Text: Kirsten & Roland Buß
Fünfundzwanzig Jahre PAN!
Wir können es selbst gar nicht glauben, aber es ist tatsächlich so! Nun gilt es, auf 297 Ausgaben zurückzuschauen. Denn bis auf drei Ausgaben, die aufgrund der leidigen Pandemie nicht erschienen sind, sind monatlich die Druckmaschinen angeschmissen worden und unser Magazin ist in Bocholt und dem Umkreis verteilt worden.
Alles begann im Sommer 99, als der allererste PAN das Licht der Welt erblickte. Die Geburtsstunde, die sich fortan monatlich wiederholen sollte … hat geklappt! – Wahnsinn, wer hätte das gedacht?
Diese wahnsinnige Idee stammte von Ramon Volmering – dem kreativ-chaotisch-liebenswerten Kopf, dessen Interview ihr hier lesen könnt. Von ihm haben wir seinerzeit den PAN übernommen. Unser Wiedersehen nach vielen Jahren, in denen wir uns aus den Augen verloren hatten, war ein Zusammenspiel von Humor, Melancholie, Respekt und Vertrauen. Beim gemeinsamen Auffrischen der Erinnerungen riefen wir spontan einen damaligen
PAN-Gefährten an – Richie Benning. Sein den Groschen fallen lassender Ausspruch: „Kirsten, ich bin mit Ramon zusammen auch ein Mann der ersten Stunde. Ich habe den ersten PAN damals selbst in Moers gedruckt!“ Wir beschlossen, diesen Teil der Story sowie andere Sideline-Geschichten bei einem Glas Wein zu vertiefen.
Mit besagtem Richie wechselte der PAN unter das Dach der damaligen Druckerei Enk, dessen Inhaber mein damaliger Mann Franz-Hermann Enk war. Aus dem Drucken des PAN erwuchs letztendlich die Übernahme des Magazins – wie ihr in dem Interview mit Ramon lesen konntet.
Es fällt mir nicht leicht, für dieses Kapitel die richtigen Worte zu finden. Der PAN birgt eine Menge Geschichten in sich – beruflich wie privat – schöne wie weniger schöne.
Im Editorial habe ich vielen Menschen gedankt. An dieser Stelle ist es mir wichtig, meinem damaligen Mann Franz-Hermann DANKE zu sagen. Das Kapitel unserer Trennung im Jahre 2011 ist und bleibt privat. Was ihr aber wissen solltet, ist: Ohne FH, wie ihn viele nennen, hätte es den Enk Verlag als neues Zuhause
des PAN nicht gegeben und letztendlich nicht die Möglichkeit, ihn heute noch lesen zu können.
Seit nunmehr 20 Jahren gelte ich für viele als das „Gesicht des PAN“ – aber … der PAN hat viele Menschen/Gefährten, die ihn zu dem gemacht haben, was er heute ist. Mit der Dezemberausgabe im Jahre 2004 übernahm ich als neue Chefredakteurin die Verantwortung für den PAN – auf dessen Cover das Restaurant „us de la meng“ in Rhede. Dessen „Gesicht“ und Ideentreiber: Mein heutiger Mann Roland – den ich bis dato nicht gekannt hatte.
Aus seiner Passion für südafrikanische Weine hat sich im Jahre 2008 eine Story-Kooperation zwischen dem PAN und dem My Wyn in Bocholt ergeben. Roland hat regelmäßig Wein-Kolumnen für den PAN geschrieben. Dieses Kapitel zwischen den Jahren 2008 bis 2011 birgt für mich Romantik, Schmerz, Trennung und Neuanfang. In der Gesamtbetrachtung verkörpert der PAN für mich viele Facetten, die das Leben ausmachen – und einen großen Teil meiner eigenen Lebensgeschichte – wo es mir schwerfällt, an Zufälle zu glauben.
Zurück zur Arbeit: Das damalige Anzeigengeschäft lief, ich besuchte meine Kunden, hatte die Veranstaltungen im Blick und schrieb den ein oder anderen Artikel. Der PAN wurde auf glänzendem Bilderdruckpapier gedruckt, hatte eine schnöde Rückendrahtheftung und schwankte zwischen 32 und 48 Seiten. Den ersten Hub zum „richtigen“ Magazin hat er sicherlich durch unsere Entscheidung für die Umstellung auf eine Klebebindung erfahren. Die löste die semi-professionelle Heftung mittels Klammern im Rücken ab.
