Im Alter tritt bei älteren Katzen analog zum Menschen Bluthochdruck (Hypertension) gehäuft auf. Dieser Zustand ist gefürchtet, da er nicht nur temporär durch Stress, sondern
auch langfristig durch andere Grunderkrankungen hervorgerufen werden kann. Der dauerhaft erhöhte Gefäßdruck führt nachweislich zu Folgeschäden an verschiedenen Organsystemen. Früh erkannt können diese Risiken aber minimiert werden. Ich möchte Sie im Folgenden über die Symptome der Hypertension und über die Behandlungsoptionen in der Veterinärmedizin informieren.
Schade, dass Mietze uns nicht detailliert erzählen kann, wie es momentan um ihre Gesundheit steht, denn die Hypertension stellt eine stille Gefahr dar und ist schwer zu diagnostizieren. Auch in der Humanmedizin klagen die Patienten über wenig spezifische Symptome wie Schwindel, Ohrensausen, Kopfschmerzen, Müdigkeit, Sehstörungen, Übelkeit und so weiter. Diese Erscheinungen sind so unspezifisch, dass man sie in der Veterinärmedizin kaum greifen kann und auf andere Methoden der Diagnostik zur Erkennung des Bluthochdrucks zurückgreifen muss.
Grundsätzlich unterscheiden wir zwischen zwei Formen der Hypertension. Der sogenannte idiopathische (primäre) Bluthochdruck, bei dem keine offensichtliche Begleiterkrankung ausgemacht werden kann, kommt bei der Katze eher selten vor. Dagegen tritt der durch andere Vorerkrankungen hervorgerufene, sekundäre Bluthochdruck mit über 80 Prozent viel häufiger auf. Vor allem führt die chronische Niereninsuffizienz (CNI) zur Hypertension. Etwas seltener wird die Erhöhung des Blutdrucks durch Schilddrüsenüberfunktion, Diabetes mellitus oder Blutarmut induziert.
Gefürchtet sind die Folgeschäden, die durch die dauerhafte Druckerhöhung im Gefäßsystem entstehen. So führen Blutungen im Auge und Ablösung der Netzhaut zur Erblindung. Die Nieren werden beeinträchtigt, so dass es zum Nierenversagen kommen kann. Der Einfluss auf das Herz-Kreislauf-System führt zur Herzvergrößerung und Rhythmusstörungen, so dass die Patienten lethargisch und kurzatmig werden. Nicht zuletzt sind auch zentralnervöse Störungen, wie Krämpfe, Depression und Gleichgewichtsstörungen zu nennen, die durch Ödeme und Gefäßveränderungen im Gehirn hervorgerufen werden. Was können wir tun, damit unsere geliebte Samtpfote nicht den genannten Symptomen erliegt? An erster Stelle soll der Geriatrie-Check genannt werden. Wird mittels einer Blutuntersuchung ein internistisches Problem wie CNI oder Schilddrüsenüberfunktion diagnostiziert, dann können schnell die Grunderkrankung und auch ihre Begleiterscheinungen therapiert werden. Spätestens bei Katzen ab einem
Alter von 8 bis 10 Jahren sollte eine regelmäßige klinische Untersuchung in der Tierarztpraxis und gegebenenfalls eine Blutuntersuchung durchgeführt werden. Auch die Gesundheit von Tieren, bei denen eine familiäre Neigung zu anderen Organerkrankungen besteht, soll regelmäßig überprüft werden. Zur Bestimmung der Nierenfunktion kann übrigens auch eine Harnuntersuchung sehr wertvoll sein. Ihre Tierarztpraxis wird Sie darüber informieren, wie Sie die Urinprobe am besten daheim gewinnen können.
Prinzipiell ist auch eine Blutdruckmessung am Bein oder am Schwanz mit einer entsprechenden Apparatur in der Tierarztpraxis möglich. Problematisch ist nur, dass viele Stubentiger in der fremden Umgebung so aufgeregt sind, dass sie eine Blutdruckerhöhung fälschlicherweise vortäuschen können. Aus diesem Grunde liefert die Blutdruckmessung bei unseren Vierbeinern noch nicht ganz so sichere Werte wie in der Humanmedizin, aber durch ein entsprechendes Management kann auch in der Tierarztpraxis Stress vermieden werden, so dass die erhobenen Befunde besser beurteilt werden können.
Wird eine Blutdruckerhöhung bei Ihrem Stubentiger diagnostiziert ist eine kardiologische Untersuchung durch eine Tierärztin oder einen Tierarzt mit entsprechender Fachausbildung sinnvoll. Mit Hilfe dieser Ultraschalluntersuchung kann die Herzleistung besonders gut bestimmt und Ihrem Liebling schnell geholfen werden. Sprechen Sie uns gerne an, wenn Sie an dieser Spezialuntersuchung interessiert sind.
Therapeutisch muss an erster Stelle die Behandlung der Grunderkrankung genannt werden. An zweiter Stelle stehen dann, genau wie in der Humanmedizin, Blutdrucksenker in Tablettenform zur Verfügung, die Sie Ihrer Katze ein- oder zweimal täglich verabreichen müssen. Wichtig ist, sich darüber bewusst zu werden, dass es in allen Fällen um eine lebenslange Therapie handelt und regelmäßige Kontrolluntersuchungen nötig sind.
Ihnen und Ihren Lieben wünsche ich in diesem Sinne wenig Stress sowie ganz viel Gelassenheit im September und verbleibe mit dem Ausblick auf meinen Oktoberbeitrag „Schutz vorm Herzwurm“.
Ihre Dr. Simone Möllenbeck
Dr. Simone Möllenbeck
Zusatzbezeichnung Zahnheilkunde
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