Mo.-Fr., 8 – 17 Uhr

Zu Gast bei der Nesmuk-Manufaktur in Solingen  

Aug 28, 2023 | Kulinarik

Fotos: Kirsten Buss // Interview: Roland Buß

… wo Messer geschmiedet werden, die so einzigartig sind wie ein Fingerabdruck

Ein Wiedersehen mit Frank Mielke-Bollmann — in extrem scharfen Umfeld

Anfang August hatte ich unserem Freund Frank Mielke-Bollmann via WhatsApp zu seinem neuen Job bei Nesmuk gratuliert: 

„Hey Frank, ich weiß nicht, ob du es wusstest … aber am 24.08. ist traditionell der Internationale Tag des (Koch-)Messers. Vielleicht ein passendes Datum, um Gläser & Klingen zu kreuzen?“

Unsere Freundschaft feierte im Mai dieses Jahres ihr 10-jähriges. Kennengelernt haben wir uns seinerzeit bei Koch-Sessions auf dem Ponton vom Café Sahne, welcher damals noch unter der Flagge von Dirk Bungert die Aa zierte. Seitdem ist viel Wasser durch die Aa geflossen und Franks Vita um einige kulinarische Stationen reicher geworden. 

Werfen wir einen Blick auf seine Vita: 

Ausbildung im Parkhotel Wasserburg Anholt | Chef de Partie bei Karlheinz Hauser in Hamburg — zwei Michelin-Sterne | Chef de Cuisine im Restaurant Schote von Nelson Müller — ein Michelin Stern | Co-Founder des Koch Campus | Brand- & Salesmanager bei Jordan Olivenöl | Project- & Salesmanager bei Nesmuk

Kurzum: Frank hat eine Passion für Food, Wine und schöne Dinge. Details findet ihr auf seinem LinkedIn-Profil.

Donnerstag, 17. August 2023, 12.30 Uhr, auf dem Weg zur Nesmuk-Manufaktur nach Solingen 

Die Freude auf unser Wiedersehen … unsere Neugierde auf Franks neues Umfeld, Messer und die Story von Nesmuk, das alles gebot keinen Aufschub mehr.
Gegen 12.30 Uhr rauschten wir vom Hof des Verlages. 103 Kilometer und 1:19 h Fahrzeit prophezeite unser Navi. 

Zwei Cappuccino-Becher stehen in den Getränkehaltern unseres Velar parat, während ich die bereitgestellte Podcastfolge DGP #14 starte. Nik und Irmin vom „gastrosophischen Podcast“ sprechen mit Stephan Borchert, dem Geschäftsführer von Nesmuk, über Stahl, Klingen und Qualität. Die Folge ist vom 13. Dezember 2022 — also relativ aktuell. Unser Prädikat: absolut hörenswert! (siehe Tool Box)

Das Interview schürt unsere Vorfreude auf ein persönliches Kennenlernen des Messer-Passionisten Stephan Borchert und des „Drei-Sterne-Kochs am Amboss“
— Damastschmied Markus Pattschull (laut Frank).

14.00 Uhr | Nesmuk-Manufaktur | Burgstraße 101 | 42655 Solingen

Unser erster Eindruck, nachdem wir die schmale Zufahrt entdeckt und passiert hatten: ein ziemlich unerwartetes Understatement in einem Hinterhof im Epizentrum deutscher Messerschmiede-Kunst — der Klingenstadt Solingen.

Eine herzliche Begrüßung mit Frank, der uns in den „Genussloft“ von Nesmuk führt. Kirsten bringt ihre Nikon in den Anschlag, während ich mich interviewbereit mache.
Doch zunächst werde ich an eine der Vitrinen mit Nesmuk-Exponaten gerufen, wo Kirsten gerade „Das Grundgesetz auf Messers Schneide“ mit der Kamera einfängt. Mit einem Griff aus Rosenholz, weil Konrad Adenauer ein Rosenliebhaber war — wie Frank zu berichten weiß. 

Frank, ein tolles Umfeld. Seit wann bewegst du dich in diesem?
Seit dem 01. August 2023. 

