Mo.-Fr., 8 – 17 Uhr

PIANO Weinbar –im Herzen von Rhede

Nov 28, 2023 | Specials

Dämmerschoppen – Late-Hour-Variante

Interview: Roland Buß// Fotos: Kirsten Buss

Prolog

Im Mai dieses Jahres haben wir unseren Antrittsbesuch in einem der ältesten und urigsten Gasthäuser von Rhede gemacht — welches Jung-Gastronom 😉 und Weinstubenbesitzer Wolfgang Hoeck im Jahre 2020 übernommen und zu neuem Glanz verholfen hat. 

Die Geschichte des Gemäuers reicht zurück bis ins Jahr 1898 – die Geschichte Wolfgangs geht zurück bis zu seinem Baujahr 1949. Unsere damaligen Eindrücke und das Interview mit dem Unruheständler, der trotz seiner Umtriebigkeit eine gemütliche Ruhe ausstrahlt, könnt ihr hier nachlesen:

https://pan-bocholt.de/piano-weinbar-im-herzen-von-rhede/

Heute habe ich mich mit einem Freund hier verabredet, um einen späten Dämmerschoppen zu genießen, zu klönen, um ein paar neue Stories einzufangen und mit euch zu teilen. 

18.35 Uhr / 46414 Rhede / Neustraße 4 / Schankraum der PIANO Weinbar 

Ich bin früher als erwartet von einer Exkursion aus Emsdetten zurück. Gymnasiasten der martinium.media, einer kleinen
Schülerfirma, hatten eingeladen zu einem Austausch über unseren analogitalen Verlag, nebst seiner Magazine. 

Ich komme also in Rhede an, parke den Landy auf dem kleinen Parkplatz an der Gebäuderückseite der Weinbar. Wohl
wissend, dass wir von nun an (zumindest für heute) getrennte Wege gehen ;-). 

Wolfgang sitzt mit einem Kaffee in einer urgemütlichen Ecke links des Eingangs. Ich hocke mich zu ihm an den Stehtisch. Maurizio „eilt“ aus der Küche herbei … hätte ich beinahe geschrieben. Richtigerweise wäre … Maurizio „erscheint“ aus der Küche ;-). Ein Bild von einem Mann mit einem strahlenden Lächeln, das bisweilen darüber hinwegtäuscht, dass der gebürtige Chilene es faustdick hinter den Ohren hat – humortechnisch gesehen. 

Während er uns Dreien einen Silvaner-Sekt zur Begrüßung entkorkt und einschenkt, bestätigt Wolfgang, dass auch an diesem Donnerstag das allwöchentliche Ritual mit einem alten Freund stattfand, der mit seinen 68 Lenzen eher noch als jung zu bezeichnen sei. Bei einer Zigarre und ebendiesem Silvaner-Sekt habe man die letzten Sonnenstrahlen eines goldenen Herbsttages genossen. 

19.00 Uhr und pünktlich wie ein Maurer erscheint mein Freund Stefan und gesellt sich zu uns. Gelaufen sei er die Strecke von Bocholt nach Rhede. Recht so! So können wir bedenkenlos in die verheißungsvolle Weinkarte eintauchen. Die Heimfahrt ist gesichert, denn die Herausgeberin des PAN hat ihre Fahrdienste angeboten. Finde ich fair – schließlich reibe ich mich hier im Dienste unseres Monatsmagazins auf ;-). 

Zu Fuß zu diesem Szene-Treff! Etwas, was ich in den Sommermonaten des Öfteren gemacht habe … am Aasee entlang, um bei der Ottilie ein Zwischenradler zu genießen.  Durch die Hohenhorster Berge,
um dann mit Weindurst und gesundem Appetit, im wunderschönen Gärtchen der PIANO-Weinbar einzukehren.

Circa sechs Kilometer Fußweg, eine tolle Strecke für einen schönen Herbst- oder Wintergang. Stefan studiert die Weinkarte. 

