Fotos & Text: Kirsten & Roland Buß
im BOHEMIAN COOKING STYLE interpretiert
Sicherlich sind euch schon mal Begriffe wie Crossover Cuisine, Fusion Food, Freestyle Cuisine etc. begegnet. Das geht schon alles in die richtige Richtung … aber … ein großes ABER … das ist uns zu kurz gesprungen. Denn dabei schwingt oftmals auch ein Schneller, Weiter, Höher, Hipper etc. mit.Wir vermissen dabei den Blick zurück zu den Wurzeln — zu Traditionen, zum Respekt vor den Menschen, die die Wegbereiter waren,
für die kulinarische Vielfalt, die wir heute genießen dürfen.
Wir haben bislang nichts gefunden, was unser Feeling in der Küche und am Tisch exakt beschreibt. Von daher lag es nahe, für unser Treiben das passende Wording zu finden. Voilà — der Bohemian Cooking Style wurde ersonnen.
Uns liegt der Gedanke fern, das kulinarische Rad neu erfunden zu haben. Es geht uns vielmehr um die Kombination verschiedener Stile und Traditionen — ohne dass
der „Brei verdorben wird“.
Da unsere Gedanken zu diesem Kochstil megakomplex sind und wir euch nicht überfrachten wollen … werden wir Euch diese Art des Denkens und Kochens weiterhin peu à peu in unseren Kitchen-Storys servieren. Getragen von der Hoffnung, dass diese Impulse euch schmecken und euch ermutigen selbst loszulegen.
Los gehts mit einem Gedankenstrich:
— Der Bohemian Cooking Style ist ein entspannter und kreativer Ansatz für das Kochen, der von verschiedenen Kulturen und kulinarischen Traditionen inspiriert ist. Wie lässt sich auf das Trendthema Bowl übertragen?
Unsere Bowl-Story:
Wir ließen wir uns eine solche „Schüssel zum Glück“ vor einigen Jahren in einem tollen Restaurant servieren — in Form einer Zuccini-Seafood-Bowl mit Lachs, Shrimps und Kokos-Rahm. Frisch-knackig-inspirierend … so mein Fazit. Einziger Wermutstropfen: Dem Gericht fehlte es an Wumms, sprich am Mut zum richtigen Würzen. Ich empfand das als „verpassten Elfmeter“ am Gaumen. Und so wuchs aus diesem Erlebnis eine Kitchen-Story mit dem Namen „Schonkost versus Wow-Gericht.“ Dennoch überwiegt die Dankbarkeit an den Koch für die Inspiration und Erweiterung meines Horizontes.
Wenn man sich mit den Ursprüngen dieses noch recht jungen Bowl-Trends hierzulande beschäftigt, landet man irgendwann auf der Insel Hawaii — bei den sogenannten Poké Bowls. Der Legende nach wurden diese von Fischern erfunden, die den frisch gefangenen Fisch roh in Stücke schnitten, mit Sojasoße, Reis und Sesam vermengten und mit Gemüse aufpeppten. Poké bedeutet lediglich „gehackt“ bzw. „geschnitten“. Das gleichnamige Gericht giltheute als traditionelles Nationalgericht auf Hawaii. Es hat einige Zeit gedauert, bis diese Speise das Festland der USA erreicht hat und von dort aus seinen globalen Siegeszug als „neue Form des Sushi“ antrat.
Wer Sushi mag, wird Poké (Bowl) lieben. Oder eben andersherum! Die Poké Bowl wird häufig mit Deconstructed Sushi („auseinandergenommenem Sushi“) verglichen.
„Liebe Mum, nun ist es amtlich, dass du mit deinen 85 Lenzen noch zum Jungvolk gehörst.“ Letztendlich war es meine Mutter, die unbewusst die Patenschaft für diesen Artikel übernommen … sprich den Anstoß gegeben hat. Änne hatte im letzten Jahr „ihr erstes Mal“ — mit einer Bowl. In diesem Fall zubereitet von meiner Schwester Andrea.
Auf den Bildern, die Änne mit ihrem iPhone eingefangen hatte, sah ich Avocado, Mango, Garnelen, Lachs, Cashewkerne, Koriander, Reis etc.
Meine Mum schwärmte von dem Gericht — dieser Art des Essens. Umso enttäuschter war sie von dem Ergebnis, das ihr in einem gastronomischen Betrieb in der Region als Bowl präsentiert wurde.
Das passiert halt, wenn die Seele in der Küche fehlt … man nur halbherzig hinter dem steht, was man vor sich zubereitet.
