi Lang.

Zurück zu den Zahlen, lieber Herr Lang. Ihr Chart lässt erkennen, dass nahezu jede achte Bocholterin/jeder achte Bocholter als Single lebt.
Das ist richtig. Die Spitze davon bilden derzeit Frauen ab, die zwischen 82 und 88 Jahre alt sind.

Gut zuhören ist das
beste Mittel gegen Einsamkeit.

Meine Mutter Änne gehört mit ihren 84 Jahren dazu. Ich halte sie für einen Menschen, der sehr gut mit sich allein klarkommt und das auch genießt.
Seien Sie froh darüber. Es gibt Menschen, die nicht so souverän mit dem Alleinsein umgehen können, die sich nach Geselligkeit sehnen. Manchmal ist es schwierig, diese Personen zu erreichen, weil sie sich isoliert haben. Unsere Kaffeerunden sind oftmals der Einstieg, mit diesen Menschen in Kontakt zu treten. Sie werden von von Freundeskreis oder Nachbarschaft animiert, mit zu uns zu kommen, uns und unsere Hilfeleistungen kennenzulernen. Dafür muss man kein Mitglied sein.

Halten wir fest, dass wir uns im Oktober in Ihrer Geschäftsstelle treffen, um Ihr Team vorzustellen und die Hilfeleistungen der BBG eG an konkreten Beispielen festzumachen.
Ich freue mich darauf.

Eine letzte Frage habe ich noch. Wie viele neue „helfende Hände“ würden Sie sich wünschen … sagen wir, bis zum 31.12.2023?
Wir freuen uns über jede und jeden.

Mir fehlt die Verbindlichkeit in Ihrer Antwort, die Sie sonst so auszeichnet 🙂
Okay, wenn’s konkreter sein soll: 60 Hände, sprich 30 neue Helferinnen und Helfer würden zur mehr Balance beitragen. Anhand Ihrer Zahlen werden wir bis zur nächsten Ausgabe herausarbeiten, wie viel Prozent der Silver-Generation das ausmacht.
… und was es für „kleine Schritte“ sind, die für unsere betagten Mitbürgerinnen und -bürger einen „riesigen Sprung“ ausmachen – frei nach Neil Armstrong.

Bocholter Bürgergenossenschaft eG

Niederbruch 3, 46397 Bocholt

T. 02871 / 29 27 916

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www.bocholter-bg.de