Sag mal Wolfgang, du ziehst das echt durch mit deiner konsequenten Ausrichtung auf Weine und diese vornehmlich von VDP-Weingütern, oder?

Natürlich kommen hier auch die Freundinnen und Freunde eines guten Bieres auf ihre Kosten, aber der Fokus liegt nach wie vor auf Wein. Ich empfinde Weine als spannender, facettenreicher. 

Wolfgang reicht Stefan und mir eine Broschüre mit dem Traubenadler, dem Erkennungszeichen des Verbandes Deutscher Prädikatsweingüter (VDP) nebst deren Mitglieder und Weinen.
Der Extrakt in Stichworten:

VDP | Herkunft. Handwerk. Hingabe. 

Nach der Gründung im Jahre 1910 hat sich vieles verändert – nicht aber unsere Grundüberzeugungen. Unser Verband überstand zwei Weltkriege. Die lange Zeit des Verzichts förderte bei den Menschen das Verlangen nach lieblichen, erschwinglichen Weinen. Neue Rebsortenzüchtungen ermöglichten hohe Erträge und Oechslegrade. Die Folge: Preiswerte und süße Weine dominierten den Markt und wurden auch im Ausland geschätzt. Bald klebte am Image des deutschen Weins auf der ganzen Welt das Etikett „sweet and cheap.“

Das verlorene Renommee wiederherzustellen, wurde zur Mission des VDP, des Verbandes Deutscher Prädikatsweingüter, wie wir seit 1975 heißen. 

Renaissance der großen Weinlagen | Der VDP-Adler auf der Kapsel, als Erkennungszeichen | über 200 Weingüter, geführt von ganz eigenständigen Winzer-Charakteren | Rieslingdominanz im Rheingau und an der Mosel | Spätburgunder von der Ahr | sonnenverwöhnte Pfalz | Silvanerland Franken | fast mediterranes Baden … um nur ein paar Facetten zu nennen | authentische, langlebige Weine, aus zum Teil weltberühmten Lagen … 

Kurzum, viele Gründe, um hier einzukehren und sich von der herausragenden Qualität der VDP-Weine zu überzeugen.

Noch ein Gedanke: Der traut sich was, der Wolfgang. In einem Epizentrum für Fans bitburgerischer Braukunst auf Wein zu setzen und dies mit den anerkannt besten Weingütern. Das ist Nische in Nische und trotzdem so passend zu ihm, dem Tüftler, der Herausforderungen mag und nach absoluter Qualität strebt. Ob seinerzeit mit seinen Textilien, die inzwischen in der Raumfahrt Verwendung finden oder im Glase … oder bei der stilvollen Erhaltung einer altehrwürdigen Kneipe. 

Und das nicht verbissen, sondern angenehm geerdet. Sitzen, Schwätzen, Schoppen & Schmackofatzen, so sein Motto für diese Institution. 

Wie steht es um eure PIANO-Musikabende?
Die sind immer gut besucht, dann wird es richtig voll hier. Interessierte sind gut beraten, rechtzeitig zu reservieren. Das Programm kann man online einsehen: https://www.piano-weinbar.de/programm

Wolfgang: Maurizio, schenkst du uns bitte den Blanc de Noir vom Weingut Herzog von Württemberg ein. 

Auf dem Etikett des von Maurizio ausgeschenkten Weins prangt in großen Lettern: 

„WER KEINEN HUMOR HAT, SOLLTE EIGENTLICH NICHT HEIRATEN“, 

ersonnen von Eduard Mörike (1804 – 1875). 

Ein kollektives, zustimmendes Lächeln macht sich unter uns vieren breit – welches mit dem Gläserklang des Anstoßens untermalt wird. Wir tauchen ein in die Geschichte des Dämmerschoppens, der heute übrigens als Sundowner bezeichnet wird. Damit wird dem Moment gehuldigt, wenn die Sonne untergeht. Meistens mit einem passenden, meist alkoholischen Getränk. Man könnte das wahrscheinlich auch mit einem Sunkist-Trinkpäckchen tun – allerdings haben uns das unsere Vorfahren nicht überliefert. 

