ZukunftsAngst | ZukunftsZuversicht | ZukunftsLust | Part III
#Prolog
Ich möchte mit einem Zitat meines alten Freundes starten: „Wir überqueren die Brücke, wenn wir am Fluss sind“ – so Johan … mein langjähriger Denkgefährte & Mentor. Ein Lebensweiser, der mit ganz schlichten Botschaften die Welt erklären konnte – so auch den Umgang mit Problemen, Befürchtungen, Ängsten …
Bisweilen habe ich das Gefühl, von Sich-Bekloppt-Machern umringt zu sein, verbunden mit der Sorge, dass das ansteckend sein könnte – oftmals zu beobachten bei den Vorhersagen fürs Wetter.
Wir haben im Spätsommer letzten Jahres beheizbare Decken ins Dachzelt unseres Landys gewuchtet, „weil es sehr kühl werden könnte“ lt. Sven Plöger & Co. Ich habe selten so geschwitzt, wie in diesen Nächten im Hamburger Hafen.
Unlängst haben wir im „Auge des Tornados“ kampiert – zumindest lt. diverser Wetterfrosch-Apps auf dem iPhone. Früher hätten wir gesagt „ganz schön windig“ … und das wäre es dann gewesen. Heute sitzen wir wie die Kaninchen vor der Schlange, wo denn wohl das Unheil zuschlagen könnte, und vergessen dabei die Schönheit der Momente.
Ich mag mich irren, aber ich glaube … uns geht ein Stück weit die Gelassenheit flöten. Ich scheine mit diesem Gefühl nicht allein unterwegs zu sein, wie Ihr später noch lesen werdet.
#Zukunft ist mehr als eine Headline
… hörte ich am 06. Oktober 2024 Harry Gatterer (https://www.zukunftsinstitut.de/harry-gatterer) im Rahmen eines Workshops sagen. Wir müssten wegkommen von dieser Headline-Mentalität, mit der wir tagtäglich überflutet werden. Es gehe um die Inhalte, um das wirkliche Durchdringen der Herausforderungen, nicht um die um Aufmerksamkeit feilschenden Überschriften. „Angst ist nichts Gutes, wenn es um Zukunft geht … weil sie zumacht und nicht öffnet“ – so Gatterer. Zukunft bedeute Arbeit … aber es läge an einem jeden selbst, sich diese Zukunft zu erarbeiten. Diese würde nie im „Außen“ liegen – dort würde lediglich der Versuch unternommen, Trends aufzuzeigen. Die Zukunft liegt in uns … und … sie ist abhängig von der Gestaltungsmacht unserer Vorstellungskraft. Was können und wollen wir uns vorstellen, wie wir im Jahre 2034 … im Jahre 2044 leben wollen?
Man müsse sich darin probieren, etwas zu sehen, was für viele noch nicht sichtbar ist, und sich dorthin entwickeln.
Derzeit müssen wir den europäischen Erschöpfungszustand akzeptieren und zugleich aufhören, zu lamentieren oder gar die Angst vor der Zukunft zu schüren. Es gehe darum, die Zukunft handhabbar zu machen und dem Trend zur techno-sozialen Arbeitswelt zu folgen – sprich die Chancen abzugreifen, die in dem Zusammenspiel von Menschen und künstlichen Intelligenzen liegen.
#ZukunftsOptimismus
Ich freue mich, im Anschluss an diese Einleitung Gedanken und Impulse des Zukunftsforschers Erik Händeler mit euch zu teilen.
ZukunftsAngst | ZukunftsZuversicht |
ZukunftsLust | Part I
ZukunftsAngst | ZukunftsZuversicht |
ZukunftsLust | Part II
#ps
Für unseren neuen „Brieffreund“ H.B. aus H.: Für das Zählen der Lesebriefe/-Mails mit eher destruktiver Kritik zu Texten aus meiner Feder aus den letzten 16 Jahren (so lange schreibe ich für den PAN) muss ich keine zweite Hand zur Hilfe nehmen. Das muss nichts heißen … und ist auch keine Freifahrtschein – daher bin ich dankbar für deine Zeilen, weil sie zur Reflexion anregen. Zu einem solchen Prozess möchte ich dich ebenfalls ermuntern: Deine 68 Worte lassen jegliche inhaltliche Auseinandersetzung mit dem Thema ZukunftsZuversicht vermissen – sie scheuern sich lediglich an der Form. Wenn wir bei der Form bleiben … deiner „kreativen“ Feedback-Karte werden wir einen besonderen Platz in unserem Verlag widmen.