Das Kochen für unsere Eltern hat sich für uns zu einem sporadischen Ritual entwickelt — vornehmlich am Sonntag … zum Early Dinner. Dennoch war es mir ein Bedürfnis, meiner Mutter eine konkrete Quelle in Bocholt zu nennen, wo man neuen Leidenschaft Bowl mit wirklichem Soulfood begegnet.
Ihr kennt das vermutlich… Man beschäftigt sich mit etwas und schon versorgt einen das Gesichtsbuch mit entsprechenden Informationen und Verlinkungen. Und so stolperte ich des Öfteren über den Bowl Store in den Arkaden.
Mitte Juli letzten Jahres zogen wir, quasi als „Vorkoster“ für meine Mum, zum Lunch dort ein. Kirsten hatte es geahnt, dass dieses Konzept aus der Feder von Sascha Cechowicz stammen könnte, der das dortige Kaffeeklatsch betreibt.
Wir testeten und genossen die Karibik Chicken Bowl mit Reis, Kokos-Sud, Hähnchenbrust, Avocado, Mango, Ananas, Edamame, Mango-Chutney, Erdnuss-Mayo, Kokosspäne, Crunch Spicy Cashew Nuts – für moderate 13,90 Euro. Kurzfazit Kirsten: „Dafür kommst du wieder.“
Kurzfazit Roland: „Respekt — schmackhaft — mit Wumms — absolut empfehlenswert.“
So gerne Andrea und ich für unsere Mum kochen, aber es ist schön zu wissen, dass Änne, wir und alle anderen Deconstructed-Sushi-Fans eine verlässliche Anlaufstelle im Herzen von Bocholt in Reichweite haben.
Mehr zum Bowl Store findet Ihr hier in dem Artikel des letzten Jahres: https://pan-bocholt.de/bowl-store-bocholt/
Ein kulinarisches Dankeschön — gekochter Jazz — us de la Meng in Reinkultur.
Nach unserer Einkehr im Bowl Store waren wir derart inspiriert, dass wir spontan den Menüplan für den kommenden Abend änderten … Die Umsetzung seht Ihr auf den von Kirsten eingefangenen Impressionen zu diesem Artikel. Wir schoben unseren Einkaufswagen durch den Handelshof, losgelöst von daheim geschriebenen Listen — einfach nur der Inspiration und unserer Seele folgend.
Aufs Kassenband legten wir:
Entenbrust | Orangen | Hähnchenbrust | Saté-Soße Kokosmilch | Ahornsirup | Kikok-Hähnchen | Paprika Cola | Gemüsebrühe | Knoblauch | Shiitake | Zwiebeln Zitronengras | Ingwer | Kumquats | Kaiserschoten | Wasabi Sambal Oelek | Chili-Flocken | Sojasoße | Mango-Dip | Spicy-Chili-Soße | Frühlingslauch | frischer Chili | Limette | Thai-Basilikum | Schnittlauch | Koriander | Glasnudeln | Mie-Nudeln | Sprossen | Mango | Edamame und Klebereis
Ihr seht schon, eine Menge Gedöns, das ich zu Hause zu einem kulinarischen Bild auf dem Stehtisch unweit unseres Herdes arrangiert habe. Aus diesem „Garten“ habe ich mich beim Kochprozedere bedient. Das war „us de la meng“ in Reinkultur — übersetzt: Kochen aus dem Handgelenk. Erinnerungen an eine Restaurant-Episode (2001-2006) mit gleichnamigem Namen ploppten auf. „Gekochter Jazz“, wie es seinerzeit der Redakteur eines Gastro-Magazins beschrieb.
Ich war vollkommen bei mir und unseren Gästen des Abends, die es uns später mit wertschätzenden Blicken und Worten dankten.
„Der durchschnittliche deutsche Mann hat sich nach vier Jahren an Gegenständen satt gesehen“ — habe ich mal einen Designer von Mercedes sagen hören.
Mit der augenzwinkernden Ergänzung: „An Gegenständen, nicht an Ehefrauen.“ 🙂
Wir hatten uns nach vier Jahren an unseren schlichten, schlammfarbenen Bowl-Schüsseln etwas satt gesehen — und diese um leuchtend blaue Keramiken ergänzt.
Also, wenn es euch allerdings an Zeit oder Lust mangelt, so viele verschiedene Zutaten aufzutreiben und zu verarbeiten … es gibt ja zum Glück auch Menschen in Bocholt, die euch das „Schüssel-fertig“ und superlecker servieren …
Euer PAN-Kitchen-Story-Team