Die Aufzucht von Welpen in der kalten Jahreszeit
Die Planung ist beim Welpenkauf ein Muss. Daher machen sich auch viele Neubesitzer von Hundewelpen gerechtfertigte Gedanken, welche Jahreszeit wohl ideal zur Aufzucht ist. Die meisten Züchter forcieren bei der Zuchtplanung einen Sommerwurf. Die Vorteile scheinen zu überwiegen. Im Sommer sollen die Welpen schneller stubenrein werden, sie können im Garten herumtollen, man muss sie nicht ständig warm halten und auch das Autofahrtraining ohne Glatteis ist viel bequemer. Dennoch habe ich mich wiederholt bewusst für einen noch im Winter geborenen Welpen entschieden, und spätestens am Ende dieses Artikels werden auch Sie die Vorzüge eines Winterwelpen schätzen können.
Subjektiv gesehen haben wir im Winter mehr Zeit. Wir können uns auf ein monatelanges gemütliches Zusammensein mit unserem Neuankömmling freuen. Da der junge Hund noch nicht unbegrenzt in die Kälte entlassen werden darf, werden Trainingseinheiten mit Denk- und Suchspielen in der Wohnung abgehalten. Das fördert die Mensch-Hund-Beziehung enorm. Ein unbeaufsichtigtes Spiel des Welpen in Ihrem Garten, wie es im Sommer von vielen Besitzern praktiziert wird, ist aus verhaltenstherapeutischer Sicht eher nicht erwünscht, da es die Bindung des Hundes zu seinem Besitzer schwächen kann. Zwischendurch sind ausgiebige Ruhezeiten einzuhalten. Das Wichtigste, was Ihr Hund lernen muss, ist Ruhe und Gelassen-heit. Auf interessante Spielideen kommen die Vierbeiner von selbst. Damit auch bei sehr agilen Tieren Ihre Wohnungseinrichtung nicht leidet, muss gegebenenfalls umdekoriert werden. Das früher praktizierte Boxentraining ist laut Tierschutzgesetz nur noch zum Transport oder aus gesundheitlichen Gründen erlaubt.
Viele Besitzer von Sommerwelpen lassen ihren Urlaub sausen oder müssen den Welpen in der Urlaubszeit in fremde Hände geben. Wenn der Hund dann ein belastbares Jungtier ist, steht plötzlich die kalte Jahreszeit vor der Tür. Ein Winterwelpe hingegen ist im darauf folgenden Sommer ein stubenreiner Junghund mit Autofahrerfahrung, der ohne Weiteres lange Spaziergänge tätigen kann. Während seiner
ersten Lebensmonate sollten die Laufzeiten ohnehin begrenzt sein. Und zum Wetter ist zu sagen: Es gibt kein schlechtes Wetter, es gibt nur falsche Kleidung! In den langen Winternächten steht man natürlich nicht so gern im Pyjama am Straßenrand und wartet aufs Häufchen. Aber ein dicker Wintermantel übers Nachtgewand und gefütterte Stiefel an den nackten Füßen lassen gestresste Welpenbesitzer schon fast normal aussehen.
Der Einsatz einer Zimmertoilette oder das Auslegen von Zeitungen an der Haustür wird kontrovers diskutiert. Gegner behaupten, dass so mancher Hund mehr Stress bekommt, wenn er sich schließlich doch unter freiem Himmel lösen muss oder gar nicht mehr richtig stubenrein wird. Nach wie vor hat es sich bei der Reinlichkeitserziehung bewährt, den Welpen gerade nach den Fress- und Ruhezeiten gut zu beobachten und gleich hinauszutragen, wenn er sich ein Löseplätzchen sucht. Der Aufenthalt an der frischen Luft sollte der Wetterlage angepasst werden. Bei Wind und Kälte kühlen die Kleinen besonders schnell aus, daher müssen Zwergrassen und Tiere ohne Unterwolle eventuell sogar mit einem Mäntelchen bekleidet werden. Von großem Wert ist auch ein Leuchthalsband, damit Sie Ihren Vierbeiner sehen und er von anderen Verkehrsteilnehmern gesehen wird.
Die Pfoten werden vor Eis und Streusalz am besten mit einer Pfotensalbe geschützt, um die Haut zu schützen und Eisklumpenbildung zwischen den Ballen zu vermeiden. Zu Hause angekommen werden die Füße sogleich mit lauwarmem Wasser abgespült und wie der Welpe trocken gerieben. So wird von klein auf das Handling trainiert, sodass sich Ihr Hund auch in Zukunft überall anfassen lässt.
Natürlich werden auch im Winter Welpenkurse in den Hundeschulen angeboten. Ich rate Ihnen, diese auch zur gegebenen Zeit zu besuchen. Die wertvollen Wochen der intensiven Prägung sind leider so schnell vorbei, dass Sie jeden Tag intensiv nutzen sollten. Zum Schutz der Gesundheit vor Kälte gibt es auch auf dem Hundeplatz viele Möglichkeiten. Ein Handtuch sollte immer bereitliegen. Und mittlerweile sind sogar Wärmematten fürs Auto erhältlich. Besondere Vorsicht beim Freilauf ist auf Eisflächen geboten. Auch Hunde können sich beim Ausrutschen verletzen oder gar auf dünnem Eis einbrechen.
In diesem Sinne wünsche ich Ihnen zum Jahresanfang viele schöne Stunden mit Ihrem Hund an der frischen Luft und
vielleicht auch im Schnee und verbleibe mit der Aussicht auf meinen nächsten Artikel im Februar „Katz und Hund – na und?“.
Ihre Dr. Simone Möllenbeck