In diesem Sinne, nutzet die Zeit … bis zur nächsten Kolumne ZukunftsZuversicht PART IV

ZukunftsOptimismus –
Das Menschliche rückt in den Vordergrund
Interview-Session mit Erik Händeler | Wirtschaftsjournalist, Vortragsredner, Zukunftsforscher und Buchautor
Prolog
Wir hatten geteasert, dass wir, im Rahmen dieser Kolumne ZukunftsZuversicht, unser Netzwerk ins Schwingen bringen werden – sprich die Expertise von Menschen einholen, die sich hauptamtlich mit dem Thema ZUKUNFT beschäftigen.
Einen solchen stellen wir euch in diesem Part der Kolumne ZukunftsZuversicht PART III vor. Wenn ihr euch die Anwärmphase zu Erik Händeler sparen wollt, spult gerne die folgenden 523 Wörter vor 😉 – auf die Frage: Wie denkst du über die Zeit, in der wir gerade leben?
Für alle anderen …
Ich weiß gar nicht, seit wann genau Erik Händeler meinen Denkhorizont mit seinen Impulsen bereichert. Es dürften auf jeden Fall mehr als zehn Jahre her sein. iCal verrät, dass er am 11. Mai 2016 einen Vortrag bei den Velener Schlossgesprächen gehalten hat, den Kirsten und ich verfolgt haben. Zu dem Zeitpunkt war er mir als Kollege der German Speakers Association schon vertraut. Von daher gehe ich davon aus, dass ich ihn schon ziemlich am Anfang meines Beitritts zum weltweit zweitgrößten Verband von Vortragsrednern im Jahre 2011 wahrgenommen habe. Was übrigens keine Kunst ist, wenn man glaubt, dem älteren Bruder von Harry Potter zu begegnen 😉
Erik wirkt auf mich besonders … aber im positivsten Sinn, den man sich vorstellen kann. Er erinnert mich an Herrn Berker … einen Englisch-Lehrer, den ich seinerzeit genießen durfte. Skurril … sympathisch verschrullt … im Mittelpunkt präsent … bei gelegentlicher gedanklicher Abwesenheit. Typ: der klassische zerstreute und zugleich liebenswerte Professor.
Montag | 12. August 2024 | 11.00 Uhr | Zoom-Raum-Nr. 715 150 8726 | Irgendwo im virtuellen Raum zwischen Ingolstadt und Bocholt
Analog zum Podcast Lanz & Precht starte ich mit der Einstiegsfrage des dynamischen Moderators mit Südtiroler Wurzeln:
Guten Morgen, Erik – wo erreiche ich dich gerade?
Der wöchentlich erscheinende Podcast der beiden ZDF-Talker gehört zu meiner persönlichen Pflicht-Hörtüre:
Podcast: Lanz und Precht: https://www.zdf.de/gesellschaft/markus-lanz/presse-podcast-lanz-und-precht-100.html
Inzwischen gibt es eine auf 10 Minuten verkürzte Summary zum wichtigsten Podcast des Universums, laut dem Comedian Ingmar Stadelmann und dem Podcasthost und Produzenten Andreas O. Loff – den Stimmen vom Podcast
„Richard, wo erreiche ich Dich?“.
Podcast: Richard, wo erreiche ich Dich?: https://shows.acast.com/richard-wo-erreiche-ich-dich
In dieser PAN-Ausgabe teasern wir an mehreren Stellen das Thema Podcast. Ein spannendes Format, welches auch der PAN ins Visier genommen hat – mal schauen, wann wir damit online gehen.
Zurück zu meiner Einstiegsfrage an den Zukunftsforscher … wo er denn gerade stecke.
