Fotos: Flender // Portrait: Kirsten Buß // Text: Roland Buss
Advertorial
Die regelmäßig lesenden PAN-Gefährten unter euch wissen um unseren Ausspruch „was sie alle so machen“. Das Fazit der von Faszination geprägten Eindrücke, wenn wir mal wieder einen Blick hinter die Kulissen von Unternehmen aus der Region werfen dürfen. Unser Motiv ist, diese Einblicke mit euch zu teilen – und das tiefer, als es die Vorbeifahrt am Firmengelände vermitteln oder flüchtige Wahrnehmungen auf Social-Media tun könnten. Wir verlassen uns nicht auf Gerüchte am Tresen oder Berichte vom Hörensagen – wir bevorzugen die Chefarztbehandlung 😉 – den direkten Dialog mit den Charakteren, die an der Spitze dieser Unternehmen stehen.
Sie sind die Autoren der Geschichten der Unternehmen – wir sind lediglich deren Schreib-Komplizen 😉 Heute steht das Meeting mit Andreas Evertz an – mit dem die bislang gewechselten Worte vornehmlich privater Natur waren, weil wir ähnliche kulinarische Laufwege haben.
Interview-Session mit dem Group CEO
des Global Players Flender – einem „Bocholter Jungen“
Montag | 05. Februar 2024 | 14.00 Uhr Bocholt | Münsterstraße 12 | MÜ12 Verlag & Agentur | Meetingraum
Mit Espresso und Cappuccino gestärkt gehts ins Thema …
Lieber Andreas, wir beabsichtigen zum Ende des Interviews, den „Bocholter Jungen“ in dir ein wenig rauszukitzeln. Wir wissen, dass die Leserinnen und Leser unserer Magazine wissen wollen, wie die Menschen ticken, die diese Erfolgsstorys (mit-)schreiben. Ist das okay? Darf es menscheln?
Klar.
Seit wann bist du der Group CEO von Flender?
Seit dem 01. Juni 2020.
Damit die Dimension deutlicher wird … wie viele Mitarbeiter beschäftigt ihr weltweit?
Auf unserer Lohnliste stehen ca. 9.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.
Flender in Zahlen
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1899 gegründet
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33 Länder
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Sitz der Gesellschaft: Bocholt
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9.000 Mitarbeiter*innen
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Produktionsstandorte | in Deutschland: Bocholt Voerde | Penig bei Sachsen
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Produktionsstandorte | international: USA | Frankreich | China | Indien | Finnland | Serbien
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2,3 Milliarden Umsatz
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1,9 Millionen verkaufte Getriebe
Wie viele davon agieren am Standort Bocholt?
Das sind ziemlich genau 1.500 Menschen – damit dürften wir der größte Arbeitgeber im Landkreis sein.
Vor einiger Zeit stand zu lesen, dass ihr einen neuen Standort sucht …
Das stimmt, aber es wird ein zusätzlicher
Standort werden, weil die Dimensionen der Windräder für neue Offshore-Projekte dies erfordern. Die sind aufgrund ihrer Größe nicht mehr auf den Straßen zu transportieren. Wir suchen nach einem Standort am Wasser, von wo aus wir die produzierten Teile bequem aufs Schiff hieven können.
Bevor wir den Blick zurückrichten, zu euren Wurzeln, was dürfen wir uns unter dem „neuen Flender“ vorstellen?
Im Grunde genommen sind wir ein Unternehmen mit zwei Marken. Dem Bereich Winergy – als Partner für Windturbinen-Komponenten. Und dem Flender, von dem wir mittlerweile selbstbewusst die These aufstellen: „Ohne Flender geht in dieser Welt nichts.“
Das klingt ein wenig keck …
Ich weiß, aber ich würde es nicht sagen, ohne das durchdacht zu haben und belegen zu können. Immer dann, wenn etwas bewegt werden muss, sind wir … oder einer unserer Marktbegleiter involviert. Daher der Slogan: We move the world.
