Mo.-Fr., 8 – 17 Uhr

PIANO Weinbar – im Herzen von Rhede

Apr 27, 2023 | Kulinarik

ein angehender Szene-Treff zum Sitzen, Schwätzen, Schoppen & Schmackofatzen

Prolog 

Wir hatten die Reise zur PIANO Weinbar im letzten Jahr schon einmal angetreten. Damals hatte wir uns mit Wolfgang Hoeck getroffen, um dieses Advertorial im PAN zu besprechen und einige Impressionen mit der Kamera einzufangen. 

Seit der Zeit hat sich einiges getan in dem Gemäuer, hatte Wolfgang uns telefonisch angekündigt. Ein weiterer Umbau habe für noch mehr Struktur gesorgt. Die Herausforderung, gutes Personal zu finden – insbesondere nach der Pandemie – sei gemeistert. Inzwischen habe sich ein WeinClub etabliert, der einmal im Monat dort zusammenkäme – wir sind gespannt auf ein Wiedersehen. 

Historie 

Die Geschichte des Gebäudes Neustraße 4 reicht zurück bis in das Jahr 1898 – es ist somit eines der ältesten und urigsten Gasthäuser von Rhede. Viele von euch werden es unter dem Namen „Tinto Vino“ kennen. Davor hieß es „Rheese Knolle … und davor Böing-Dücking – was wohl nur noch wenige in Erinnerung haben dürften. 2020 wurde es von Wolfgang Hoeck übernommen und unter dem Namen PIANO Weinbar geführt. Kein glücklicher Zeitpunkt, wie wir alle erfahren mussten. 

Mittwoch, 12.04.2023, 16:30 Uhr 46414 Rhede / Neustraße 4 / Schankraum der PIANO Weinbar 

Wir treffen auf zwei Herren im besten Alter. Wolfgang begrüßen wir mit einem „Frohes neues Jahr!“ … Kirsten nimmt Mauricio in den Arm mit einem fröhlichen „Hello again“. Der Humor-Level stimmt … auf geht’s ins Gespräch:

Wolfgang Hoeck – Weinstuben-Besitzer

Baujahr 1949 / Genuss-Mensch / Zigarren-Raucher / Passion für Sekt / „Jung-
Unternehmer“ im Gastronomie-Bereich … nach der mehr als 40-jährigen Ära als Diplom-Ingenieur und Gründer der Firma TEC-KNIT in Rhede – einem Spezialisten für technische Textilien 

Für kurzentschlossene
Mai-Gängerinnen und -Gänger

Wiedereröffnung
01. Mai 2023 ab 11:00 Uhr und
ab 15:00 bis 19:00 Uhr

Live-Musik Chris Paus &
Matthias Fleige 

Sekt & Zigarre?
Das hat sich für mich zu einem lieb gewonnenen Ritual entwickelt. Jeden Donnerstag besucht mich ein alter Freund. Dann trinken wir einen Sekt und genießen dazu eine gute Zigarre. Apropos Sekt … habt ihr Lust auf ein Glas? 

Der Mann scheint Gedanken lesen zu können. 🙂 Wolfgang lässt den Korken eines 2017er Silvaner Brut von der Domaine Oppenheim sanft knallen. Wir stoßen auf den Moment an … und auf alles, was kommt. Mein Eindruck: Spannender Tropfen, dieser moussierende Silvaner. 

Vom Wirtschafts-Ingenieur zum Kneipier – im zarten Alter von 73 Jahren. Ruhestand scheint nicht unbedingt dein Thema zu sein, oder?
Naja, als die Idee in mir reifte, war ich ja deutlich jünger … da war ich erst 70. 🙂

Die leidige C-Phase hat alles ein wenig verzögert. Das Thema Ruhestand würde zwar meinem Alter gerecht, nicht jedoch meinem Geist. Die Vorliebe für Herausforderungen, etwas zu tun … lässt sich nicht einfach in Rente schicken. 🙂 

Kneipier trifft es im Übrigen nicht ganz …

Wie wäre denn der korrekte Sprachgebrauch?
Wenn mich jemand fragt, sage ich immer „Ich habe eine Weinstube.“ Das Thema ist „Sitzen, Schwätzen, Schoppen“.