Erik: In meinem Haus in der Gemeinde Lenting, in der Nähe von Ingolstadt.
Ich hatte dir gemailt, dass wir uns dem Thema ZukunftsZuversicht verschrieben haben – mit einer Kolumne, nebst Interview-Sessions mit Menschen wie dir.
Okay … schieß los.
Das momentane Leben scheint für viele Zeitgenossinnen und -genossen bisweilen ein wenig spooky.
Sorry, noch ein Zwischengedanke, der sich mir bei der Niederschrift aufdrängt – in Bezug auf das Gendern: Eriks und mein gemeinsamer, geschätzter Speaker-Kollege René Borbonus hat einen merk Würdigen Impuls zum Tag der Deutschen Einheit rausgehauen, den ich an dieser Stelle gerne mit euch teile:
„Wenn ich mir eins wünschen würde: Beruhigt euch. Beruhigt euch alle so ein bisschen. Wir haben so eine kurze Zündschnur bekommen und ich weiß gar nicht, wo es uns da aus der Kurve getragen hat.
Wir müssen nicht einer Meinung sein. Niemals müssen wir einer Meinung sein, aber wir können uns vielleicht mal so ein bisschen beruhigen.
Wenn da jemand fürs Gendern ist, weil er denkt, Repräsentation wäre schön – ist doch gut. Wenn jemand gegen das Gendern ist, weil ihm der Sprachfluss nicht gefällt – ist doch auch gut. Können wir mal aufhören, den anderen deswegen für bescheuert zu erklären? Das wäre schön.“
René Borbonus
Quelle: Originalpassage im Video

Merci René, für diese Klarheit. Weiter gehts … in einer unkomplizierten, sprachflüssigen Schreibe, getragen vom Respekt allen Geschlechtern gegenüber. Weiter im Text mit Erik:
Erik, wie denkst du über die Zeit, in der wir gerade leben?
Es ist eine Zeit des Umbruches, weil vieles, was bisher funktioniert hat, in Zukunft nicht mehr funktionieren wird. Es kommt etwas Neues, wobei noch nicht klar ist, wo die Reise hingeht.
Also ZukunftsZuversicht oder ZukunftsOptimismus bedeutet für mich, dass sich unsere Lebensverhältnisse verbessern werden – weil das in der Geschichte
immer so gewesen ist.
Aber kurzfristig wird es schwieriger, weil … dass die Amerikaner uns verteidigen, wir billiges Öl aus Russland bekommen … die Chinesen uns Maschinen und Autos
abkaufen … das funktioniert halt nicht mehr.
Wir haben 200 Jahre hinter uns, in denen wir die materiellen und energetischen Arbeitsprozesse effizienter gemacht haben. Dann kam der Computer … und jetzt wird die künstliche Intelligenz (KI) gehypt. Im Moment geht es noch darum, strukturiertes Wissen effizienter zu machen – u. a. durch Datenanalyse, Roboter-Steuerung etc. D
as, was jetzt kommt, ist der Umgang mit unstrukturiertem, unscharfem Wissen. Es ist die Arbeit am Menschen und die Arbeit am Wissen zwischen den Menschen. Das, was den Menschen ausmacht – das rückt jetzt in den Mittelpunkt der Entwicklung.
Für Menschen, für die Zuversicht bedeutet, wir können so weitermachen wie bisher, für die wird es ungemütlicher. Entspannt seine Runden zu drehen, ohne sich anzustrengen, wird für viele nicht mehr möglich sein.

Aber für diejenigen, die einen erwartungsfrohen Blick auf die Zukunft haben … ein Gespür dafür, wohin die Reise gehen könnte … für die ist es nicht nur spannend, was gerade passiert, sondern auch positiv.
Erinnern wir uns gemeinsam an Jakob Beautemps, den jungen YouTuber, der auf unserer letztjährigen Convention in Potsdam gesprochen hat. Zu den wichtigsten Skills des 21. Jahrhunderts zählt er die Kompetenz, „Fragen zu stellen“.