Ich habe eine starke Diskrepanz wahrgenommen zwischen dem, was auf Wikipedia über euch zu lesen ist, und dem, was eure Webseite hergibt. Bei Wiki reduziert man euch als einen Getriebehersteller in der Branche des Maschinenbaus …
Das ist ja auch richtig …
… aber zugleich unterkomplex, oder?
Korrekt. Unser Ansatz ist es, die Marke Flender so darzustellen, wie es mittlerweile der Realität entspricht. Als traditioneller Maschinenbauer galten wir immer als altbacken oder non-fancy, wie es die Jüngeren sagen würden. Der ehemalige
Underdog hat sich zum Marktführer entwickelt. Es ist an der Zeit, das alte Image zu entstauben.
Wenn man auf eurer Webseite die Branchen und Applikationen rastert, in denen ihr unterwegs seid, findet man unter anderem eine Impression der Seilbahn, die jährlich 1,5 Millionen Touristen auf den Zuckerhut in Rio de Janeiro befördert.
Diese Impression ist mit einer wahren Geschichte unterlegt, Flender hat dort „Aktien im Spiel“, wie man so sagt 😉
Für extrem Technik-Interessierte haben wir im Internet transparent gemacht (download-PDF), dass dort ein Kegelstirnradschaltgetriebe von uns im Einsatz ist.
Interessant, wie groß dürfen wir uns ein solches Getriebe vorstellen? (Zwischenfrage von Kirsten)
Das hat in etwa die Dimension eures Meeting-Tisches.
Dieser ist mit 2,10 x 1,10 Meter zwar groß und amtlich, aber das hätten wir Nichttechniker größer angenommen. Bei der Niederschrift wird mir deutlich, dass diesem Meeting-Tisch ein Geheimnis innewohnt – was unmittelbar mit der Unternehmensgeschichte von Flender zu tun hat 😉 Weiter im Text … in Andreas’ Antwort:
Unsere Produkte zeichnen sich dadurch aus, dass sie sehr effizient sind. Aus einem Kilogramm Material holen wir mittlerweile die Zweieinhalbfache Leistung raus als noch vor Jahren.
Das ist vor allem unter CSR-Gesichtspunkten wichtig, worauf wir später noch zu sprechen kommen. Hast du noch weitere konkrete Beispiele, wo man eure Produkte antreffen kann?
Den Skifahrern unter eurer Leserschaft dürfte der Twinliner … die Doppelstockseilbahn in Ischgl … ein Begriff sein. Aber lass uns gerne weitere Facetten entblättern, wie zum Beispiel Aufzüge …
… werden die Aufzüge des Eiffelturmes durch Technik aus eurem Hause bewegt?
Interessante Frage. Wenn es so wäre, sollte ich das wissen 😉
Lass uns noch mal zu deinem Ausspruch „Ohne Flender geht in dieser Welt nichts“ zurückkehren …
Gerne. Jeden Tag hat jeder Mensch auf dieser Welt ein Teil in der Hand, was mit unserer Unterstützung, unserem Know-how gefördert, produziert wurde … oder sonst wie mit Flender in Verbindung gebracht werden kann.
Du weißt, dass derzeit ca. 8,2 Milliarden Menschen auf diesem Planeten leben …
Ja … und mehr als die Hälfte davon besitzen ein Smartphone … Circa 4,7 Milliarden, wie ein Blick auf Google verrät. In diesen Smartphones sind Rohstoffe verbaut, wie Kupfer, Platin etc. mit einem begrenzten Vorkommen. Diese Metalle werden in Minen in China, Australien etc. gewonnen. Für den Transport der tragenden Erze aus der Mine braucht man Förderbänder – eine weitere Facette, wo unsere Antriebe enthalten sind. Gleiches gilt für Schiffe, Kräne, Stahlwerke …
Jetzt wird es klarer …
Mit Blick auf eure Fellnase Paula, die hier unter dem Tisch liegt … sie wird wahrscheinlich nicht nur vom Tisch gefüttert, oder?