Hast du eigentlich eine Bier-Allergie oder wie kam es zu der Ausrichtung auf Wein?
Zu einem guten Bierchen sag ich nicht nein. Mit dem Thema Wein bin ich allerdings aufgewachsen. Meine Mutter stammt aus Rottenburg in Württemberg. Deshalb kannte ich den
Begriff Trollinger eher als Pils. 

Ich habe seinerzeit in Pforzheim studiert… mein Schwager stammt aus dem Rheingau … es gibt eine gewachsene Wein-DNA in unserer Familie. Ich weiß nicht, ob ihr wisst, dass ich bereits vor 35 Jahren ein Weinkontor in Rhede eröffnet hatte – damals im Keller des Alten Amtshauses. Unter dem Namen Hoeck & Zell haben wir dort Weine von der Mosel vertrieben. 

Und nun kehrst du zu den Wurzeln deiner Wein-Passion zurück. Gab es dafür einen Schlüsselmoment? 
Ja, das war im Jahre 2020 – eher durch Zufall. Ich saß hier im Tinto Vino, wie es unter Antje Dombrowe noch hieß. Sie erzählte mir beim Wein, dass sie vorhabe, das Objekt zu verkaufen. Ich wusste nicht mehr, wo ich hingehen sollte. Ein richtiges Weinlokal, wo ich mich wohlfühle, gibt’s in Rhede nicht. 

Was dürfen die Menschen von deinem „richtigen“ Weinlokal fortan erwarten?
Schöne Rieslinge, Silvaner … natürlich auch Lemberger und Trollinger. Vornehmlich von VDP-Weingütern – zu moderaten Preisen ausgeschenkt. 

VDP steht für den Verband deutscher Prädikats-Weingüter – einer Vereinigung von rund 200 Weingütern, die sich für verbindliche Qualitätsstandards einsetzt. 

Weine, die die Wahrscheinlichkeit eines Weinkaters gegen Null tendieren lassen. Es sei denn, man(n) oder Frau haben zu tief ins Glas geschaut.

Ihr habt investiert und umgebaut. Was hat sich geändert?
Im letzten Jahr haben wir den wunderschönen Garten neu gestaltet. Zudem haben wir den Eingang an die rechte Seite des Gebäudes verlegt. Wir kennen alle den Moment, in dem man nach ein paar Gläsern Wein ins Freie tritt – da muss man sich erst einmal sammeln. Das geht an der Seite besser, als auf dem Bürgersteig oder der Straße. 🙂

Der Mann denkt mit. Wir drehen eine Runde durch die Räumlichkeiten.

Wir haben die Toilettenanlagen neugestaltet. Zudem haben wir durch die Verlegung der Küche einen zusätzlichen Raum geschaffen. 

Genau in dem stehen wir jetzt … in diesem „Säälchen“ … was darf hier passieren, wenn die Renovierung abgeschlossen ist?
Wir haben dann Platz für kleine Gruppen bis zu 30 Personen, die diesen Raum separat
buchen können. Hier kann man „unter sich“ sein – ungestört vom Treiben im Schankraum. 

Wieviel Menschen finden im Schankraum Platz … und … kann man auch das ganze Lokal mieten?
Im Schankraum haben wir Platz für ca. 40 Personen. Mit dem „Säälchen“ … wie du es nennst … können bis zu 70 Personen hier eine schöne Zeit verbringen. Wenn man den Wirtsgarten mitdenkt … auch noch dementsprechend mehr. 