Begründet durch die These, dass wir uns von der Wissensgesellschaft zu einer Gesellschaft des Verstehens wandeln. Für die Anwendung von Wissen sei es unerlässlich, die richtigen Fragen zu stellen – auch im Zusammenhang mit der künstlichen Intelligenz. Wie denkst du darüber? Würdest du das unterschreiben?
Absolut – ein sehr sympathischer Ansatz, zu fragen und zu hinterfragen. Wer stellt denn die Fragen an die KI? Wer entscheidet, was davon übernommen wird? Wer wem vertraut? Wer gibt die Aufträge? Wer gibt die Richtung vor?
Unsere Kommunikation verändert sich. Es reicht nicht mehr, einen Vortrag zu halten oder einen klugen Text zu schreiben – Content, der unwidersprochen konsumiert wird. Es geht immer mehr um den Austausch … den Dialog … eine andere, tiefere Qualität unserer Kommunikation.
In der Vorbereitung auf unseren heutigen Zoom-Call habe ich mehrere YouTube-Videos und Interview-Sequenzen von dir betrachtet. Es war beruhigend zu erfahren, dass auch du davon ausgehst, dass das Zwischenmenschliche mehr in den Fokus rücken wird.
Genau. Und deswegen sollte man die ganze Hysterie um die KI ein Stück weit gelassener betrachten.
Im ersten Teil dieser Kolumne habe ich mich auf eine Online-Konferenz mit dem Zukunftsforscher Matthias Horx bezogen, der den momentanen Zustand als Omnikrise bezeichnet.
Meine Kollegen aus dem Segment der Zukunftsforscher wählen unterschiedliche Begrifflichkeiten für die aktuelle Situation. Was für den einen eine Omnikrise ist, bezeichnet der nächste als Multikrise …
… und was ist es für dich?
Für mich ist es eine Krise der Produktivität. Du weißt, dass ich mich als Spezialist für die Kondratiefftheorie mit den langen Strukturzyklen beschäftige.
Es gibt in der Geschichte Zeiten, in denen die Produktivität sehr stark gestiegen ist, weil es eine grundlegende neue Erfindung gab, wie z. B. die Dampfmaschine, den elektrischen Strom oder zuletzt eben den Computer. Das hat jeweils sehr viel Zeit, Ressourcen und Kosten gespart. Wenn die Kosten stark sinken, geht das einher mit hohen Gewinnmargen – in der Folge: ein leichtes, bequemes Leben.
Aber irgendwann erreichen wir einen Punkt, wo noch schneller … noch mehr Computer uns nicht noch produktiver machen – diesen Punkt haben wir überschritten. Und deswegen haben wir eine Krise, in der wir nicht mehr produktiver werden. Die Kosten können nicht weiter gesenkt werden, die Margen werden geringer … man fängt an, die Zulieferer, die Mitarbeiter auszubeuten. Dann gibt es Verteilungskämpfe, dann werden Handelsgrenzen geschlossen … da muss jemand schuld sein. Das war in den 1880er-Jahren so, als die Eisenbahnen fertig gebaut waren … und in den 1920er-/1930er-Jahren, als die Elektrifizierung durch war.
Wir stehen also vor einer neuen Epoche. Bislang weiß offensichtlich keiner, wie die konkret aussehen wird. Matthias Horx sagt: „Die Zukunft ist unscharf.“ Wie denkst du über die Zukunft? Was kommt da?
Lass mich mit einem Beispiel antworten, das ich von unserem Kollegen Vince Ebert entliehen habe – die Geschichte mit dem Schachcomputer. Den gab es schon
länger am Markt – und ja, er war den meisten Menschen voraus.

#Hologramm #Keynote
Allen, wie ich während der Niederschrift am zweiten Display, welches ich für die Recherche nutze, lese. 28 Jahre ist es her, dass der Schachweltmeister Garri Kasparow erstmals gegen die Computersoftware „Deep Blue“ verlor.