… aber am Liebsten 😉 Doch morgens und abends steht eine Ration Trockenfutter auf ihrem Menüplan.
Dann ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass wir auch in der Produktionsstätte ihres Futterherstellers zugegen sind. Das gilt auch für alle Reifenhersteller, sprich wo Gummi verarbeitet wird, und für die Papier- und Kunststoff-Industrie. Überall dort, wo es ums Transportieren, Mischen, Pressen und Zerkleinern geht, sind wir Marktführer.
Ob Paula weiß, dass die Leckerlis, die sie regelmäßig bekommt, mithilfe des Teams Flender in Form gebracht werden? 😉
Mehr als nur Getriebe | Frag doch mal die Maus … Andreas Evertz oder ChatGPT
So langsam wird deutlich, was es mit „mehr als nur Getriebe“ auf sich hat …
Wie du schon erkannt hast, werden wir bisweilen immer noch auf den Getriebehersteller reduziert. Dabei wird außer Acht gelassen, dass wir auch im Bereich der Generatoren zum Marktführer avanciert sind. Wieso wusste ich, dass diese Passage kommen könnte … das, wo sich die Spreu vom Weizen trennt, der Unwissende vom Wissenden Nachhilfe verordnet bekommt. Bei der Vorbereitung des Interviews hatte ich ein wenig gegoogelt. Aber selbst die Uralt-Videos von „Frag doch mal die Maus“ auf YouTube konnten keinen bleibenden Eindruck in meinen Synapsen hinterlassen. Eine Frage drängt sich auf:
Okay, Andreas , was ist der Unterschied zwischen einem Getriebe und einem Generator?
Ein Generator ist wie der Dynamo an deinem Fahrrad, du gibst Bewegung rein und am Ende kommt Strom raus. So ist das auch bei den Windkraftanlagen. Der Wind treibt die Flügel an und am Ende kommt Strom raus. Dieser Prozess ist aber limitiert, das heißt nicht, dass bei immer schnelleren Umdrehungen mehr Strom produziert wird.
… ich werde mal drauf achten, ob das Licht an meinem Fahrrad heller wird, wenn ich mehr in die Kette trete 😉
Mein Gegenüber setzt nach. Die Erklärungsversuche starten bei Analogien zu unserer KitchenAid in unserem „Nest“: „Schneller Motor – langsame Teigbesen“, so Andreas. Mein Verlegenheitslächeln wird richtigerweise als „Rafft er nicht“ interpretiert. Es folgen amüsiert vorgetragene Beispiele von Bohrmaschinen, Flaschenzügen und der antiken Lederpresse in unserer Agentur. Andreas gibt erst auf, als Kirsten ihm glaubhaft versichert, dass meine Gehirnwindungen keinen Halt bieten für technisch-logische Erklärungen.
Während ich hier sitze und diese Zeilen niederlege, befrage ich die „Maus der Neuzeit“ – sprich ChatGPT – zum Unterschied zwischen einem Getriebe und einem Generator. Dessen Antwort: „Insgesamt lässt sich sagen, dass ein Getriebe dazu dient, mechanische Bewegungseigenschaften wie Drehmoment und Geschwindigkeit zu modifizieren, während ein Generator mechanische Energie in elektrische Energie umwandelt. Beide sind in unterschiedlichen Kontexten und für unterschiedliche Zwecke entscheidend.“
Merci, liebe intelligente Kollegin (IK versus KI 😉 Fehlt nur noch das Vertraute: „Klingt komisch, is aber so.“ 😉
Meilensteine
Was waren Meilensteine in eurer Historie?
