Der Hund kann auf viele Tausend Jahre Domestikation zurückblicken. In dieser Zeit hat er sich so sehr an das Zusammenleben mit dem Menschen angepasst, dass er sogar ausschließlich durch Blickkontakt mit ihm kommunizieren kann. Diese Sozialbindung fehlt der Katze, die zwar auch schon seit Jahrtausenden in der Nähe der Zweibeiner lebt, aber sich aufgrund ihrer Einzelgängernatur keinem Rudel unterwerfen würde. Diese Eigenarten haben auch Einfluss auf das unterschiedliche Jagdmuster beider Tierarten. Hunde jagen im Rudel und die Gemeinschaft ermöglicht sogar das Erlegen größerer Beutetiere. Die Samtpfote hingegen punktet durch Anschleichen und Überraschungsmomente während der Einzeljagd.
Aufgrund der erwähnten Verhaltensunterschiede muss es im Zusammenleben zwischen Hund und Katze einfach Missverständnisse geben: So wedelt Bello fröhlich bei der Begrüßung von Artgenossen, Mieze hingegen schwenkt ihren Schwanz gefährlich im Kampf. Schnurrt der Stubentiger beim Streichen um unsere Beine, bedeutet es tiefes Wohlgefühl. Wer ein Hundeknurren hört, sollte sich lieber in Sicherheit bringen. Auch die Ohrenstellung gibt Auskunft über die Launen der Vierbeiner. Sind sie zurückgelegt, bedeutet es beim Hund, dass er sich unterwirft. Die Katze aber legt die Ohren an, wenn sie sehr schlechte Laune hat. Das Signal des Pfötelns benutzt der Hund zum Beispiel, um Futter zu erbetteln. Benutzt die Katze ihre Pfote und schlägt, kann jeder froh sein, wenn sie nicht auch noch ihre Krallen benutzt.
Teilen nun beide dasselbe Zuhause, muss die Interpretation der Sprache des anderen also sowohl vom Hund als auch von der Katze erarbeitet werden. Außerdem soll der Hund einen behutsamen Umgang mit der Katze erlernen, die im Gegenzug Vertrauen zum bellenden Mitbewohner schöpfen muss. In der mehrtägigen Gewöhnungsphase zweier Erwachsenentiere sind erste Kontakte nur unter Aufsicht zuzulassen. Beide Vierbeiner sollten sich in der Umgebung auskennen. Für die Katze heißt das dass sie weiß, auf welchen erhöhten Punkt sie sich notfalls zurückziehen kann. Der Hund sollte sich vor dem Zusammentreffen beruhigt haben. Sowieso ist ein Hinterherjagen zu vermeiden, denn eines ist gewiss: Ein Weglaufen der Katze löst beim Hund den Jagdtrieb aus. Daher sollte Bello zur Sicherheit angeleint und auf seine Decke verwiesen werden. Lernt der Hund sich in Gegenwart der Katze zu benehmen, legt die Samtpfote mit der Zeit ihre Angst ab. Während der Abwesenheit des Besitzers sind die Tiere vorerst sicherheitshalber zu trennen. Fälle, die hoffnungslos erscheinen, können positiver verlaufen, wenn Hund und Katze ausschließlich zusammen gefüttert werden.
So entsteht beim Zusammentreffen der Rivalen schon mal eine positive Grundstimmung. Eskaliert die Situation, muss der Hund abgerufen werden. Auf gar keinen Fall sind Besitzerhände in einem Tumult wünschenswert, denn Tierbisse sind äußerst infektiös.
Die Vergesellschaftung zweier Tiere im Welpenalter ist sozusagen ein Kinderspiel. Ganz natürlich übernehmen die Jungtiere die Verhaltensweisen des anderen in ihr Repertoire. Die Vorteile des noch ungeprägten Jungtieres können auch genutzt werden, wenn nur eines eines der Tiere noch Welpe ist. Es baut sich vielleicht sogar eine Eltern- Kind-Beziehung auf. So mancher Hund trägt verzückt den Katzenwelpen umher, oder die frisch gebackene Katzenmama versorgt den Hundewelpen in wachsender Begeisterung mit toten oder auch lebenden Mäuschen, die sie von ihrer Jagd mitgebracht hat, um zum Leidwesen des Besitzers in der Wohnung mit dem unerfahrenen Welpen ein Jagdtraining zu absolvieren.
Aus eigener Erfahrung kann ich bestätigen, dass die gemeinsame Haltung von Hund und Katze für die ganze Familie ein immerwährendes, interessantes
Schauspiel sowie eine große Bereicherung für jedermann ist.
Ihnen wünsche ich einen nicht zu kalten Februar, in dem man angeblich noch nicht mal einen Hund vor die Tür schicken kann. Sie hören wieder im März mit dem Beitrag „Frühlingserwachen — Die Begleitung eines Haustieres im Alter“ von mir.
Ihre Dr. Simone Möllenbeck
Tierarztpraxis Dr. Simone Möllenbeck
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