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Einsamkeit– Bürde des Alters 

Okt 24, 2023 | Allgemein

Interview: Roland Buß // Fotos: Kirsten & Roland Buß & BBG

Die zweite Interview-Session zum 10-jährigen Jubiläum der Bocholter Bürgergenossenschaft eG (BBG)

14.00 Uhr | Niederbruch 3 | 46397 Bocholt | Geschäftsstelle der Bocholter Bürgergenossenschaft eG (BBG)

Im Oktober-PAN hatten wir angekündigt, die Geschäftsstelle der Bocholter Bürgergenossenschaft zu besuchen. Unser erklärtes Ziel: Die Arbeit der BBG vorzustellen und herauszuarbeiten, wo die Not am größten ist. Sprich, warum es so wichtig ist, weitere Helferinnen und Helfer für das Kernziel der BBG „Hilfe von Mensch zu Mensch“ zu gewinnen.

Wir, d. h. Monic Arping, die uns für sechs Monate im Bereich der Redaktion unterstützt, und ich wurden von Adi Lang und Evelin Knoch herzlich begrüßt.

Während Evelin uns Kaffee einschenkte, stellten wir fest, dass wir uns vor ca. 20 Jahren in Rhede regelmäßig über den Weg gelaufen sind.

Liebe Evelin, Adi Lang hat dich als Leiterin der Geschäftsstelle der BBG anmoderiert. Zunächst ein paar Hardfacts zu deiner Person. 

Okay. Schieß los …

Kurzform des Erfragten:

Evelin Knoch | Baujahr: 1970 | verheiratet | eine 16-jährige Tochter | gelernte Rechtsanwalts- und Notargehilfin | seit 2018 bei der BBG | Passionen … wenn die Zeit es zulässt: Sport und Nähen

Mit wie vielen Personen agiert ihr hier in der Geschäftsstelle?
Wir sind zu viert … und zwar Marianne Berger, Andrea Elting, Jutta Klaßen und ich.

Du bist seit 2018 an Bord der Bocholter Bürgergenossenschaft, was zeichnet
deinen Job hier aus?
Ich habe zum ersten Mal das Gefühl, dass alles, was ich hier mache, einen tieferen Sinn ergibt. Das ist erfüllend und fordernd zugleich.

Stellvertretend für deine Kolleginnen … wie sieht der Arbeitsalltag bei euch aus?
Unsere Kernaufgabe besteht darin, Freizeitgestaltung, sowie Einkaufs- und Arztbegleitung für Senioren zu organisieren. Das hört sich möglicherweise lapidar an, aber im Grunde genommen ist es eine Melange zwischen schönen Geschichten und echten Dilemmas.

Bevor wir ins Detail gehen, wie kommt ihr an eure Fälle?
In der Regel werden wir durch Informationen von Angehörigen, Nachbarn oder Freunden tätig. Die informieren uns über hilfebedürftige, oftmals vereinsamte
ältere Menschen.

Ganz selten ist, dass sich ein hilfebedürftiger Mensch selbstständig an uns wendet. Für uns ist es extrem schwierig, diese Menschen zu erreichen, weil sie dann häufig schon sehr zurückgezogen leben. Wir sind auf die Infos aus der Bevölkerung angewiesen. Ein Kennenlernen findet häufig im Rahmen unserer Kaffeerunde in der Geschäftsstelle statt . Dann holen wir die Menschen, die nicht mobil sind, von zu Hause ab, trinken gemeinsam Kaffee und klären sie über die Unterstützungsangebote auf, die sie von uns als BBG abrufen können.

Muss man dazu Mitglied der BBG sein?

Adi Lang: Ein ganz wichtiger Aspekt, den Sie ansprechen. Man muss kein Mitglied der BBG sein, um deren Hilfe in Anspruch nehmen zu dürfen. Es gibt Menschen, die sich die 10 Euro pro Stunde nicht leisten können, zum Beispiel weil sie mit der Grundsicherung zurechtkommen müssen, nur eine kleine Rente oder ein geringes Einkommen beziehen. Zu diesem Zweck haben wir einen Hilfsfond eingerichtet.