Dieser Schritt im Jahre 2007, auch wenn er noch so lapidar klingen mag, hat mich damals enorm motiviert. Zudem wurde die Wertigkeit durch diese Produktionsveränderung am Markt total wahrgenommen und Leser wie auch Kunden fanden das genauso klasse.
Das führte dazu, dass immer mehr Kunden den PAN bereicherten, da sie sich in diesem haptischen Erlebnis mit ihren Produkten gut präsentiert fühlten. Der Kundenstamm, der sich zu dieser Zeit vorwiegend aus dem Einzelhandel rekrutierte, wuchs langsam, aber stetig.
An dieser Stelle einen lieben Dank an Mechtild Hoffs und Ludger Dieckhues, die mir von Anfang an vertraut haben, mir in ihrer Funktion die ein oder andere Tür geöffnet haben und bis heute zum Kundenstamm des PAN gehören.
Überhaupt ist es eine wunderschöne Erfahrung, zahlreiche Partner und Kunden als „Wiederholungstäter“ über diese ganzen Jahre im PAN immer wieder begrüßen zu dürfen! Danke, an euch ALLE!
Über eine lange Zeit durfte sich der PAN eines bisweilen beschaulichen Lebens erfreuen, angesichts seiner Magazin-Monopol-Stellung in der regionalen Medienlandschaft. Das änderte sich mit dem ein oder anderen Print-Produkt von Konkurrenten/Marktbegleitern/Mitbewunderern – welchen Begriff man auch immer wählen möchte – die mit uns im gleichen Teich fischten.
So anstrengend diese Zeit auch war, letztendlich war auch dieses Messen mit den Konkurrenz-Produkten ursächlich für die Entwicklung der souveränen Haltung, mit der wir heute unterwegs sind – wieder als einziges Magazin … in der Region.
Parallel dazu spürten auch wir (mittelbar) die Auswirkungen von Corona, beim Onlinegeschäft, mit denen unsere Partner im regionalen Einzelhandel zu kämpfen hatten und teilweise noch haben. Und so nahmen wir das in den Fokus, was wir mit unserem Business-Magazin PLATZHIRSCH im Jahre 2018
begonnen hatten – wir nahmen Unternehmen ins Visier, deren Geschichten und die Menschen dahinter.
Ein kleines PS an dieser Stelle zur Erklärung: Den Platzhirsch haben wir mit Ausbruch des besagten Virus „schlafen gelegt“ – um den PAN als Mutter all unserer Magazine zu stabilisieren und auf Kurs zu halten.
Es war sehr motivierend zu erfahren, dass unser Vorhaben, die damit verbundenen Interviews, die Fotostrecken und diese neue, unkonventionelle Art der Unternehmensdarstellungen so gut ankam. Der Mensch im Fokus, die Geschichte hinter den Geschichten authentisch dargestellt. Menschelnd und
unplugged, wie wir es gern bezeichnen. Wir mögen es, immer wieder neue Leute kennenzulernen. Aber auch, Personen, die uns schon lange begleiten, plötzlich in ihrem beruflichen Kontext zu erleben und darstellen zu dürfen. Das bringt wirklich Freude, oftmals einhergehend mit einer großen Portion Vertrauen, die uns entgegengebracht wird, das Lesenswerte zu schreiben und über das Anvertraute zu schweigen.
Wir werden nicht müde, hinter die Kulissen zu schauen, um unsere Einblicke mit euch zu teilen. In dem wachsenden Bewusstsein, wie viele weltweit agierende Firmen, wie viele Hidden Champions, wie viele innovative kleine und mittelständische Unternehmen sich in unserer Region entwickelt haben, fühlen wir uns von Ausgabe zu Ausgabe immer ein wenig stolzer, hier leben und arbeiten zu dürfen.
Gleichzeitig orientieren wir uns an den Storys, die an uns herangetragen werden. Wie im Editorial angedeutet… unserer Radius zieht größere Kreise, als es 1999 noch der Fall war.
Der Magazinmarkt hat sich in den letzten Jahren gravierend verändert. Weg vom bisweilen uniformierten Anzeigengeschäft, hin zu echten, authentischen Storys und Bilderwelten. Diese zu spürende Sehnsucht hat uns durch die bizarre C-Phase getragen. Sie hat uns auch die Sorge genommen, die mit einigen Auswüchsen der Digitalisierung einhergeht.
