Mo.-Fr., 8 – 17 Uhr

Haldern Pop 2023/

Aug 28, 2023 | Specials, Veranstaltung

Prolog

Das 40. Haldern Open Air gilt es in diesem Jahr zu feiern. Es sind fast zwei Jahrzehnte her, als ich mich vom Zauber von Haldern habe anfixen lassen. Geködert wurde ich mitder überlieferten Story, dass im Jahre 1981 dreizehn Ministranten dieses Ortes mit ein paar Kästen Bier auf eine grüne Wiese gezogen waren, um ihre Passion — die Musik — zu teilen und zu feiern.

Aus dieser Sause wurde eine Idee – aus der Idee ein Festival, das 1984 mit 1.500 Besuchern seine Premiere feierte. Mittlerweile hat sich das „Halderner“ zu einem der wichtigsten und bekanntesten deutschen Musikfestivals entwickelt, das an Friedfertigkeit und Gemeinschaftssinn nicht zu übertreffen sein dürfte — so steht es im Netz zu lesen. Und wo wir schon im Netz sind: Ein Wikipedia-Eintrag hilft mir, verblasste Erinnerungen aufzufrischen: https://de.wikipedia.org/wiki/Haldern_Pop_Festival

Dort finde ich alle Line-ups (die Listen der KünstlerInnen) … von Beginn an. Es war im Jahre 2006, als etwa halb so alte Freunde mir versprachen: „Komm einfach mit uns aufs Halderner. Du brauchst dich um nichts zu kümmern, außer um einen Schlafsack. Setz dich aufs Fahrrad und fahr los.“ 

Ich hatte die zwei Trinkflaschen meines Trekkingbikes mit isotonischen Getränken gefüllt. Haldern … das klang irgendwie so weit weg. So ist er bisweilen … der gemeine Bocholter, mit seinen eingetretenen Laufwegen und -Pfade, tut sich manchmal schwer, diese zu verlassen und sich Neuem zu öffnen. (;-)

Nach zwei Schlücken aus Trinkpulle Nummer eins und siebzehn mühelos geradelten Kilometern (quasi ein Bike-Sprung), wurde ich von meinen Freunden im Camp empfangen. Wichtig zu wissen: Der „wahre“ Halderner Besucher genießt nicht nur drei Tage dieses Festivals, sondern auch vier Tage Lagerleben im Camp — was im Ticketpreis inkludiert ist.

Dem Begrüßungs-Büchsbier folgte der Check-in in mein Qeedo-Wurfzelt. Mit einer human kalkulierten Food- und Drink-Umlage wurde ich Mitglied einer bunten Horde von ca. 20 Jungens und Mädels. Der größte Teil „studierendes Volk“ Mitte zwanzig — mit ziemlich viel Blödsinn im Sinn.

Bei den ritualisierten Saufspielchen konnte ich noch gut mit halten (damals zumindest), bevor es später aufs Festivalgelände ging. Ich hatte bis dato keine Ahnung, was mich dort erwarten würde. Ich fand nur komisch, dass ziemlich viele Menschen auf dem Gelände Gummistiefel trugen. Ich fühlte mich mit Schlappen und der Sonne im Rücken wesentlich besser besohlt.

Apropos Rücken … eine Lage Bier machte gerade die Runde, als von hinten eine Stimme an mein Ohr waberte, die sich auf ewig in meinen Synapsen festgesetzt hat. Der damals 19-jährige, bis dato eher unbekannte Paolo Nutini trieb mir mit seinem Last Request die Armhärchen durchs Leinenhemd. Ich mag sie, diese „starken Stimmen“, die so unverwechselbar sind wie ein Fingerabdruck. Ein Momentum, von dem ich bislang ganz viele auf Haldern Pop erleben durfte.

Am nächsten Morgen paarte sich ein leichter Kater mit kulinarischer Ernüchterung. Das Kombüsen-Team hatte das kleine, feine Familienunternehmen mit den vier Buchstaben und dem A am Anfang um allerlei sorgsam verpackte Delikatessen erleichtert. „Gaumen zu und durch.“ Zum Muckefuck gesellte sich ein „Elf-Ührken“ in Form eines Büchsbiers — ab da war eh vieles egal. Dieses relaxte Gefühl zog sich durch den Tag- bis zum Auftritt von „Element of Crime“ auf der Main Stage, gegen 23.00 Uhr. Ich hatte mittlerweile ein Gefühl dafür entwickelt, warum es Sinn macht, das Halderner am besten gummibestiefelt zu besuchen. Mit einem guten Freund hatte ich einen Platzregen-Unterschlupf in einem Red-Bull-Zelt mitten auf dem Gelände gefunden. Wir hatten uns zuvor mit einem Weinbecher in der Hand in Richtung Bühne aufgemacht, um Sven Regener und seinen Jungens zu lauschen.

Ich weiß nicht, ob es mit Svens Nachnamen zu tun hatte … aber es öffnete sich der Himmel und verwandelte das Geläuf binnen einer halben Stunde in eine Art „Halderner Seenplatte“. Es schien uns angebracht, den Wein mit Red Bull aufspritzen zu lassen, dieser Wolkenbruch schien längerer Natur zu sein. Regenradar war damals noch keine gebräuchliche Applikation – und Handys keine Männer- oder Frauen-Ausstattung. 

Als schließlich Element of Crime zu meinem Lieblingssong Weißes Papier ansetzte, tankten wir uns durch den Schlamm bis zur Bühne. Irgendwo hatte ich im Geläuf meine Schlappen verloren — aber ich hatte abermals ein Momentum gewonnen, das ich nie vergessen werde. Es waren lediglich fünf Meter, die uns von diesem Sänger mit der ebenfalls unverwechselbaren Stimme trennten, der mir aus der Seele sang: „Dann lieber so rein und so dumm sein, wie weißes Papier …“ 

Auch das zeichnet das Halderner aus – es ist so nahbar. Man ist immer mittendrin statt nur dabei — nicht nur bei Wolkenbrüchen.

Haldern Pop hatte sich auch für mich zu einem Sehnsuchtsort entwickelt, dessen Magie mich vollends gefangen hat. Sieben Jahre in Folge war ich dort Dauergast, der sich von Bekanntem und vor allen Dingen von Unbekanntem hat inspirieren … stimulieren lassen.

2023 war es an der Zeit, diese Erinnerungen lebendig werden zu lassen — und Neues zu erleben. Die Fortsetzung unserer Haldern Story — unser coole Zeit in Gummistiefeln, zwischen den Locations und dem Camp trottend, findet ihr im nächsten PAN.

Eure Festival Scouts

Roland & Kirsten