Neben der Historie, die man im Internet nachlesen kann, war insbesondere das Jahr 1991 ziemlich bedeutend – da haben wir den Getriebe-Markt revolutioniert. Wir haben einen „grauen Standard“ geschaffen, der auch heute noch den Markt treibt – quasi wie das Tempo die gesamte Taschentuch-Industrie.
Flender One
Steht eine ähnliche Revolution mit eurem „Flender One“ an?
Das ist zwar nicht vergleichbar, geht aber in die richtige Richtung. Unsere Getriebe werden jetzt intelligent. In das Flender One sind die Erkenntnisse der letzten 40 Jahre
eingeflossen. Das Spannende ist, dass wir die Getriebe nun nur noch so groß bauen, wie sie tatsächlich benötigt werden.
Erkläre bitte … aber bitte so, dass ich folgen kann 😉
Nehmen wir ein Getriebe, welches wir im Auftrag eines Kunden produzieren sollen … Was glaubst du, wie viel der Kunde letztendlich von der von ihm selbst definierten Leistung tatsächlich in Anspruch nimmt?
Die Hälfte?
Etwas mehr ist es schon, im Schnitt sind es 65 Prozent Leistung, die er nutzt, von den 100 Prozent am möglichen Leistungsvermögen, das er in Auftrag gegeben hat. Wir Deutschen kalkulieren allzu gerne einen Sicherheitsaufschlag mit ein. Das haben wir als Hersteller auch immer getan. In der Regel haben wir 120 Prozent geliefert, obwohl der Kunde nur 100 Prozent haben wollte. Die Produkte waren somit vollkommen „overengineered“, wie wir sagen. Heute sind wir durch Digitalisierung in der Lage, Getriebe auf die spezifische Kundenanforderung zu dimensionieren. Dadurch sind die Getriebe und Anlagen unserer Kunden viel wettbewerbsfähiger und zugleich sparen wir dadurch wertvolle Rohstoffe.
Und dieses Wissen macht ihr euch nutzbar?
In Flender One ist viel Sensorik verbaut. Im Zusammenspiel mit unseren vier Jahrzehnten Erfahrung sind wir in der Lage, den tatsächlichen Leistungsbedarf des Kunden mit unserem Getriebe passgenau abzustimmen – die Balance zwischen
realistischer Anforderung und dem darauf zugeschnittenen Flender One herzustellen.
Unsere Kunden erhalten von uns letztendlich eine maßgeschneiderte Lösung. Man könnte es vergleichen mit einem maßgeschneiderten Anzug, der zum gleichen Preis und in der gleichen Geschwindigkeit erworben werden kann wie ein standardisierter Anzug von der Stange. Damit können wir uns selbstbewusst und attraktiv im Markt positionieren.
Ein Blick zurück … zu den Wurzeln … und zum legendären Werk II
Ich hatte gelesen, dass die Gründung von Flender im Jahr 1899 auf die Produktion und den Vertrieb von hölzernen Riemenscheiben zurückzuführen ist.
Das ist richtig – es ging immer um Transmission. Du kennst vielleicht noch das DAF-Automobil, bei dem war das wie folgt …
Du weißt, dass ich dir dann nicht mehr folgen kann. Lass uns lieber einen Schwenk machen in einen Bereich, wo wir uns beide auskennen 😉
Du machst mich neugierig.
Machen wir einen Ausflug in das Werk II. Überliefert ist, dass die Fa. Flender ein Werk II auf der Münsterstraße hatte – einen Betriebsteil, der so genannt wurde. Einige Mitarbeiter kehrten nachmittags wohl mal auf ein Bierchen ein, in einer bestimmten Kneipe auf dem Gasthausplatz. Wenn jemand nachfragte, hieß es: „Die sind im Werk II.“ So glaubten alle, inklusive der Frauen dieser Schlitzohren, sie würden in der Außenstelle fleißig arbeiten – während sie am Tresen standen. Damit wurde der Name zum Programm.