Mit der Gestaltung des PAN-Covers haben wir die künstliche Intelligenz mit folgendem Prompt gefüttert:
Bitte erstelle ein Titelbild für ein Indie-Magazin im Hochformat. Das Magazin heißt PAN – benannt nach dem Gott der griechischen Mythologie. Pan ist ein Mischwesen mit dem Oberkörper eines Menschen und dem Unterkörper eines Widders. Er ist der Gott des Waldes und der Natur. In seinen Händen hält er eine siebenpfeifige Flöte, die Panflöte. Pan hat Freude an Musik, Tanz und Fröhlichkeit. Und so zog er von Fest zu Fest, um bei Wein die neuesten Neuigkeiten mit den Menschen zu teilen. Diese Figur kannst du mit weichen, leicht lächelnden Gesichtszügen darstellen. Er sollte Vertrauen erwecken und sehr sympathisch wirken. Seine Umgebung sollte aus verschiedenen, satten Grüntönen, eventuell verschiedenen Moos- und Farnarten bestehen. Details in diesem Bild, wie die Panflöte, solltest du mit leichten Goldeffekten hervorheben.
Die „intelligente Kollegin“ (IK versus KI) hat uns mit einigen Entwürfen versorgt, bei denen nicht alles Gold war, was glänzte – nicht nur Flöten-technisch gesehen. Dieses Cover ist eine kleine Hommage an Ramon Volmering, der unter den damaligen Möglichkeiten das Beste für den PAN herausgeholt hat – ähnlich wie wir. Zugleich ein großes Versprechen an euch liebe Leserinnen und Leser, dass wir intelligente Kolleginnen (KIs) nur dort einsetzen, wo es nicht
anders geht. Ich hätte den Namenspatron gerne mit meiner Fuji fürs Cover abgelichtet. Von der Existenz des mythischen PAN bin ich bisweilen überzeugt, ähnlich wie Reinhold Messner vom Yeti. Beide Sinnbilder werden wir wohl niemals realistisch einfangen können.
Ich hatte in dem Entwurf dieser Ausgabe auch Worte des Dankes an Roland gerichtet, insbesondere für seinen Respekt gegenüber diesem Magazin und sein unermüdliches Engagement, dieses auf Kurs zu halten und mit mir und dem Team gemeinsam weiterzuentwickeln.
Wie so oft lassen wir uns das Geschriebene gegenseitig lesen. Den Großteil der ihn lobenden Zeilen hat er rausgestrichen, an anderer Stelle Passagen hinzugefügt. Und so ist dieser Story-Part das, was den gesamten PAN ausmacht. Das authentische
Zusammenspiel von unterschiedlichen Charakteren, Kompetenzen und Talenten … in das wir euch noch ein Stück weit mitnehmen.
Wir fühlen uns Labrador-Retriever-wohl (um unsere Verlags-Fellnase Paula nicht zu vergessen) mit dem, was wir tun, und mit den Möglichkeiten, wie wir es tun dürfen. Hier, im heutigen MÜ12 Verlag an der Münsterstraße 12 in Bocholt, wo der PAN seit 2012 seine Heimat hat – ein wunderschönes Refugium, um kreativ zu sein. Wo wir „Magtimes“ ins Leben gerufen haben, um uns weiterzuentwickeln. Wir sind losgezogen und haben alles, was der Markt hergibt, an Magazinen gekauft. Vom Playboy bis zur Brigitte, vom Fachmagazin zum Boulevardblatt, vom Architekturmagazin zur Handarbeitszeitschrift. Wirklich alles! Ausgebreitet, nebeneinandergelegt. Schriften-, Grafik-, Fotoinspirationen und Themen aufgesaugt … und die unterschiedlichen Haptiken unter die Lupe genommen. Im Laufe der Jahre beschlossen wir, dass der PAN sich anders anfühlen sollte. Wir brauchten ein anderes Papier! Frech gesagt, Hochglanzporno war out, Öko- und Recycling war in. FSC-geprüft musste es sein und somit stand der Nachhaltigkeitsfaktor ganz vorne mit an. Matt sollte er sein – der PAN, aber trotzdem ein brillantes Druckbild haben. Nicht zu dünn aber auch nicht zu schwer, war unser Wunsch.