Gehen wir ins Hier und Jetzt: Für eine hoch entwickelte KI, die dazulernt, heutzutage eine ihrer leichtesten Übungen. Ist sie deswegen intelligent? Vinces Antwort: Nein. Wenn sie intelligent wäre, würde sie irgendwann sagen: „Ich habe keine Lust mehr, Schach zu spielen, ich mache lieber etwas anderes.“ Das tut sie aber nicht. Sie bleibt weiterhin eine dumme Maschine, die in einem kleinen partiellen Bereich genau das macht, was wir ihr vorgeschrieben haben. Ähnlich wie dieser stochastische Worttaschenrechner mit Namen ChatGPT – der nur Durchschnitt liefert, wo die ganze Individualität verloren geht.
Ich freue mich auf die Lektüre des KI-Manifests von Matthias Horx, wo mein Kaufreflex durch die These: „Je weiter sich KI entwickelt, desto dümmer wird sie.“
ausgelöst wurde. In diesem Punkt scheinen sich die Zukunftsforscher einig zu sein. Als wenn Erik meine Gedanken ahnt, führt er fort: Es gibt verschiedene Methoden, über
Zukunft zu sprechen. Sven Gábor Jánszky extrahiert Erkenntnisse aus verschiedenen Forschungsgebieten. Pero Mićić nähert sich dem ganzen vornehmlich aus der Perspektive von Unternehmern – was ich sehr gut finde … die Stärken eines Unternehmens für die Zukunft nutzbar zu machen. Matthias Horx ist unter anderem bekannt dafür, Megatrends zu erkennen und daraus ein Zukunftsbild zu entwickeln. Meine Methode ist eben, die Spielregeln der Produktivität zu verstehen … und die verändern sich gerade.
Die Geschichte lehrt uns, dass Knappheit uns zwingt, etwas besser zu machen. Als man Bergwerke nicht mehr mit Pferdekraft entwässern konnte, hat man die Dampfmaschine gebraucht und letztendlich erfunden – um dem Mangel an mechanischer Energie zu begegnen. Als man dann mehr Erz und die Kohle hochgeschafft hat, reichten die Eselskarren nicht mehr aus, um das zu transportieren. Aus diesem Mangel an Transport wurde die Eisenbahn gebaut.
Meine Art, in die Zukunft zu schauen, ist: „Wo ist die Knappheit?“ Und da bin ich bei den Menschenthemen wie z. B. dem Fachkräftemangel, dem Mangel an Gesundheit, dem Mangel an Kooperationen.
Wenn zwei Abteilungsleiter nicht miteinander reden, fehlen die Informationen, die man gebraucht hätte, um den großen Auftrag zu bekommen. Dieses Vakuum bekomme ich nicht mit KI, Nano- oder Gentechnik gebacken – dafür braucht es den Faktor Mensch.
Unlängst las ich in einem Newsletter von Gerd Kulhavy: „Zukunft braucht Zuversicht“ – möglicherweise das auslösende Momentum für die Namensgebung unserer Kolumne. Du warst dort als einer der Zukunftsbotschafter aufgelistet. Was würde uns der Zukunftsbotschafter Erik Händeler mit auf den Weg geben?
Daran schreibe ich gerade …
… an deiner Botschaft?
… an meinem „Geschichtsbuch für Optimisten“ – Warum das meiste früher schlechter war … und in Zukunft besser sein wird.
15 Kapitel … nach jetzigem Stand. Ob es nun um unseren Lebensstandard, Gesundheit, Bildung, Frauenrechte, Integration, internationale Zusammenarbeit etc. geht.
In jedem Bereich ist es immer besser geworden … bisweilen unterbrochen von kurzen Perioden, in denen es schlechter wurde, weil die Produktivität nicht mehr stieg.
Möglicherweise ein wenig heikel, mit Zeiträumen zu spielen … aber nehmen wir an, die Menschen, die diese Zeilen jetzt lesen, denken: „Okay, Erik … diese unbequeme, unsichere Zeit stehen wir gemeinsam durch, aber wann wird es besser?“
Wenn es wieder eine technische Evolution wäre, die die Knappheit beenden könnte, wäre die Antwort einfacher. Computer installiert … angelernt … fertig. Okay, vielleicht hat es mit der Akzeptanz durch den Menschen ein wenig gedauert.