Gegen einen entsprechenden Nachweis helfen wir jedem, der einsam und mittellos ist.

In mir ploppt das Bild von den Pfand-
flaschen-aus-Abfallbehältern-Anglern von unserem letzten Meeting auf …

Adi Lang: Altersarmut ist ebenfalls ein Riesendilemma. Aufgrund des Datenschutzes verfügen wir über keine
belastbaren Zahlen. Aber die Bilder, die Sie ansprechen … die viele von uns kennen – sprechen Bände.

Evelin, jetzt bekommst du einen Hinweis auf eine hilfebedürftige Person. Wie geht es dann weiter?
Wir sammeln Hintergrundinformationen wie das Alter, wie mobil oder immobil der Mensch ist. Was sie oder er früher beruflich gemacht hat, wie es mit den Hobbies aussieht. Was ihnen wichtig ist. Alles zielt darauf ab, die hilfebedürftige Person mit einem Menschen aus unserem Pool von derzeit ca. 100 Helferinnen und Helfern optimal zu matchen, sprich zusammenzubringen.

Wir überlegen uns genau, wer die passende Helferin oder der passende Helfer sein könnte, und arrangieren ein erstes Kennenlernen im Wohnumfeld der hilfebedürftigen Person. Beide, also Hilfeempfänger und Helfer, sollen ein Gefühl dafür bekommen, auf wen und was sie sich da einlassen.

Seid ihr dann dabei?
Ja, beim ersten Treffen ist das Standard. Danach ziehen wir uns zurück. Nach ein bis zwei weiteren Treffen fragen wir nach, ob die Chemie stimmt.

Wie schauen diese Pairings aus?
Meistens gleichgeschlechtlich – es gibt aber auch Ausnahmen. Wir haben auch mal schwierige Zeitgenossen, um es vorsichtig auszudrücken. Da haben sich viele helfende Männer die Zähne dran ausgebissen. Letztendlich war es dann eine fast 80-jährige Dame aus unserer Helferschaft, mit entsprechender Erfahrung und Geduld, die den Widerspenstigen zähmen konnte.

Wenn sich potenzielle Helferinnen/Helfer jetzt warmdenken: Welchen zeitlichen Aufwand bedeutet das für die Menschen, wenn sie sich bei euch
engagieren wollen?
Der „Standard“ der Unterstützungsleistung liegt bei einem Einsatz pro Woche – in der Regel sind das zwei Stunden.

Es gibt aber auch Menschen, die leisten diese zwei Stunden alle zwei Wochen oder auch nur einmal im Monat. Wichtig zu
wissen ist: Für irgendjemanden machen diese investierten zwei Stunden einen Sinn.

Oftmals sind es ganz kleine, profane Dinge, die uns keine Mühe kosten, aber für unser Gegenüber die Welt bedeuten.

Streetphoto-Session KONTRASTE 

Düsseldorf | 24, Oktober 2018 | NIKON D750 | AF-S Nikkor 70-200mm ƒ2.8G ED VR II

Teilprojekt: DER ALTE MANN UND DAS LEERGUT Aufgenommen aus einem anfahrenden Zug | Zwei Herren, die sich das Münzgeld / den Erlös ihres Flaschensammelns teilen.  

Hat man als helfende Person auch Vetorechte?
Natürlich. Wir achten und respektieren die Aussagen unserer Helferinnen und Helfer. Wenn jemand sagt: „Ich kann gerne fahren. Aber ich kann nicht anpacken“ – aus welchen Gründen auch immer. Ob es ein Rückenleiden ist, oder die Scheu vor körperlichem Kontakt … das ist letztendlich egal. Wir müssen es nur wissen.