Wie kam es nach sechs Jahren als „Gesicht“ der Marke Jordan Olivenöl dazu?
Die Faszination für die Nesmuk-Messer hat sich auf meinen kulinarischen Stationen bei mir ausgeprägt. Mit Bastian Jordan und seinem Olivenöl, welches auf Lesbos
produziert wird, habe ich hier im Genussloft einige Workshops durchgeführt. Dabei habe ich Stephan Borchert kennengelernt. Was mich an ihm fasziniert, ist seine Passion, sein Drive zur Präzision — und seine Vision, etwas weltweit Einmaliges zu schaffen. 

Als er mir vor einiger Zeit ein Janus-Kochmesser schenkte, war es um mich geschehen …

Headhunting via Produkt (;-) … 

Das könnte man so auffassen — aber für mich war es eine Geste der Wertschätzung, kein Abwerben. Anfang dieses Jahres habe ich Stephan eine Initiativbewerbung geschrieben. Danach haben wir einige Gespräche geführt, mit dem Ergebnis, dass eine Stelle für mich geschaffen wurde, die es vorher im Nesmuk-Team nicht gegeben hatte. 

Wie sieht Bastian Jordan das? 

Bastian, mit dem sich über meine sechs Jahre dort eine echte Freundschaft entwickelt hat, war einer meiner ersten Gratulanten auf LinkedIn. Wir fliegen
demnächst wieder gemeinsam nach Lesbos in den Urlaub.

Ich finde den Eintrag auf LinkedIn — dort steht zu lesen: „Glückwunsch und lass uns das Qualitätshandwerk weiter nach vorne bringen.“ RESPEKT für diese Haltung. 

Vom Gesicht von Jordan zum Gesicht von Nesmuk — was ist dir wichtig? Was sollten unsere Leserinnen und Leser wissen?
Dass sie mich jederzeit persönlich ansprechen oder sonstwie kontaktieren können — sei es als Privatkunde, als Koch, Gastronom oder  Händler. 

Bislang muss die Bocholterin oder der Bocholter noch ca. 25 Kilometer zu den nächsten Nesmuk-Händlern fahren. Wir wären empfänglich für einen Nesmuk-Spot in Bocholt, wenn es von den Produkten her passt und die Chemie stimmt. 

Zurück zu den Privatkunden. Es sind noch ca. vier Monate bis Weihnachten — einem passenden Zeitpunkt, sich etwas Gutes zu gönnen …

… was aber auch an den übrigen 362 Tagen des Jahres der Fall sein darf, oder? 
Natürlich. 

Nicht dass ich den Heimweg ohne NESMUK-Messer antreten muss — denke ich, während ich das Kochmesser aus der Serie Janus in der Hand wiege, das Frank „zufällig“ vor meiner Schreibmappe abgelegt hatte (;-). Es liegt angenehm leicht in meiner Rechten.

Eine edle, mattschwarze Klinge, deren Schärfe man sehen kann. Frank holt ein werksfremdes Vergleichsmesser, welches ich in die linke Hand nehme. Ich fühle deutlich, wovon Stephan im Podcast berichtet hat: „Das Design erwächst aus dem Zweck, den das Messer haben soll.“

Nesmuk hat neben vielen Details auch die Haptik der Griffe vollkommen anders gedacht — anders als viele Kollegen aus der Branche. Hier folgt das Design der Logik. Im Fokus: Ein müheloses und angenehmes Schneiden. 

Der mit dem Stahl tanzt — Markus Pattschull,
der Damastschmied

hr habt drei Linien von Kochmessern. Lass uns gerne die Exklusiv-Serie, sprich, eure handgeschmiedeten Damastmesser, erst gleich bei der anschließenden Führung besprechen. Was unterscheidet die beiden anderen voneinander, sprich das Janus vom Soul?
Das unverwechselbare Kennzeichen der Kollektion Janus ist die schwarze Klinge. Das Janus wurde mittels einer hochwertigen DLC-Technologie veredelt — das steht für „Diamand-Like-Carbon“. Die nur wenige Mikrometer starke Kohlenstoff-Schicht ist unempfindlich gegenüber Säuren, Basen und extremen Temperaturen und zeichnet sich durch niedrige Reibwerte und eine enorme Kratzfestigkeit aus. 