Aber heute ist es der Faktor Mensch, auf den es ankommt. Da geht es darum, menschliches Verhalten zu verändern – das ist weitaus komplexer und langwieriger.
Kapital kann ich mir als Unternehmer überall auf der Welt leihen. Es ist völlig wurscht, woher ich mein Geld bekomme. Jeder kann seine Produkte weltweit über das Internet vermarkten. Jeder kann das Wissen der Menschheit aus dem Internet ziehen. Jeder kann einen Spezialisten in Paris mieten, sei es nur für zwei Stunden. Jeder kann Maschinen und Anlagen weltweit einkaufen. Technik und Maschinen sind weltweit austauschbar. Was in Zukunft den Unterschied macht, ist die Fähigkeit der Menschen vor Ort, mit Wissen umzugehen. Weltweit werden diejenigen Länder und Firmen Wohlstand haben, die ein kooperatives Klima haben. Wo es möglich ist, komplexe Wissensarbeiten im Team gut zu bewältigen. Wo es transparent zugeht, wo ich einen Zugriff auf die Wirklichkeit habe, wo ich konstruktiv streite, um ein gutes Ergebnis zu erzielen.

Dank deiner Impulse blicken wir jetzt ein wenig versöhnlicher und zuversichtlicher in die Zukunft – jetzt, wo wir wissen, dass die menschliche Intelligenz wichtiger sein wird als die maschinliche. Zum Abschluss würde ich es gerne noch ein wenig menscheln lassen, mit dir als Zukunftsexperten …
Nur zu.
Kaffee oder Tee?
Morgens … bevorzugt Kaffee. Im Winter kann es auch schon mal bis zu einem Liter Rooibostee sein, den ich über den Tag verteilt trinke.
Clooney-Kapseln oder anständiger Kaffee?
Als bekennender Morgenmuffel einfach einen Löffel Nescafé in die Tasse, heißes Wasser drauf – fertig. Das hat sich seit meinen Studentenzeiten nicht verändert.
Wenn du mir nur ein Musikstück vorspielen könntest, welches wäre das?
Ich habe gerade einen Tanzkurs mit meiner Frau gemacht – das war wie eine Zeitreise in unsere Jugend. „Smooth Operator“ von Sade kommt mir dabei spontan in den Sinn.
Buch oder Hörbuch?
Da falle ich wahrscheinlich unter die Kategorie Dinosaurier … also gerne Bücher und Zeitschriften – vornehmlich mit geschichtlichem Hintergrund. Außerdem lese ich regelmäßig die Süddeutsche – im Printformat.
Welches Auto fährt ein Zukunftsforscher?
Einen 15 Jahre alten VW Touran – noch aus der Zeit, als unsere drei Kinder klein waren. Da war der Siebensitzer ideal für Fahrten ins Freibad, Kino etc.
Der hat mittlerweile alle möglichen Schrammen und Macken. Ich habe mein Geld in Immobilien platziert, nicht in Statussymbole – erst recht nicht in ein protziges Auto.
Für mich ist es einfach nur ärgerlich, welch dicke Schlitten überall herumfahren. Was für eine Energieverschwendung, was für eine Platzverschwendung. Ich glaube an die Zukunft des Fahrrades und des öffentlichen Nahverkehrs. Ein Land ist dann reich, wenn selbst die Reichen den öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) nutzen, weil er so gut ausgebaut ist.
Durch deinen Touran hast du unwillkürlich den Bogen geschlagen zu einer sympathischen Geschichte, die ich in der Vorbereitung erinnert habe. Auf der GSA-Convention 2022 hast du einen
Hologramm-Vortrag gehalten. Ein echt teures Unterfangen, diese Technik zu erlernen und anzuwenden. Wie passt das zu einem Menschen, der von sich behauptet, eher sparsam zu sein – der den Anzug seines verstorbenen Onkels auf dem Galaabend trägt?
Genauso passend wie der Umstand, dass ich meine 30 Jahre alten Hemden auftrage. Ich investiere gerne in die Zukunft, weniger in Konsum oder Status.
