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Kleine Ursache, große Wirkung –Tücken der Bissverletzung

Jun 30, 2023 | Kolumne

In meiner tierärztlichen Laufbahn habe ich schon viele Bissverletzungen gesehen. Meistens sind sie das Resultat von Missverständnissen unter Vierbeinern wie Hund, Katze manchmal aber auch Kaninchen. Das ursprüngliche Trauma ist häufig nur ein kleiner Einbiss in die Haut, wie wir es beispielsweise nach Katzenkämpfen oft beobachten. Das Problem dieser kleinen Läsionen ist das schnelle Zuschwellen der Wunde, so dass eingetretene Keime aus der Maulhöhle des tierischen Rivalen nicht ausgeschwemmt werden können. Innerhalb kürzester Zeit resultieren daraus heftigste Entzündungen des Unterhautgewebes bis zur Abszess-bildung oder sogar Blutvergiftung. Aus diesem Grunde ist jeder Biss ernst zu nehmen.

Sollten Sie also bei Ihrem Gefährten nach einer Rangelei eine Verletzung der Haut beobachten, ist Vorsicht geboten. Eine gründliche Untersuchung des Fells kann Hinweise auf einen Einbiss geben. Oft fällt den Besitzern an der betroffenen Stelle blutiges Sekret auf. Wenn dem so ist, sollte eine Tierarztpraxis konsultiert werden, die sich der Wundtoilette annimmt. In vielen Fällen kann die Therapie ohne Narkose erfolgen. Um sich einen Überblick zu verschaffen, muss das Fell ausreichend geschoren werden. Bei starken Verschmutzungen ist eine Spülung mit entsprechenden Lösungen unerlässlich. Da der tierische Speichel hochgradig pathogene Keime enthält, ist eine Antibiose vonnöten. Nicht zuletzt sollte an die Schmerzhaftigkeit dieser Verletzungen gedacht werden. Daher wird ein Mittel gegen die Schmerzen und die Wundschwellung gegeben. Kleinere
Bissverletzungen, deren Wundränder aneinander stehen, können so belassen werden. Sie heilen spontan ab. Größere Verletzungen müssen genäht oder geklammert werden. Hierzu kann eine lokale Betäubung oder eine Narkose nötig sein. Hat es den Liebling arg erwischt, müssen gegebenenfalls Röntgenaufnahmen angefertigt werden, um die Körperhöhlen und Knochen zu beurteilen. In manchen Fällen sind große Operationen und Klinikaufenthalte nötig, um die Genesung voranzutreiben. Immer ist auf einen Leck- und Kratzschutz zu achten, denn egal wie groß die Verletzung auch ist, der Patient kann sich mit Zunge und Krallen so sehr selbst traumatisieren, dass eine Abheilung nur schwer möglich ist. Nicht nur Tiere sind empfänglich für Traumen dieser Art. Auch Menschen können derweil sehr krank an solchen Verletzungen werden, was ich aus eigener leidvoller Erfahrung bestätigen muss. Das Prozedere in der Humanmedizin ist ähnlich wie in der Veterinärmedizin. Darüber hinaus sollte der Tetanusschutz kontrolliert werden, da aus solchen Vorfällen beim Menschen ein Wundstarrkrampf entstehen kann. Last but not least heilen diese Wunden am schnellsten ab, wenn die lädierte Körperpartie ruhig gehalten wird. Prophylaktisch spricht sich der umsichtige Hundebesitzer mit anderen Spaziergängern, die mit ihren Vierbeinern unterwegs sind, ab, ob ein Freilauf sinnvoll ist. Im Zweifelsfall sind Bello und Struppi einfach anzuleinen. Und wenn es doch passiert, dann sollten Sie lieber nicht mit den Händen in eine Beißerei greifen. Erstens werden
Sie das tierische Problem nicht lösen und zweitens wird Ihr vierbeiniger Freund in Rage Ihre Hand nicht von der Pfote des Rivalen unterscheiden können. An dieser Stelle ist Vorsicht wahrlich besser als Nachsicht. Ihnen wünsche ich trotzdem einen wunderschönen Sommer ohne tierische Zwischenfälle und verbleibe mit den besten Grüßen sowie mit dem Ausblick auf den Augustartikel: „Das Zahntrauma — ein häufig unentdecktes Leiden!“

Ihre Dr. Simone Möllenbeck

Dr. Simone Möllenbeck
Zusatzbezeichnung Zahnheilkunde

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