Die Führung 

Aus dem Genussloft führt uns Frank durch ein übersichtliches Lager. Die ca. 5.000 Messer Jahresproduktion werden nur auf Bestellung gefertigt, das erklärt die aufgeräumten Regale. Bei 230 Arbeitstagen sprechen wir also im Schnitt von rund 22 Messern am Tag, die von hier aus in die Welt versandt werden. Arrangiert von einem Team von 16 Personen — wo das Wort „Manufaktur“ kein aufhübschender Zusatz ist, sondern Realität. 

 

Von dort geht’s ins „Trauzimmer“ … dort, wo Klinge und Griff „verheiratet“ werden (;-).

Dann geht’s endlich in die Schmiede …

Bekanntlich sagt ein Bild mehr als 1.000 Worte. Dennoch hatten wir trotz der Hitze am Ofen und dem Lärm der Maschinen Gelegenheit, ein paar Sätze mit Markus zu wechseln. Wenn ihr jetzt bitte das Bild eines Schmiedes aus einer eurer Denkschubladen nach vorne holt … “Habt ihr auch einen stämmigen, bärbeißigen Hünen vor Augen, der den ganzen Tag stumpf auf ein Stück Metall einschlägt?” Ihr werdet es nach dem Kennenlernen von Markus genauso zerknüllen und wegwerfen,  wie wir es getan haben. Was für eine faszinierende Persönlichkeit! Ein Mensch, der die Kunst des Damastschmiedens mit nur noch ganz wenigen hauptberuflichen Damastschmieden in Deutschland teilt. Man brauche keine zweite Hand zum Zählen, verriet er uns mit einem Augenzwinkern — der studierte Biologe, der neben seiner Arbeit am Ofen, Lufthammer und Amboss Ballett tanzt und Yoga lehrt. Letzteres auch heute, bis kurz vor unserem Eintreffen, mit dem Team von Nesmuk. Ein Sympathikus, von dem Geschäftsführer und Damastschmied Stefan Borchert sagt: „Wenn ich bei Markus am Amboss stehen bleibe, ergreift mich die Ehrfurcht vor seinem Schaffen. Ein Künstler, wie es selbst in Japan nicht mehr viele anzutreffen gibt.“

Wir kommen nicht umhin, euch Markus, die Kunst des Damastschmiedens und die Exklusiv-Serie in der nächsten Ausgabe vorzustellen.

Der an der Fräse steht — Stephan Borchert, Geschäftsführer und Damastschmied 

Das war echt heiß in der Schmiede, Leinenhemd und Körperoberfläche scheinen ebenfalls verschmolzen (;-) … denke ich, als Frank uns an die Fräse führt, wo Chef Stephan heute eingesprungen ist. Das ist alles so nahbar und authentisch, wie uns der Podcast auf der Hinfahrt schon hat ahnen lassen. Stephan führt uns die verschiedenen Hölzer vor, die hier ihre Form als Griff durch die Maschine bekommen. Er präsentiert mir ein Stück Mooreiche, nebst dessen Geschichte. Uralt, das Ding. Habe ich schon mal ein 5.400 Jahre altes Relikt in der Hand gehabt? Während Stephan zu subfossilen Rohstoffen referiert, verwandelt sich bei mir das Bewusstsein für diesen besonderen Moment in reine Ehrfurcht … und den Wunsch, mindestens ein Messer zu besitzen, das mich täglich daran erinnert. Oder zwei? (;-)

Trotz seiner Geschäftigkeit findet Stephan Zeit, die Facetten seiner Passion und seines Denkens mit uns zu teilen. Auch hier kommen wir zu der Einsicht, dass es nicht anständig wäre, an dieser Stelle nur eine Kurzformel zu präsentieren. Wir ziehen Stephan und seine Story mit in eine zukünftige PAN-Ausgabe. Wir hätten zwar virtuell, sprich in der Online-Ausgabe, weiterschreiben können, aber … großes ABER … haptische Produkte wie die von Nesmuk sollen auch eine würdige, haptische Bühne in der Printversion des PAN bekommen. 

Wir verabschieden uns und geloben ein Wiedersehen. Frank begleitet uns zum Auto. 

Wie viele Gründe gibt es, euch zu besuchen, abgesehen von den ca. 5.000 möglichen Gründen in Form eines Messers — sprich: eines aus eurer Jahresproduktion zu
ergattern? 
Ganz viele. Aktuell fülle ich unseren Eventkalender 2024 mit Highlights. Vielleicht sollten wir das schon mal in die Köpfe der Menschen unserer Heimat Bocholt bringen. Im nächsten Jahr kochen Sterneköche in unserem Genussloft auf allerhöchstem Niveau …

… quasi „Sternefuttern“ mit einer Stunde Anreise? 
Korrekt. Und zu echt fairen Preisen. 