Bleiben wir bei der Tradition. Ich berichte von dem Wochenausklang des Borrels, wie es unsere niederländischen Nachbarn all freitäglich zelebrieren: 

https://www.stegfunk.de/das-ding-mit-der-sprache-borrelen/

Wo man die vergangene Arbeitswoche verabschiedet, das Wochenende einläutet und einen kleinen Ausblick auf die
kommende Woche gibt – gerne in Verbindung mit einem Wein oder Bier und ein paar unkomplizierten Häppchen. 

Maurizio: Das tun Wolfgang und ich jeden Tag 😉

Schallendes Gelächter setzt ein, angesichts des drögen Gesichtsausdruck, mit dem Maurizio sein Unverständnis für diese Selbstverständlichkeit untermalt. Wolfgang bekommt seine Lachsalve nur schwer in den Griff. Die beiden haben sich echt gesucht und gefunden. 

Wir sind uns einig, dass die Tradition des Dämmerschoppens kultiviert gehört – gerne auch in schönen alten Kneipen, wie dieser hier. Die bizarre C-Phase hat es mit sich gebracht, dass wir Ausgehen gegen Cocooning (dem Einigeln zu Hause) eintauschen mussten. Das war auch gut so – in gewissem Maße. 

Aber die eigenen vier Wände sind nur bedingt geeignet, neue Bekanntschaften zu schließen, außer mit einer neuen
Tagesschausprecherin oder jemandem im virtuellen Raum. 

Maurizio: Soll ich euch den nächsten Wein einschenken? Den haben wir gerade frisch hereinbekommen. 

Was ist es denn? Wo kommt der her?
Irgendwas mit RE …

Bauen die jetzt in Recklinghausen Wein an ;-)?
Das Etikett verspricht Aufklärung. Wir genießen einen 2022er „Der Salm“ – weiß, vom Weingut Prinz Salm in Wallhausen. Eine Cuvée aus Riesling, Weißburgunder und ScheuREbe ;-). 

Irgendwas mit RE … du hast so herrlich einen an der Murmel, mein neuer kulinarischer Bruder im Geiste. Sag mal, wie schaut es eigentlich mit unserem Kochcontest aus? 

Ich bin dabei – du verlierst eh ;-). Habt ihr übrigens Hunger? Ich habe ein paar besondere Bruschettas vorbereitet. 

Während der Chilene in die Küche abtaucht, gewährt uns Wolfgang Einblicke in das „Säälchen“, dessen Renovierung nunmehr abgeschlossen ist! Wir frischen Wolfgangs Aussagen aus dem Mai-Interview auf: Wir haben hier Platz für kleine Gruppen bis zu 30 Personen, die diesen Raum separat buchen können. Hier kann man „unter sich“ sein, ungestört vom Treiben im Schankraum. 

Wie viele Menschen finden im Schankraum Platz … und … kann man auch das ganze Lokal mieten?
Im Schankraum haben wir Platz für ca. 40 Personen. Mit dem „Säälchen“, wie du es nennst, können bis zu 70 Personen hier eine schöne Zeit verbringen. Wenn man den Wirtsgarten mitdenkt, dann halt noch einige Personen mehr. 

Wow! Die stimmungsvollen Weinkellerimpressionen verleihen dem Kleinod noch mehr Tiefe und Ambiente. In dem „Säälchen“ hat auch das Piano seinen Stammplatz gefunden. In seinem Klavierlack spiegelt sich das hintergrundbeleuchtete Bild an der Stirnwand und
verleiht einem das Gefühl, mittendrin statt nur dabei zu sein.

Dar Chilene – ein Urgestein der Bocholter Gastroszene, bittet zu Tisch. Während wir in den Schankraum zurückkehren, berichtet
Wolfgang, dass der Name Maurizio aus dem griechischen stammt und „schwarz“ bedeuten würde. Passt zum Haupthaar, denke ich … neige aber immer noch zu der Vermutung, dass es „Protebühl“ auf
chilenisch heißt, angesichts der Storyteller-Qualitäten von meinem zukünftigen Gegner am Herd ;-). 