Diese Geschichte gibt es, genauso wie die gleichnamige Lokalität auf dem Gasthausplatz. Bevor du fragst, warum ich vornehmlich in der Gastronomie gegenüber anzutreffen bin, das beruht auf einer fast 40-jährigen Freundschaft zu Pipo Macaluso.
Lass uns den Blick auf eure zweite Sparte machen – die Erfolgsstory von Winergy.
Gerne.
Offshore-Windgetriebe / Leistung: 10 Megawatt / Drehmoment: 10.000 Kilo-Newtonmeter / Gewicht: 80 Tonnen/ Durchmesser Kupplungsflansch: 3,10 Meter
Winergy | … und wie die Löcher ins MacBook kommen
Es steht zu lesen, dass in ca. jedem dritten Windrad auf diesem Planeten Antriebskomponenten von Flender verbaut wurden. Wie kann man euch einmessen, wie viele Unternehmen spielen Tennis auf diesem Niveau?
Diese Sparte Windkraftgetriebe macht ca. 60 Prozent unseres Umsatzes aus. In diesem Bereich sind wir Weltmarktführer. Es gibt lediglich zwei ernst zu nehmende Mitbewerber im Global Market.
Im letzten Jahr hat die EU 17 Gigawatt neu installiert, stand zu lesen …
Stimmt, weltweit waren es circa 110 Gigawatt, die im Jahre 2023 neu installiert wurden. Mit einer Gesamtzahl von 350 Gigawatt, aller jemals durch uns gelieferten Windprodukte, haben wir die weltweit größte installierte Basis für Windenergie geschaffen. Wir haben das mal berechnet, um greifbar zu machen, was die von uns installierte Leistung letztendlich bedeutet: Sie reicht aus, um 268 Millionen Haushalte mit Strom zu versorgen oder 135 Millionen Elektroautos ein Jahr lang um die Welt fahren zu lassen.
Hast du eine Idee, wie sich das entwickeln wird?
Windräder und damit auch die Getriebe und Antriebssysteme wachsen kontinuierlich an Größe und Gewicht. Der Bedarf wird in den kommenden Jahren massiv steigen.Es ist lediglich die Logistik, die uns Grenzen setzen wird. Irgendwann macht das Höher-schneller-weiter-Denken keinen Sinn mehr. Die Flügellängen sind nicht beliebig skalierbar. Sie sind dann weder auf der Straße zu transportieren, noch via Schiff zu den neuen Offshore-Inseln, die entstehen. Auch hinsichtlich des Gewichtes wird es Weiterentwicklungen und zugleich Grenzen geben. Das Gesamtgewicht einer Windkraftanlage liegt derzeit bei ca. 100 Tonnen. Ich halte 200 onnen für denkbar. Wahrscheinlich wird es sich irgendwo zwischen 150-180 Tonnen einpendeln.
Andreas, ich bin eher im Gigabyte-Bereich unterwegs. Ich weiß zum Beispiel, dass der Arbeitspeicher meines MacBooks 32 GB beträgt …
Weißt du denn, dass ich bei der Herstellung der feinen Löcher rechts und links (für die Lautsprecher) beteiligt war? 😉 Da ist es wieder, dieses technisch versierte, verschmitzte Grinsen. Andreas klärt auf, dass in seiner Zeit als Vorstandsvorsitzender der Walter AG dort die Werkzeuge entwickelt und gefertigt wurden, mit denen die winzig kleinen Löcher in den Voll-Alu-Körper der Apple-Produkte gebohrt werden. Ich bin sicher, dass die Maus das nicht gewusst hätte. Meine intelligente Kollegin (ChatGPT) werde ich beizeiten mal fragen.
Wenn wir zur Leistung zurückkehren … die erste Windturbine ist mit 5 kW/h an den Start gegangen. Die jetzigen Turbinen haben ein Leistungsvermögen, das 1.200 Mal so groß ist.