Auf wen dürfen wir uns freuen? 

Zum Beispiel auf Heiko Nieder aus Zürich (zwei Sterne), Tobias Bätz — aus dem Restaurant Alexander Herrmann … bekannt aus „The Taste“ (zwei Sterne), Robin Pietsch aus Wernigerode (ein Stern) … bekannt aus „Die Küchenschlacht“ … um einige Namen zu nennen. 

Zudem planen wir ein kleines Event-Areal im Outdoor-Bereich, um unserer Kooperation mit OFYR Raum zu geben. 

Losgelöst von den Events, arrangiere ich auch gerne eine Führung für Interessierte, hier bei uns in der Manufaktur.

 

Merci für das Gespräch, lieber Frank. Ich freue mich auf einen Wine-Knife-Talk … vielleicht wie vorgedacht, am 24. August, zum Welttag des Messers? 
Sehr gerne. 

Wir rauschen vom Hof. Für den angesprochenen Feiertag fühle mich extrem gut gewappnet. In unserem Kofferraum freut sich eine Nesmuk-Tasche samt Inhalt auf ihr neues Zuhause. Die Janus-Serie hatte es mir angetan — insbesondere die Ikone, sprich das Kochmesser 180 und das Slicer 260 — laut Frank das ideale Messer für Sushi & Co. Beide mit dem von Stephan so schön beschriebenen Griff aus 5.400 Jahre alter Mooreiche. Ich kann es kaum abwarten, sie zum Einsatz zu bringen und ein paar Impressionen in einer unserer folgenden Kitchen-Stories mit euch zu teilen. 

Aufgrund unserer Faszination für Menschen, Messer und die Story von Nesmuk, sowie der Vielzahl der eingefangenen Impressionen und Story-Schnipsel, kann es nur heißen:„Fortsetzung folgt“. 

Triggerwarnung

Während ich diese Zeilen niederschreibe, meldet sich mein Anstand und bittet mich, eine Triggerwarnung … insbesondere an meine Geschlechtsgenossen … zu richten. Im angesprochenen Podcast durfte ich Stephans Worte bestätigend abnicken, dass wir Männer die evolutionsbedingte Faszination für Messer nicht unterdrücken können. Wir sind Jäger — das ist Bestandteil unserer DNA. Das Messer ist das älteste Werkzeug der Menschheitsgeschichte, das überdauert hat. Man braucht es immer und überall. Jeder auf der Welt hat ein Messer. Oder mehrere, wie ich — aber selten ausreichend viele (;-). 

Zurück zur Triggerwarnung: 

Wenn ihr diese Manufaktur aufsucht, seid ihr „aktiv provozierende Opfer“, wie man in der Kriminologie zu sagen pflegt. Das ist, als würde sich ein Hundeliebhaber vor eine Welpenkiste setzen, um „nur zu gucken“ (;-). 

Liebe Ladies, wir halten es für nahe liegend, dass ihr ebenfalls von der Qualität, der Ästhetik, dem Sex-Appeal dieser Kult-Messer angefixt werdet. Sollte das wider Erwarten nicht der Fall sein, ermutigt euren Liebsten, seinem „Habenwollen“ nachzugeben. Es kostet so viel Mühe, sich gegen seine Urtriebe zu wehren. (;-) Wir begleiten euch im Gegenzug auch gerne zum Schuhe- und Handtaschen-Jagen (;-). Und das, ohne zu wissen, wann und unter welchen Umständen dieser Trieb Einzug in euren Teil der Menschheitsgeschichte gehalten hat (;-). 

Termine Genussloft: https://www.nesmuk.com/pages/genussloft

Kontaktdaten Frank:
mielke-bollmann@nesmuk.com
Mobil: +49 (0) 171 8371302

Der „gastrosophischen Podcast“:
https://der-gastrosophische-podcast.podigee.io/14-stephan-borchert-nesmuk

Nesmuk GmbH & Co. KG

Burgstr. 101

42655 Solingen

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Telefon: 0212 2357320

Fax: 0212 23573229

E-Mail: office@nesmuk.com