Sprechen wir über den Namensgeber deiner Weinstube … das Piano im Schankraum.
Was hat es damit auf sich?
Zum einen dient es als Untermalung an bestimmten Abenden, wo wir Live-Musik auf dem Programm haben. Zum anderen symbolisiert es unsere Philosophie, sprich die Dinge piano angehen zu lassen. Entschleunigung, Gemütlichkeit, losgelöst von der Hetze des Alltags. Wir wollen, dass die Menschen sich bei uns wohlfühlen.

Auch deren Gaumen und Mägen? Was wird es bei euch zu Futtern geben? 
Da fragt ihr am besten meinen
„Traummann“ Mauricio. 
Bevor ihr liebe Leserinnen und Leser auf eine falsche Fährte gelockt werdet. Wolfgang

 

ist seit 45 Jahren mit seiner Frau Sabina verheiratet. Beim Nachhaken zum Ausspruch „Traummann“ erfahren wir, dass Wolfgang und Mauricio sich schon seit fast 40 Jahren kennen – damals aus dem „Bistro“ in Bocholt – wo Mauricio den Kochlöffel geschwungen hat. Dieses zugezogene Ur-Gestein der Bocholter Gastro-Szene, hat sich von Wolfgang nach 15-jähriger Herd-Abstinenz für das Abenteuer Gastronomie revitalisieren lassen. Während Kirsten ihren alten Bacco-Kollegen ins rechte Licht ihrer Kamera bugsiert, bereite ich mich auf das Interview mit einem Menschen vor, dessen Gesicht für mich zum Bocholter Stadtbild gehört. Meine Infos zu Mauricio beruhen in erster Linie auf Kirstens Erzählungen.
Demnach war das Bacco ihre erste Kellnerin-Station in der Jugend. Und wenn sich damals ein Korken gegen sie und ihren Korkenzieher sperrte, war der Mann, der das „Weltbeste Himbeer-Dressing“ der Welt zaubern konnte, hilfreich an ihrer Seite. Nebenan höre ich die Geräusche vom Auslöser der Fuji und Kirstens „Hello again“ als Motivations-Ruf für den posenden Mauricio. Mit dem von Wolfgang nachgeschenktem Silvaner stoßen wir auf die nächste Interview-Session an. 

Mauricio Rodriguez – Das Urgestein mit chilenischen Wurzeln

Baujahr 1959 / zehn Jahre jünger als der Weinstuben-Besitzer / in Chile geboren – in Bocholt hängengeblieben – auf der Durchreise nach Spanien  / Familienmensch / Ehemann von Ellen / Vater der „weinbekloppten“ Rebecca – einer Immobilienkauffrau, die nach Feierabend gerne beim „Riesling-Concept“ auf dem Düsseldorfer Carlsplatz einen vergorenen Traubensaft als „Absacker“ genießt … und der Philosophiestudierenden Pia, die sich dem Thema „im Wein liegt die Wahrheit“ von der eher durchgeistigten Seite nähern könnte / Ebenfalls WineFreak … gerne für Tropfen aus seinem Heimatland Chile, insbesondere Chardonnay und als Rotwein gerne einen Carménère – eine Rebsorte, wie wir alle wissen, die irgendwann durch die Reblaus vom Aussterben bedroht war und in Chile überlebt hat / an Topf und Pfanne ein leidenschaftlicher Autodidakt …

Mauricio, in der Gastro-Szene gilt die Weisheit, dass man es mit 50 Jahren geschafft haben sollte, von Töpfen und Pfannen wegzukommen. Jetzt kehrst du im smarten Alter von 63 Jahren dahin zurück. Wie konnte das passieren? 
Weil Wolfgang mich so lieb angelächelt hat. Jetzt im Ernst. Den Grundsatz kenne ich und habe ihn auch beherzigt. Ich hatte mittlerweile eine 15-jährige gastronomische Pause eingelegt. Vor einiger Zeit habe ich meinen alten Bekannten Wolfgang getroffen. Er hat mich gefragt, ob ich nicht jemanden wüsste, der die Küche in der PIANO Weinbar kapern könnte. Abends erzählte ich meiner Frau davon. Sie war es, die mich ermutigt hat, diese Herausforderung anzunehmen. Die Weinorientierung und meine Begeisterung für diese Location schienen ihre grundsätzlichen Bedenken gegen mein gastronomisches Engagement in den Hintergrund zu stellen. 