Im Jahre 2012 ist der PAN in die Druckmaschinen zu unserem heutigen Printpartner D&L gewandert. Einer meiner liebsten und wichtigsten
PAN-Geggefährten, Sascha Goldkuhle, war von der Papierchange-Idee auch direkt begeistert. „Kirsten, ich habe da was! Ein Volumenpapier ist das, was ihr braucht! Ein tolles Papier, welches in die Zeit und perfekt zu dem Produkt PAN passt.“
Schriften? Was ist mit den Schriften? Pierre Martin, unser damaliger Grafiker, langjähriger und geschätzter Kollege, legte los … Schnell war klar, wie das Schriftbild auszusehen hatte, welche Schriften wir miteinander kombinierten, und diese sind bis heute die Basis- und Hausschriften des PAN. Danke, Pierre, dass du so lange an meiner bzw. unserer Seite warst. Ich freue mich auf ein baldiges Wiedersehen und einen dazugehörigen Gin Tonic.
Vor zwei Jahren fiel die Entscheidung für ein neues Logodesign des PAN-Schriftzuges. Es war an der Zeit, „das Ding“ wortwörtlich zu verschlanken. Wieder einmal stand eine „Magtime“ an, in der wir unseren Fokus auf Covergestaltung in Verbindung mit der neuen Logoidee legten. Zudem stellte man uns immer wieder die Frage, ob es „der PAN“ oder „die PAN“ oder, oder, oder heißt. Am Ende stand fest: DER PAN – DAS INDIEMAGAZIN für die Region – toll umgesetzt durch Johanna, unsere aktuelle Grafikerin – die schon ihre Ausbildung bei uns gemacht hat.
Wir haben in den letzten Jahren die Indiecon in Hamburg besucht – das Independent Publishing Festival, um genauer zu sein. Eine internationale Fachmesse für Magazine. Inspiration pur, wo sich Magazinpeople und Storyteller aus der ganzen Welt treffen, um sich in der coolen Atmosphäre der Factory Hammerbrooklyn, am Hamburger Oberhafen, austauschen und gegenseitig befruchten. In dieser Szene der Independent-Magazine haben wir
viele Parallelen zu unserem PAN festgestellt. Googelt man den Begriff „Independent-Magazin“, so verkörpert das eine Zeitschrift, hinter der die Magazin-Macher einen Ausdruck für ihre ganz speziellen Interessen und Herangehensweisen haben. Ein Indiemag oder Indiemagazin ist eine unabhängige Zeitschrift, die vorwiegend gedruckt, aber zum Teil auch online erscheint. Indiemags feiern das Medium Print – mit einer Gestaltung, die sich nicht um Regeln schert und Freiheit zelebriert. Indiemags sind unabhängige Magazine mit Ideen jenseits des Mainstreams – mit Wortschöpfungen und Layouts, die alles andere als unterwürfig sind – eher aufmüpfig. Ja, was soll ich sagen? Wir finden uns in verdammt vielen Punkten wieder und fühlen uns damit absolut wohl.
Der PAN ist immer mit der Zeit gewandelt – mit einer positiven Grundhaltung, die schwer zu erschüttern ist. Was für wenige der Blick durch eine „rosarote Brille“ darstellt, ist für uns Teil unserer DNA. Ein notwendiges Kontergewicht in Zeiten, wo Bad News uns überfluten und den Blick auf das Schöne an sich
verwässern. Romantische Denke versus Klickraten …
Wir sind nahezu unparteilich – wir mögen Menschen – scheuen nicht das offene Wort, wenn es uns angebracht erscheint.
Oftmals mit einer großen Portion Humor unterwegs, jenseits von homöopathischen Prisen – bisweilen mit herzhaften Lachsalven in eher nüchtern anmutenden Interview-Situationen – dann, wenn es so richtig menschelt.
Wie im Editorial geschrieben, werden wir die kommende August-Ausgabe in den „Summer of ’24“ … in unser Sommerjubiläum einbinden. Darin findet ihr: Eine
PAN-Kitchen, wozu uns in dieser Ausgabe der Platz fehlte | Den Rückblick auf die 125-Jahr-Feier von Flender | Den Brückenschlag zwischen Menschen und Unternehmen in der Region zum Buch „Rebel Minds“ | Weitere Testimonials | Unsere Workation „7Days“ – vom Besuch der Red Dot Gala in Essen über eine Begegnung mit den Affen im Allwetterzoo in Münster, eine Schreibzeit im Elbecamp – bis zu einer Backstage-Führung im Montblanc Haus in Hamburg
Es bleibt spannend.
Cheers, salute, cin cin, salud,
şerefe, nastrovye, santé, proost und prosit!
Eure Kirsten