Der Promi-Touch-Faktor | Die Besuche von Habeck & Co
Was musstet ihr eigentlich tun, damit Robert, Annalena und Hendrik euch besuchen? Waren das Selbstläufer oder musstet ihr darum buhlen? 😉
Es war eine Mischung aus beidem. Wir hatten uns entschieden, dass wir nicht mehr zuwarten wollten, wie sich die Dinge entwickeln, sondern proaktiv daran mitwirken wollten. Ich habe mich seit geraumer Zeit im VDMA engagiert.
Der Verband hat forciert, dass unser stellvertretender Bundeskanzler und Bundesminister für Wirtschaft und Klimaschutz Robert Habeck uns auf unserem Stand im Rahmen der Hannovermesse besucht hat.
Der fand das, was mir machen, ziemlich cool. Er hatte regelrecht Feuer gefangen und spontan gesagt: „Ich komme vorbei.“ Da wir einer der wenigen Marktführer weltweit und der größte Player in Deutschland sind, war es eine logische Konsequenz, dass er uns anschließend in Voerde besucht hat. Es gibt keine Energiewende ohne Antriebstechnik. Robert Habeck und ich saßen auch schon bei der „dena“ zusammen und haben diskutiert.
Wie lief es mit Annalena Baerbock, unserer Außenministerin?
Das war quasi eine Selbstläuferin ;-). Sie war in China unterwegs und hat möglicherweise über ihre Kanäle erfahren, dass es Sinn macht, uns zu besuchen. Das hat sie dann relativ spontan umgesetzt und unseren Standort, das Werk in Tianjin, besucht.
Und bei Hendrik Wüst?
Den Ministerpräsidenten aus NRW hatten wir schon mal angefragt. Irgendwann gab es dann die Lücke in seinem Terminkalender, die es ihm als „Rheder Junge“ möglich machte, seine Nachbarn zu besuchen.
Nachhaltigkeit | Corporate Social Responsibility |Auszeichnungen
Wie schaut es aus mit eurer gesellschaftlichen Verantwortung im Sinne des nachhaltigen Wirtschaftens?
Das ist ein essentieller Beitrag, um ressourcenschonend mit allen Sachen umzugehen. Als ich zu Flender gekommen bin, haben wir das forciert. Am Anfang wurde das von einigen Mitarbeitern möglicherweise ein wenig belächelt. Die haben geglaubt, wir würden unser Unternehmen nur auf PowerPoint-Charts schön machen.
Mittlerweile haben wir unseren CO2-Footprint schon um 79 Prozent reduziert. Wir haben uns in unserem Unternehmen auf 100 Prozent committet, d. h. wir werden mittelfristig komplett klimaneutral unterwegs sein.
Ihr seid dafür ausgezeichnet worden …
Stimmt. Laut dem EcoVadis-Nachhaltigkeitsrating zählten wir 2022 zu den besten fünf Prozent der nachhaltigsten Unternehmen weltweit – dafür haben wir deren Gold-Rating erhalten.
Mittlerweile sind wir mit dem Platin-Rating ausgezeichnet worden, d. h. wir gehören in die Top 1 % aller Unternehmen, die weltweit geehrt wurden. Zwischen diesen beiden Ratings haben wir auch noch den Deutschen Nachhaltigkeitspreis 2024 gewonnen.
Ist das so besonders oder sprechen wir da von Erwartungsqualität?
Wie meinst du das?
Darf man diese Exzellenz nicht voraussetzen bei einem Unternehmen, was für sich in Anspruch nehmen darf, Marktführer zu sein?