Wie kam es eigentlich dazu, dass du in Bocholt kleben geblieben bist? 
Ich war wirklich auf der Durchreise nach Spanien, als ich hier Station gemacht habe. Es war 1984, zur Zeit des Karnevals. Während dieser Tage habe ich Bocholt kennen- und die Menschen hier lieben gelernt. 

Deine wichtigsten kulinarischen Stationen hier?
Dazu zählen sicherlich meine Zeiten im „Bacco“ bei Stefano Onori und das „Bistro“ – ein toller Laden, in dem ich unter Jürgen Bungert anheuerte. 

Zurück zum hier und jetzt. Was wirst du hier künftig auftischen?
Kleine Schweinerein, wie Vitello Tonnato, Ceviche, Antipasti, Salat und den natürlich auch mit meinem Himbeerdressing. Aber auch Gerichte, die Wolfgang wichtig sind wie Spundekäs, Schinkenteller, Käseplatte … einfache Geschichten, die den Weingenuss unterfüttern. 

Wolfgang ergänzt, dass ihm der regionale Bezug wichtig ist und auch hier der Grundsatz der „moderaten Preise“. Gerichte um die 10 Euro, von denen man nicht auf
einen Schlag satt wird … wo man Lust hat, zum zweiten Wein eine weitere „kleine
Schweinerei“ zu bestellen. 

Mauricio, was ist dein absolutes Leibgericht? 
Neben chilenischen Spezialitäten wie Empanadas stehe ich total auf westfälischen Knockepott und rheinisches Himmel un Äd.

Wie ist es bei dir Wolfgang? 
Auf Platz 1 steht ein schwäbischer Sauerbraten mit handgeschabten Spätzle, gefolgt von einem Schmorgericht wie Boeuf Bourguignon.

Wir sind an einem Punkt, wo das Interview kulinarisch eskaliert!  Als Freak für Schmorgerichte, wird mir angeboten an einem Abend die Küche zu kapern, um mein halbwegs berühmtes Coq au vin zu brutscheln. Wolfgang fordert Mauricio und mich zu einem Zwiebelkuchen-Contest heraus. Jozo habe sich angeboten, ein Spanferkel zuzubereiten. Mauricio bereichert meinen bisherigen Food-Horizont um eine Wild-Paella. Dieses Kleinod könnte sich zu einem Szene-Treff von Best-Ager-Schmackofatzern entwickeln, die hier ihre Geschichten bei Wine & Food teilen. Mit den Fantasien um eine legendäre, rollbare Berkel-Aufschnittmaschine, eine kleine Whisky- und Raucher-Lounge in den oberen Gefilden, schütteln wir uns die Hände zum Abschied. 

Wolfgang kannte ich bereits. Mit Mauricio scheine ich einen kulinarischen Bruder im Geiste gefunden zu haben … und … einen sehr sympathischen StoryTeller. Was heißt eigentlich „Protebühl“ auf Chilenisch 🙂 – ich meine das im positivsten Sinne.

Mit Mauricio scheint der Wolfgang die Idealbesetzung für seine gemütliche Weinstube gefunden zu haben.

Wir freuen uns darauf, ab dem 01. Mai 2023 hier einkehren zu können. 

Interview: Roland Buß // Fotos: Kirsten Buß

 

Neustraße 4
46414 Rhede
Tel: 02872 / 980641
info@piano-weinbar.de
Facebook: www.piano-weinbar.de
Facebook: @piano weinbar

Öffnungszeiten:

Mittwoch bis Samstag – 
von 16:00 bis 23:00 Uhr