Das mit der Sparsamkeit hat einen religiösen Hintergrund … und zwar, sorgsam mit den anvertrauten Ressourcen umzugehen.
Dazu eine kleine Geschichte im Rahmen des von dir angesprochenen Galaabends: An unserem Tisch waren plötzlich Uhren ein vorherrschendes Thema. Während des Showlaufens bzw. Protzens stand ich plötzlich ungewollt im Mittelpunkt. Mit welchem Zeitmesser ist denn wohl der Zukunftsforscher in der Welt unterwegs?
Ich weiß inzwischen die Antwort. Ich weiß auch darum, dass Erik im Quartett der Nobeluhren eher schlechte Karten hätte, mit seinem Zeitmesser. Für mich ein megasympathisches Indiz, dass der Wissensarbeiter sehr hart am Wind der Authentizität segelt.
Da scheinen mir Gedankenwelt, Sprachgebrauch und Handlung miteinander im Einklang zu sein – was ihn für mich zu einem echten Typen macht.
Ursprünglich wollte ich das Geheimnis um Eriks Uhr mit euch teilen, aber es würde euch ein wenig der Neugierde berauben, wenn ihr ihm einmal persönlich begegnet 😉

Mac oder Windows?
Mehrheitlich Windows.
Wenn du spontan Gedankenblitz oder Notizen erfasst, wie machst du das … digital oder auf Papier?
Beides … wobei ich glaube, dass die Handschrift auf dem Papier einen besseren Behaltenswert hat.
Stichwort Hologramm-Vorträge … einen solchen von dir kann man bei YouTube recherchieren – z. B. beim Stuttgarter Wissensforum. Hat das Zukunft?
Ich habe gerne darin investiert und ja … es sind tolle Wow-Effekte, die damit erzielt werden können. Aber es erfordert zusätzlich zu meinem Honorar ein Budget für die Technik. Das wollen sich in erster Linie eher große Unternehmen, Konzerne oder Verbände leisten.
Mit einer leichten Verneigung vor Steve Jobs, der seine legendären Präsentationen immer mit dem Ausspruch „One more thing“ endete – hast du noch einen Impuls, den du gerne teilen möchtest? Gibts eine Frage, die du gerne beantwortet hättest, wenn ich sie denn gestellt hätte?
Während Erik recht zufrieden dreinschaut, drängt sich mir ein Gedanke auf, den ich gerne mit ihm erörtern würde …
Sag mal … ich erlebe mich in letzter Zeit des Öfteren irritiert … eher genervt, wenn es darum geht, uns Menschen in Buchstaben-Schubladen zu stecken. Kaum einer bekommt es hin einzuordnen, wer Generation X, Y oder Z ist – lediglich die Boomer erkennt man in der Regel an den grauen Haaren. Ich glaube nicht, dass unsere Eltern und Großeltern mit einer solchen Denke unterwegs waren – da galt lediglich das verbindende „wir“.
Wie denkst du darüber?
Ich nehme wahr, dass es keinen Unterschied macht, ob ich ein eher älteres Publikum vor mir habe oder vor einer Gruppe von Studenten spreche – die Anteile an Zustimmung und Ablehnung meiner Thesen sind nahezu gleich. Es gibt Menschen, die finden das gut, was ich erzähle … und es gibt Menschen, die werden damit nicht warm. Das hat aber nichts mit den von dir geschilderten Buchstaben-Generationen zu tun. Genauso wenig wie Charaktereigenschaften von Menschen – ob man kooperativ ist, oder ob man sich über Machtstrukturen definieren möchte … das ist keine Frage des Alters, kein Generationsproblem, sondern eine Frage der Persönlichkeit …
… wie auch immer die sich herauskristallisiert hat. Ein schönes Schlusswort, mein Lieber, wir sehen uns.
… was am Freitag, dem 06. September 2024 Realität wurde – auf unserer jährlichen Convention der Vortragsredner … mit der nicht-verratenen Uhr am Handgelenk. Eine Rotling (eine Kreuzung aus Rolex und Breitling) wird es eher nicht gewesen sein 😉