Grundsätzlich gebe ich dir recht, ich sehe das ähnlich. Aber noch ist nicht die gesamte Industrie so weit. Hinzu kommt, dass wir nach wie vor auch Maschinenbauer sind. Diese rasanten Entwicklungen und Auszeichnungen waren bislang eher den Hightech-Unternehmen vorbehalten. Ich finde das großartig, was wir da leisten, wie wir vorangehen. Wir als Flender setzen gerade in vielen Bereichen in diesem Umfeld neue Maßstäbe. Deswegen bekommen wir auch diese Auszeichnungen. Namenhafte Großkonzerne fragen uns an: „Wie macht ihr das? Könnt ihr uns helfen?“ Wir haben uns zum Fastmover in diesem Segment entwickelt. Wir verkörpern die Melange zwischen der Tradition und dem Modernen. Unser angestaubtes Image sollte der Vergangenheit angehören.
Employer-Branding | Studiengänge „Sustainable Engineering and Management“ und „Data Science“
Könnt ihr euch selbstbewusst als guter Arbeitgeber bezeichnen?
Ja, das dürfen wir. Wir wissen aus unseren Gesprächen, dass bei den jungen Menschen ausschlaggebend sein kann, wie die Unternehmen in Sachen CSR aufgestellt sind. Durch unsere Erfolge und Auszeichnungen ist ihnen gewiss, dass sie mit uns gemeinsam einen echten Beitrag dazu leisten, die Welt positiv zu verändern.
Das wird insbesondere in dem Studiengang „Sustainable Engineering and Management“ transparent und deutlich, den man an der Westfälischen Hochschule am Standort Bocholt studieren kann. Wir engagieren uns als Hauptsponsor für diesen Studiengang, d. h. wir zahlen die Professur. Daran mag man ermessen, wie wichtig uns das Thema ist.
Es ist nicht der einzige neue Studiengang, auf den wir setzen. Im September sind auch die ersten „Data Science“-Studierenden bei uns gestartet.
CEO unplugged | The private side of Andreas Evertz
Die letzten 22 Minuten brechen an. Bist du bereit?
Schieß los.
Du bist 1969 in Bocholt geboren.
Stimmt. Am 13.04.1969, um genau zu sein.
Wie wird man eigentlich Chef von Flender?
Indem du dich schon als 5-jähriger für Technik interessierst ;-). Prägend war sicherlich mein Vater, der war Meister im
Heizungs- und Sanitärbereich und später Lehrer an der Gewerblichen Berufsschule in Bocholt an der Schwanenstraße. Bei uns im Haus wurden nie fremde Handwerker gesichtet. Mein Vater hat alles selbst gemacht und ich bin ihm schon recht früh zur Hand gegangen. Ich habe schon mit fünf Jahren mit einer Stichsäge hantiert. Das gab zunächst mächtig Ärger. Aber mein Denken war, dass ich einfach weitersäge, während mein Vater die Bretter anbringt.
Deine beruflichen Stationen haben ich wie folgt übernommen und skizziert:
1988-1997 Offizierslaufbahn mit Studium bei der Bundeswehr | Dipl.-Ingenieur | 1997-2002 verschiedene Führungstätigkeiten bei der Flender Gruppe | 2002-2007 Geschäftsführer bei der Flender Tübingen GmbH | 2005 Leiter des Geschäftszweiges Getriebemotoren Siemens AG A&D SD | 2008 Mitglied des Vorstands der Walter AG | Oktober 2009 Stellvertretender Vorstandsvorsitzender der Walter AG | April 2010 Nachfolge von Peter Witteczek als Vorstandsvorsitzender der Walter AG | Vorstandsmitglied bei Sandvik | CEO der Schenck-Process-Gruppe | Zum 01. Juni 2020 Nachfolger von Stefan Tenbrock als Group CEO Flender
Wie viele Jahre Flenderaner sind das in Summe?
15 Jahre.
Irgendwie scheint Flender ein Teil eurer Familien-DNA zu sein … zumindest, was deinen Bruder Johannes und dich betrifft …
… das könnte man meinen, aber wichtig zu wissen ist, dass es weitere Verwandte von uns gibt, die ebenfalls bei Flender tätig sind.