Wer verkörpert die ideale Helferin, den idealen Helfer für dich?
Ideal ist für mich jeder, der seine helfenden Hände anbietet.

Geht es ein wenig konkreter?
Also … die Menschen, die aus dem Berufsleben ausgeschieden sind, sind in der Regel etwas flexibler in der Gestaltung ihrer zeitlichen Ressourcen – also die jungen Alten. Das gleiche gilt für Menschen, die nicht berufstätig sind und sich gerne engagieren wollen. Daneben gibt es Berufstätige, die gerne noch etwas nebenbei machen wollen, oder Schülerinnen und Schüler, die ihr Taschengeld aufbessern wollen. Insofern lag ich mit meinem Eingangsstatement schon ganz richtig – für uns ist jede/r ideal 😉

Aus unserer ersten Interview-Session weiß ich, dass die Helferinnen und Helfer für ihr Engagement eine Aufwandsentschädigung erhalten, wenn sie das wollen, oder? 
Genau, für einige der Hilfebedürftigen ist das zum Teil noch gewöhnungsbedürftig. Die sind in einer Zeit groß geworden, wo die gegenseitige Unterstützung selbstverständlich war. Das kann und sollte man heute nicht mehr so annehmen. Oftmals ist es so, dass die Angehörigen das regeln im Sinne von „Das muss Mutter gar nicht wissen“.

Für eine geleistete Stunde berechnen wir als BBG 10 Euro. Davon gehen 5,50 Euro an die helfenden Menschen, quasi als
Aufwandsentschädigung.

Die Helferinnen und Helfer können jeden Monat entscheiden, wie damit umgegangen wird. Wir haben dazu drei Alternativen:

1. Sich das Geld auszahlen zu lassen.
Das machen z. B. viele unserer Schüler-innen und Schüler – zur Aufbesserung ihres Taschengeldes.

2. Sich die Stunden auf ein eigenes Zeitkonto gutschreiben zu lassen. Hinterlegt ist ein Zeittauschsystem. Wenn der helfende Mensch irgendwann selbst Hilfe in Anspruch nehmen  möchte/muss, wird dieser Einsatz vom Zeitguthaben abgebucht.

3. Es ist auch möglich, seinen Einsatz zu spenden, sprich die 5,50 Euro pro Stunde der BBG zu stiften.

Evelin, auch an dich die Frage … Wie viele neue helfende Hände sind kurz-
fristig erforderlich, um die derzeitige Not der Bocholter Bürgergenossenschaft zu lindern?
60 Hände, sprich 30 neue Helferinnen und Helfer, würden echt helfen. Wir haben die Erfahrung gemacht, dass uns nach einer entsprechenden Kampagne bei der Öffentlichkeitsarbeit zehn neue Anfragen erreichen – acht davon benötigen Hilfe … zwei wollen sich einbringen.

Das deutet ein wenig das derzeitige Verhältnis zwischen Hilfebedürftigen und Helfenden an. Auf aktuell 243 Personen, die Hilfe empfangen, müssen wir das
Engagement von 117 Helferinnen und Helfer verteilen. Es wäre wünschenswert, wenn wir das mittelfristig ausbalancieren könnten.

Wenn jetzt da draußen diese 30 neuen Helferinnen und Helfer stehen würden … wie würdet ihr die einsetzen? 
Ganz klar in der Freizeitbegleitung. Für 99,9 Prozent der übrigen Anfragen finden wir eine Lösung. Da spreche ich gerne vom Pflichtprogramm wie der Begleitung zum Arzt. Aber es hapert bei der Kür, sprich bei der Gestaltung der Freizeit mit unseren betagten Mitbürgerinnen und Mitbürgern. Nahezu 2.000 Stunden sind im letzten Jahr dafür angefallen – Tendenz steigend. Aktuell können wir nicht mehr alle Anfragen bedienen, was ein echtes Dilemma ist. Das tut echt weh.

