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KATZENASTHMA

Apr 27, 2023 | Gastautor

Katzen haben ein besonders empfindliches Bronchialsystem und leiden häufig an chronisch obstruktiven Lungenerkrankungen. Verschiedene Allergene aus der Umgebung können Auslöser für die Atemnot bis hin zum lebensbedrohlichen Asthmaanfall sein. Leider sind die Anzeichen des Stubentigers mit Luftnot nicht immer eindeutig, so dass das Leiden lange unentdeckt bleiben kann. Wie Sie die ersten Anzeichen einer lungenkranken Katze richtig deuten und wie Sie Betroffenen helfen können, das erfahren Sie beim Weiterlesen.

Ist eine Katze an Asthma (Felines Asthma)erkrankt, dann verengen sich die kleinstenBronchien in der Lunge, so dass ein Gasaustausch nicht mehr ungehindert möglich ist. Die Tiere zeigen mehr oder weniger Hustenanfälle und eine giemende Atmung. Leider kann der Husten mit dem Hochwürgen von Haarballen verwechselt werden, so dass manche Patienten bereits lange Zeit fälschlicherweise mit Malzpaste zum Haarabgang behandelt wurden. Werden aus gelegentlichen Hustenattacken echte asthmatische Anfälle, dann ist den betroffenen Katzen die Luftnot anzusehen. Sie kauern, ringen um jeden Atemzug und die Augen sind panisch geweitet. Manche Tiere zeigen eine
deutliche Maulatmung und haben sogar eine bläulich verfärbte Zungenspitze. Der gefürchtete Status asthmaticus, der auch bei der Katze meist allergisch ausgelöst wird, kann schlimmstenfalls zur Erstickung führen.

Bei Verdacht auf ein Lungengeschehen sollte immer eine Tierarztpraxis zur weiteren Abklärung aufgesucht werden. Schon im Vorbericht kann Ihre Tierärztin oder Ihr Tierarzt den Verdacht auf Asthma äußern. Während der Auskultation mit dem Stethoskop fällt ein Giemen oder Knistern in der Lunge auf. Bei akuter Atemnot wird die Samtpfote erst einmal stabilisiert und in einem Sauerstoffzelt untergebracht. Wenn die lungenerweiternden Medikamente angeschlagen haben, können spezielle
Untersuchungen
durchgeführt werden. Bei vielen Tieren sind die Lungenveränderungen schon im Röntgenbild zu erkennen. Zur Abgrenzung anderer Erkrankungen sind weitere Untersuchungen wie eine kardiologische Untersuchung und eine Bronchialspülung zum Nachweis von speziellen Keimen in einer Fachklinik sinnvoll. Wenn die Herzuntersuchung ohne besonderen Befund ist und während der Endoskopie statt pathogenen Erregern Allergiezellen gefunden wurden, dann kann die Diagnose allergisches Asthma gestellt werden.

Analog zur Humanmedizin können Hausstaubmilben, Pollen, Schimmelpilze, aber auch Zigarettenrauch sowie Putzmittel allergische Reaktionen bis hin zur Atemnot auslösen. Diese Allergene rufen bei Kontakt in den kleinen Bronchien Entzündungsreaktionen und das  Zusammenziehen der Muskeln in den Bronchien hervor, so dass es in kürzester Zeit zum erschwerten Atmen bis zur Luftnot kommen kann. Aus diesem Grund sollten asthmatische Katzen möglichst staubfrei gehalten werden. Denken Sie an dieser Stelle auch an das Katzenklo und wählen ein staubfreies Katzenstreu. Auf das Rauchen in der Wohnung sollte unbedingt verzichtet werden. Darüber hinaus ist über den Einsatz diverser Putz- und Waschmittel nachzudenken und auf parfümfreie Produkte zurückzugreifen. 

Wenn die genannten Prophylaxemaßnahmen zur Vermeidung weiterer Anfälle nicht ausreichen, dann muss der Stubentiger medikamentös eingestellt werden. Diesbezüglich wird in der
Tierarztpraxis beratschlagt, welche Therapie für die Samtpfote am besten ist. Unkooperative Patienten können monatlich in der Praxis ein Langzeitcortisonpräparat als Injektion
bekommen. Dies entlastet die Besitzer zwar, weil keine Tropfen oder Tabletten eingegeben werden müssen, aber diese Depotpräparate stehen auf der Nebenwirkungsskala relativ weit oben. Besser ist die regelmäßige Eingabe von Cortisontabletten sowie bronchialweitenden Tropfen. Alternativ ist inzwischen auch in der Katzenmedizin eine Inhalationstherapie möglich. Mit einer Inhalierhilfe werden dem Patienten entzündungshemmende und bronchialerweiternde Medikamente über die Atemluft
verabreicht. Somit ist die Inhalation die nebenwirkungsärmste Therapie, da die Wirkstoffe direkt mit der Einatmung zum Ort des Geschehens gebracht werden. Dennoch ist die Inhalationstherapie für viele Katzenbesitzer eine sehr große Herausforderung und sollte keinesfalls mit Biss- oder Kratzverletzungen enden. Seien Sie beim Tierarztgespräch ganz ehrlich, wenn Sie kein gutes Bauchgefühl bei einer der
genannten Therapiemöglich
keiten verspüren. Die beste Therapie hat keinen Wert, wenn sie daheim nicht zuverlässig angewendet werden kann.

Ihnen wünsche ich im Mai viele schöne Spaziergänge zum Durchatmen an der frischen Luft und verbleibe mit den besten Grüßen bis zu meinem nächsten Artikel „Der Hitzschlag – Unterschätztes Risiko”.
Ihre Dr. Simone Möllenbeck

 

Text: Dr. Simone Möllenbeck