Dein Bruder war vor dir da, oder? Hat er dich eigentlich zu Flender geholt?
Nicht nur vor mir, sondern auch mit mir. Er hat damals sogar dafür gekämpft, dass ich nicht zu Flender komme 😉
Ist das okay, dass ich nachfrage 😉 …
Natürlich, weil das eigentlich eine schöne Story ist. Mein Bruder war im Finanzbereich von Flender. Nach meiner Zeit bei der Bundeswehr hatte ich zwei Dinge, die mich reizten: entweder in einer Unternehmensberatung tätig zu sein oder eine Funktion als Assistenz einer Geschäftsführung oder eines Vorstandes. Ich habe eher durch Zufall erfahren, dass Flender eine solche Stelle ausgeschrieben hatte. Ich habe mich dann beworben und danach Johannes angerufen. Seine Reaktion: „Hast du ne Macke?“ 😉 Er ist dann wohl vom Vorstand befragt worden zu meiner Person. Seine Antwort: „Der ist gut. Aber … ich würde ihn nicht einstellen.“
Auf die Frage nach dem Warum hat er geantwortet: „Weil er mein Bruder ist.“ Da haben die gesagt, dass denen das scheißegal wäre. So kam ich zu Flender.
Wie alt wart ihr da?
Ich war 26 oder 27 Jahre alt, Johannes ist sechs Jahre älter als ich.
Wir haben noch drei Minuten Zeit. Was denkt der Bocholter Jung Andreas Evertz über unsere gemeinsame Heimatstadt.
Nach meinem Studium habe ich ziemlich viel von der Welt gesehen. Wenn ich dann als Pendler alle 14 Tage nach Hause kam, sagten mir die Menschen, dass ich mich total verändert hätte – ich sei so weltoffen geworden. Menschen in meiner Nähe sagten allerdings, dass ich „ganz der Alte sei“, wenn ich das Ortsschild von Bocholt passiert hätte – damals zumindest.
Diese Verbundenheit mit Bocholt teile ich offensichtlich mit ganz vielen Menschen, die hier leben. Was ich schade finde, ist diese gelegentlich anzutreffende notorische Nörgelei. Wenn man sich anschaut, was unsere Großväter und Väter hier geschaffen haben … diese Dichte und Konzentration an tollen Unternehmen, die es in dieser geballten Kraft kaum woanders gibt, dann hätten wir allen Grund, stolz zu sein und das Nörgeln runterzufahren.
Unser Gespräch endet mit dem geäußerten Verdacht, dass der Meckermann im Langenbergpark etwas damit zu tun haben könnte. Der sei schon zweimal in der Vergangenheit geklaut worden. Vielleicht wäre es an der Zeit, diese Mensch gewordene „Ick-bün-derteggen-Symbolik“ abermals in Geiselhaft zu nehmen 😉 Es gab nicht wenige am Tisch, denen ein „ich bin dabei“ über die Lippen kam. Was auch immer
passiert, wir waren uns relativ sicher, dass die Mitglieder der „Meckermann-Connection“ ein wasser- bzw. weindichtes Alibi haben werden 😉
Epilog
Das mit dem Menscheln hat aus unserer Sicht sehr unkompliziert geklappt. Wir haben uns köstlich amüsiert. Andreas Evertz scheint sich offensichtlich auch sehr wohlgefühlt zu haben, in unserem ebenfalls enkmalgeschützten Gemäuer, aus dem Jahre 1904. Wenn ihr jetzt darüber nachdenkt, wie eure Tochter/euer Sohn irgendwann „Chef/in von Flender“ werden könnte … mit einer Stichsäge zum 5. Geburtstag macht man schon mal nichts verkehrt 😉
Unser herzliches Dankeschön gilt allen Protagonisten von Flender, für diese unkomplizierte Zusammenarbeit.
Flender International GmbH
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