Adi Lang ergänzt: Wir haben uns auf die Fahnen geschrieben, älteren Menschen ein langes, selbstständiges Leben zu
ermöglichen – wenn es geht, mit dem
Respekt vor deren Wunsch, sie so lange wie möglich zu Hause zu unterstützen.

Klärchen (Klara) Boland, 83 Jahre &  Lissi (Elisabeth) Renzel beim Rommé

Wir haben jetzt vornehmlich über alleinlebende Menschen gesprochen. Gibt es daneben auch andere Situationen, wo ihr tätig werdet?
In der Tat. Es gibt zum Beispiel Menschen, die sich rührend um ihren Partner oder einen nahen Angehörigen kümmern. Oftmals wird übersehen, dass diese Menschen nach kurzer Zeit am Limit unterwegs sind. Wie zum Beispiel die Frau, die sich 168 Stunden in der Woche um ihren Mann kümmert, der an Parkinson oder Demenz erkrankt ist. 

Deren einziges persönliches Highlight es sein mag,  Samstagmorgens für fünf Stunden ihrer ursprünglichen Arbeit, zum Beispiel in einer Gärtnerei, nachgehen zu können – während sich eine unserer Helferinnen oder ein Helfer um ihren Mann kümmert. 

Menschen, denen man zweieinhalb Stunden eigene Zeit schenken kann, damit sie mal in Ruhe einkaufen oder einen Kaffee trinken können. 

Während dieser Schilderungen holen mich Erinnerungen aus dem Jahre 2008/2009 wieder ein. Das Krankheitsbild meines Vaters und das aufopfernde Engagement
meiner Mutter – was wir als Kinder versucht haben, ein wenig abzufedern. 

Wie geht es den Menschen, die keine Kinder haben … und auch sonst keinen, der für Entlastung sorgen könnte?

Diese Schicksale waren mir entrückt, sie lagen im „toten Winkel“ meiner Wahrnehmung. Spätestens jetzt stand für mich fest, dass ich mich aktiv in die BBG einbringen werde – nicht nur schreibend, sondern auch aktiv helfend. 

 

Lasst uns über konkrete Fälle sprechen. Welches ist der bislang längste Kontakt, den ihr arrangiert habt, Evelin? 

Es gibt mehrere, spontan kommen mir Frau Boland und Frau Renzel in den Sinn. Das hat vor ca. fünf Jahren mit einer Einkaufsbegleitung begonnen. Mittlerweile ist es für diese beiden Ladies zu einem wöchentlichen Ritual geworden. Sie treffen sich jeden Samstag, zu Kaffee und Kuchen.

laufend Herr Breuer / sitzend Herr Rieswick

Ich hatte in eurem Newsletter die Story von „Ziemlich beste Freunde“ angelesen. War das in Anlehnung an den gleichnamigen Film, Herr Lang?

Ja, wir haben diese Überschrift gewählt, weil sie auf Herrn Rieswick und Herrn Breuer zutraf. Die beiden haben regelmäßig eine gemeinsame Tour durch Bocholt unternommen … zum Einkaufen, für kleinere Erledigungen, zum Kaffeetrinken und Unterhalten.

Herr Rieswick war mittlerweile 94 Jahre alt. Er saß im Rollstuhl und war nahezu blind, aber mental noch ziemlich fit. Herr Breuer hat Herrn Rieswick anfangs bei ihm zu Hause besucht und später im Seniorenheim. Wir haben eine Win-win-Situation zwischen den beiden wahrgenommen. Das Gefühl, nicht alleine zu sein … gehört zu werden, aufseiten von Herrn Rieswick; und das Gefühl, einen sinnvollen Beitrag zu leisten, bei Herrn Breuer. 

Leider ist Herr Rieswick vor Kurzem
gestorben. Aber es bleibt das Gefühl, ihm das Ende seines irdischen Daseins etwas angenehmer gestaltet zu haben.

