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Frühlingserwachen – Die Begleitung eines Haustieres im Alter

Feb 27, 2024 | Tierarzt

Kennen Sie das auch? Bei der Beobachtung des geliebten Haustieres fällt der Blick plötzlich auf die graue Schnauze und die trüben Augen. Kann es wirklich sein, dass Bello oder Mietzi nicht mehr so aktiv ist, ja vielleicht sogar Schmerzen hat? Ist der Vierbeiner nicht noch vor kurzer Zeit über die Wiese gesprungen? Tja, im Allgemeinen altern Hunde und Katzen, deren Lebenserwartung in manchen Fällen sogar 20 Jahre überschreiten kann, schneller als ihre Tierbesitzer. Dennoch ist es kein zwingender Zustand, dass vierbeinige Senioren nicht mehr belastbar sind. Mit der richtigen Pflege hat auch das alte Haustier durchaus seine Reize. Der geeignete Ratgeber in Sachen Älterwerden ist Ihre Tierärztin oder Ihr Tierarzt. Hier wird Ihr Liebling zunächst auf Herz und Nieren untersucht. Ich persönlich beginne in der Regel mit der Diagnostik in der Maulhöhle. Oft fallen hier Zahnstein und auch Parodontitis auf. Rein statistisch gesehen haben 80 % aller tierischen Patienten ein Problem im Maul. Den Besitzern fällt der schlechte Maulgeruch auf. Übrigens können Entzündungen an den Zähnen durch abgeschwemmte Bakterien andere Organe wie Herz, Lunge, Leber und Nieren schädigen. Daraus resultiert der Rat, sich auch in hohem Alter um die Zahngesundheit des Vierbeiners zu kümmern. Sie haben Bedenken wegen der dazugehörigen Narkose? Ein guter Grund, das Herz- und Kreislaufsystem überprüfen zu lassen sowie eine Blutuntersuchung zur Abklärung der Organfunktionen in Auftrag zu geben. Denn eines muss klargestellt werden: Das Narkoserisiko kann nur überschaubar bleiben, wenn alle Schwächen des alternden Körpers bekannt sind. Und ist die Diagnose erst mal gestellt, kann dem Patienten in vielen Fällen geholfen werden, denn so wie in der Humanmedizin sind viele Präparate für geriatrische Patienten im Handel. Ich spreche von Herzpräparaten, Medikamenten zur Unterstützung der Leber- und Nierenfunktion und auch von Wirkstoffen gegen Inkontinenz. Eine besondere Herausforderung sind Patienten mit im Alter beginnenden Verhaltensänderungen. Hierzu zählen Rastlosigkeit, unvermittelte Lautäußerungen, Starrsinn, Verlassensängste, Unreinheit und andere Angewohnheiten, die das junge Tier nicht zeigte. Auch wenn es für die Umwelt so aussieht, als wenn das betagte Tier senil wird, sollte sicherheitshalber eine Untersuchung in Ihrer Tierarztpraxis vorgenommen werden, um organische Ursachen auszuschließen. Beispielsweise können Rastlosigkeit und Inkontinenz auch aufgrund einer Herzinsuffizienz entstehen und Hörminderungen müssen nicht unbedingt am Alter liegen, sondern können auch aus einer lang andauernden Entzündung resultieren. Wurde die Diagnose Demenz gestellt, können sogenannte
Geriatrika eine erhöhte Durchblutung des Gehirns erzeugen, viele Patienten reagieren positiv darauf und nehmen wieder mehr an ihrer Umgebung teil. Darüber hinaus sollten sich Patientenbesitzer auch über die Ernährung des älteren Tieres Gedanken machen. Natürlich ist der Bedarf beim nicht wachsenden, weniger belasteten und organempfindlichen Senior anders als beim Jungtier. Auch zu diesem Thema werden Sie in der Tierarztpraxis beraten. Aber nicht nur das Team dort kann viel für Ihr Tier tun. Haben Sie schon bemerkt, dass sich Ihre Altkatze nicht mehr so gut putzt? Manche Tiere bilden sogar richtige Filzplatten aus. Daher wird sich Ihre Samtpfote sehr darüber freuen, wenn Sie ihr bei der Fellpflege behilflich sind. Das regt den Kreislauf an und die Haut kann wieder durchatmen. Eine andere häufige Alterserscheinung sind arthrotische Veränderungen im Bewegungsapparat. Sie merken das, wenn Ihr Vierbeiner Mühe beim Aufstehen und Hinlegen hat oder Lahmheiten zeigt. Frei nach dem Motto „Wer rastet, der rostet“ sollten auch Sie Ihrem Tier die Möglichkeit zu regelmäßigen Spaziergängen geben. Trotzdem ist Vorsicht geboten, denn Hochleistungssport ist bei den meisten Senioren nicht empfehlenswert. Für sehr schmerzempfindlich Patienten sind entsprechende Medikamente erhältlich, die die Schmerz- und Entzündungsreaktionen in Schach halten. Auf die genannte Weise wird es Ihnen gelingen, ähnlich einem Frühlingserwachen, Ihrem alten Haustier wieder auf die Sprünge zu helfen. Daher wünsche ich Ihnen im März einen blühenden Start in den Frühling und verbleibe mit dem Ausblick auf meinen nächsten Artikel: „Magendrehung – jetzt aber schnell!“  

Ihre Dr. Simone Möllenbeck

Dr. Simone Möllenbeck
Zusatzbezeichnung Zahnheilkunde

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