Apropos „schwarz“ … schwarz sehe ich für dich in Bezug auf den angedachten Koch-Contest, lieber Maurizio 😉

Was sollen wir kochen, mein Freund? 

Es folgte ein kurzweiliger Schlagabtausch zu Klassikern wie Flammkuchen, Empanadas, Boeuf Bourguignon etc. bis wir

uns auf Miesmuscheln einigen, die wir in vielen verschiedenen Facetten zubereiten und mit euch teilen wollen. 

Den kurzfristigen Gedanken, den Abend mit Live-Musik zu untermalen und ihn MuMu (Muscheln & Musik) zu nennen, haben wir mit einem Glas Müller-Thurgau von Julius Spittal als „zu schlüpfrig“ heruntergespült.

Mitten in dieser Diskussion erschien Kirsten. Deutlich zu früh für den Rücktransport von Stefan und mir, aber gerade richtig, um das Duell der beiden Koch-Dinos (so ihre Worte) anzufeuern.

Während ich vier ambitioniert-stylische Muschelvarianten aus meinen kulinarischen Synapsen schüttelte, wartete Maurizio mit einer klassischen Variante auf, begleitet von einem süffisanten: Weniger ist mehr.

Das würde ich auch so bezeichnen, wenn meine kulinarische Klaviatur nicht mehr hergeben würde. Das ist, als wenn du mit einem Messer bei einer Schießerei auftauchst, mein Lieber. Was ist überhaupt unser Einsatz? Was muss der tun, der verliert?

Wieder folgte ein herzhaft komischer Schlagabtausch. Die erdachten Strafen reichen vom ehrwürdigen Siezen des Gewinners für drei Wochen bis zu „dann musst du einen Poncho überziehen und in der Fußgängerzone ‚Ein Indiojunge aus Peru‘ auf der PAN-Flöte spielen.“ 😉 Wisst ihr noch, wer das Original gesungen hat? Bevor ihr googelt, es war Katja Ebstein. 

Irgendwann wurde uns deutlich, dass wir beide unheimlich Lust auf dieses Muschelspektakel haben, aber wenig Freude dabei empfinden, ein Battle daraus zu machen – obwohl ich die Nummer mit dem Poncho zum Piepen fände ;-).

Und so beschlossen wir Harmonie statt Provokation zu zelebrieren und unsere Gedanken für dieses Muschel-Event auf Papier zu skizzieren. Was daraus wurde bzw. was es geben wird, findet ihr nebenstehend.

Alle am Tisch waren sich einig, dass wir wahrscheinlich einen Container für die Muschelschalen bestellen müssen, angesichts der Vielfalt der Kompositionen und der ausgerufenen Muschel-Flatrate „all you can eat.“

Übrigens: Wer zuerst kommt, muschelt zuerst ;-). Von den 60 Plätzen in der PIANO-Weinbar ist die Hälfte schon belegt, von Freunden der fünf weinlustigen Muschel-Event-Designer, die sich zu diesem Late-Hour-Dämmerschoppen in der PIANO-Weinbar eingefunden hatten.

Wir freuen uns auf Begegnungen in dieser urigen Weinbar mit euch – insbesondere als Gäste dieses spektakulären, kulinarischen Jahresauftakts am Freitag, 19. Januar 2024.

Die normale Küche bleibt an diesem Tag geschlossen. Also, Menschen mit einer Meeresfrüchteallergie werden wir an diesem besonderen Tag bedauern, aber nicht bewirten können.

Neustraße 4
46414 Rhede

Tel: 02872 / 980641

info@piano-weinbar.de
www.piano-weinbar.de

Facebook: https://www.facebook.com/p/Piano-Weinbar-100063480401466/

Öffnungszeiten:

Mittwoch bis Samstag – von 16.00 bis 23.00 Uhr