In diesem Beitrag ist die Story der beiden abrufbar: 

https://www.ardmediathek.de/video/lokalzeit-muensterland/buergergenossenschaft-bocholt-hilfe-im-alltag/wdr/Y3JpZDovL3dkci5kZS9CZWl0cmFnLWY4ODRjYzU5LWY4MTEtNGY3Ni04ZGNmLTdmZjJkZTMwYTI2OA

Ich hatte mir den Beitrag im Vorfeld angesehen. Manchmal ist es nicht viel, was man einbringen muss, um ein wenig Sonne in das letzte Lebenskapitel zu bringen. 

Adi Lang: Viele der betagten Menschen tragen Wünsche in sich, was sie gerne noch einmal tun oder erleben möchten. Es ist teilweise so einfach, diese zu ermöglichen. Aber dazu muss man ihnen zuhören. 

Das erinnert mich an unser letztes Gespräch. Dieses Alleinsein im Alter ist eine sehr große Bürde. Was mag in den Menschen vorgehen, wenn sie aus ihren Fenstern auf die Welt heute blicken … auf das gute Leben … auf den Kokon des Wohlstandes, dessen Fundament sie mit der Arbeit ihrer bloßen Hände errichtet haben?

Adi Lang: Wohl wahr. Und deswegen haben sie es verdient, dass wir ihnen dafür Danke sagen, unter anderem durch „helfende Hände“. 

Der letzte Passus für heute gehört Ihnen, Herr Lang, was muss noch raus?

Adi Lang: Wir werden dieses Jahr 2023 zum ersten Mal mit einer roten Zahl abschließen. Wir sind dringend auf
Unterstützung angewiesen, um unsere Geschichte „Hilfe von Mensch zu Mensch“ weiterzuschreiben. 

Wie kann man die Bocholter Bürger-
genossenschaft konkret unterstützen?

Adi Lang: Neben dem Engagement als Helferin oder Helfer kann man uns passiv unterstützen. Als Fördermitglied sind das zwei Euro im Monat, sprich 24 Euro im Jahr. Wir haben etwas über 100 Bocholterinnen und Bocholter, die das bereits tun. 

… bei einer Stadt mit rund 71.000 Einwohnern wäre da noch Luft nach oben.

Adi Lang: Schön, dass Sie das sagen. Wir haben uns vor zehn Jahren gegründet. Sie können sich vorstellen, wie oft ich
appelliert und sensibilisiert habe. Da wird man bisweilen ein wenig müde, mit dem
mentalen Klingelbeutel zu klappern …

„Die Stimme der Vernunft ist leise, aber sie ruht nicht, ehe sie sich Gehör verschafft hat.“ Dieses Sigmund Freud zugeschriebene Zitat kommt mir in den Sinn, wenn ich Adi Lang zuhöre. 

… wir sind dankbar für jede Spende, die uns erreicht. Zuletzt war es eine Großspende in Höhe von 5.000 Euro, die uns der Lions Club Rhein-Issel übergeben hat. 

Sie sprachen von Unternehmen, die die BBG unterstützen …

Adi Lang: Ja, derzeit sind es 33 Bocholter Unternehmen. Diese zahlen für ihre Bocholter Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter den reduzierten Mitgliedsbeitrag von einem Euro im Monat, sprich 12 Euro im Jahr. Bei 100 Angestellten sind das 1.200 Euro von einem Unternehmen. Es würde helfen, wenn sich noch mehr Unternehmen der BBG anschließen. 

Ein letztes Wort …

Adi Lang: Wenn ein letzter Satz erlaubt ist? Ich möchte die Gelegenheit nutzen und alle Firmen ermutigen, bei der
Verabschiedung ihrer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den Ruhestand auf uns hinzuweisen. Wir wissen, dass es unter den Ruheständlern  so manche gibt, die sich schwer damit tun, augenscheinlich nicht mehr gebraucht zu werden. Ich denke, dass wir deutlich gemacht haben, wie sehr wir uns darüber freuen, wenn diese Menschen mit uns in Kontakt treten. 

Merci fürs Sensibilisieren und den
Kaffee.

Adi Lang: Sehr gerne. Evelin und ich
hoffen, sie auf unserer Jubiläumsfeier am 20. Oktober 2023 wiederzusehen. 

Auf dem Rückweg in den Verlag reflektierten Monic und ich das zurückliegende Gespräch. Monic, als angehende Journalistin, war sichtlich bewegt, angesichts der Schilderungen von Evelin und Adi. 

Ihr Part war es heute, dass Interview wirken zu lassen und es gemeinsam mit mir nachzubereiten. Ich bin gespannt auf
unsere Reflektion und ihre Gedanken. 

Bocholter Bürgergenossenschaft eG

Niederbruch 3, 46397 Bocholt

T. 02871 / 29 27 916

info@bocholter-bg.de

www.bocholter-bg.de

Stefan rief mir „Wenn sie diesen Tango hört“ in Erinnerung. Einen Song, den
Pur-Frontmann Hartmut Engler seinen Eltern gewidmet hatte – zu einer Zeit, als es seinem Vater gesundheitlich sehr schlecht ging. Seine Eltern hätten viel entbehrt und liebevoll drei Kinder großgezogen. Er habe dabei an seine Mutter gedacht, wie sie sich fühlen müsste, wenn sein Vater nicht mehr da sei.

Mir wurde klar, dass es eine weibliche Version dieser Einsamkeits-Hymne gibt – ebenfalls von PUR. 

Im Grunde genommen könnten die Lieder auch „Die Frau am Fenster“ und „Wenn er diesen Tango hört“ heißen – denn das dahinter liegende Schicksal ist das gleiche. 

In Bocholt leben derzeit 9.132 Menschen alleine (Stand: 13.06.2023). Bei vielen ist es sicherlich eine bewusste Lebensentscheidung. Wenn man sich allerdings die dazugehörige Grafik nebst der Alterskohorten anschaut, deutet vieles auf Schicksal hin. 

Sensibilisierte Grüße, Roland & Kirsten Buß und das Team vom PAN

Der Mann am Fenster und Wenn sie diesen Tango hört

Was haben diese beiden PUR-Songs
gemeinsam?

Zwischen den beiden Interview-Sessions mit den Menschen der Bocholter Bürgergenossenschaft grub sich ein lang nicht mehr gehörter Song in meinen Gehörgang:

Der Song stammt ursprünglich aus der Feder von Reinhard Mey. Die Band Pur vertonte 1992 den bis dato unveröffentlichten Text als Geburtstagsgeschenk zu dessen 50. Geburtstag. Er wurde Bestandteil von deren Album „Seiltänzertraum“, welches 1993 erschien. Schon damals packten mich die Zeilen dieses Liedes, obwohl ich eigentlich kein Texthörer bin.

Die Tragik des Alleinseins im Alter, gepaart mit der Melancholie dieses Liedes, wurde für mich in den letzten
Wochen zur Hymne für das Engagement der Menschen rund um die Bocholter Bürgergenossenschaft.

Vor Kurzem saßen wir mit unseren Freunden Katja und Stefan zusammen. Wir sprachen über das Leben, den Genuss, die Musik … über den genialen Auftritt von Susan Albers bei „The Voice of Germany“. Ich weiß beim besten Willen nicht mehr, wie wir auf einmal bei Pur gelandet sind. Egal. Wir kamen überein, dass Songs dieser Band bisweilen schlagermäßig verramscht wurden. Schade, denn das überschattet den Tiefgang vieler ihrer Lieder.

https://www.youtube.com/watch?v=I7ZVuCb5nnM

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